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Altersdiskriminierung

Steve Buissinne/Pixabay

Stephan bewarb sich um eine Stelle als Kundenberater. Die Antwort vom Arbeitgeber: Man habe für diese Stelle kein Interesse an Bewerbungen von über 40-Jährigen. Stephan macht daraufhin vor Gericht die Verletzung einer Vielzahl von Normen geltend; ohne Erfolg.

Der Arbeitgeber von Eliane, 57-jährig, versucht sie seit einiger Zeit von einer Frühpensionierung zu überzeugen. Da die Überzeugungsarbeit keine Früchte trägt, entscheidet sich der Arbeitgeber, zu anderen Massnahmen überzugehen. Es folgen diverse arbeitsrechtliche Massnahmen, von Zielvereinbarungen über Verwarnungen bis schliesslich zur Kündigung. Begründet wird das Ganze damit, dass Eliane den Anforderungen ihres Berufes nicht mehr gewachsen sei und dass es im Betrieb keine sinnvolle alternative Beschäftigungsmöglichkeit gebe.

So wie Stephan und Eliane geht es vielen älteren Personen im Arbeitsleben und auf dem Arbeitsmarkt.

Die schweizerische Gesetzgebung setzt der arbeitsvertraglichen Vertragsfreiheit hinsichtlich der Freiheit, Arbeitnehmende aufgrund ihres Alters zu diskriminieren, nur vereinzelt und in allgemeiner Weise Schranken. Für die Phase der Stellenbewerbung und des Vertragsabschlusses setzen die Pflicht zu einem Verhalten nach Treu und Glauben und zum Schutz der Persönlichkeit der privatrechtlichen Willkür minime Schranken. Während des Arbeitsverhältnisses bieten der arbeitsrechtliche Persönlichkeitsschutz und Gleichbehandlungsgrundsatz einen Schutz vor altersbedingter Benachteiligung. Die Entlassung eines älteren Arbeitnehmers oder einer älteren Arbeitnehmerin kann unter spezifischen Voraussetzungen als eine missbräuchliche Kündigung qualifiziert werden und Schadenersatzforderungen nach sich ziehen.

Diese wenigen, zumeist zu allgemeinen Normen sind jedoch nicht ausreichend, um den verfassungsrechtlich verankerten Schutz vor Altersdiskriminierung im Arbeitsverhältnis in all seinen Stadien – von der Anstellung bis zur Auflösung des Arbeitsverhältnisses – effektiv wirksam werden zu lassen.

Aufgrund des Fehlens eines ausdrücklichen gesetzlichen Diskriminierungsverbots aufgrund des Alters, welches auch im Bewerbungsverfahren Anwendung finden würde, ist es nicht erstaunlich, dass kaum Gerichtsfälle zu dieser Problematik vorliegen. Im Unterschied dazu verbietet das Gleichstellungsgesetz die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ausdrücklich auch bei der Anstellung und sieht für eine diskriminierende Nichtanstellung aufgrund des Geschlechts eine Sanktion von bis zu drei Monatslöhnen vor. Trotz Grundrechtsbindung staatlicher Arbeitgeber finden sich auch im öffentlichen Dienst keine Fälle, bei denen eine Nichtanstellung aufgrund des Alters sanktioniert wurde. Gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung aufgrund des Alters bedarf es also sowohl im privaten Arbeitsrecht als auch im öffentlichen Personalrecht.

Was den Kündigungsschutz älterer Arbeitnehmer/innen anbelangt, gibt es diverse Vorschläge, diesen zu verstärken, wie etwa durch eine gesetzliche Verankerung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, längere Kündigungsfristen oder Abgangsentschädigungen. Auch im Nationalrat wurde ein Vorstoss eingereicht. Der Kündigungsschutz sollte ergänzt werden und dem Arbeitgeber nach Ablauf der Probezeit die Kündigung eines Arbeitnehmers verbieten, wenn dieser das 55. Altersjahr erreicht hat, mindestens 10 Dienstjahre aufweist und der Arbeitgeber nicht glaubwürdig begründen kann, dass die Kündigung nicht zur Ersetzung des betroffenen Mitarbeiters durch eine kostengünstigere Arbeitskraft führt. Die Initiative wurde leider von der zuständigen Kommission des Ständerats abgelehnt.

Um ältere Personen wie Stephan und Eliane in Zukunft besser zu schützen, besteht also noch Handlungsbedarf in der Schweiz. Zur Schaffung eines umfassenden gesetzlichen Diskriminierungsverbots aufgrund des Alters könnte man sich am Gleichstellungsgesetz orientieren.

Kommentare

  • Regina Puchinger

    Regina Puchinger 29/10/2020 20:24:41

    Ich erwarte die Kündigung. Leider bin ich schon 57 Jahre alt.Trotz Kurzarbeit wurden neue Angestellte eingestellt. Portugiesen die einfach zu einen günstigeren Lohn arbeiten. Dieser Portugiese mit 40 Jahre wurde als Lehrling getarnt Viele Einsätze und ich stets in Kurzarbeit immer frei????.Ich habe soviel
    Qualifikationen im Gastgewerbe. Leider von meinem Arbeitgeber nicht relevant.
    Warum diese Alters-Diskrimierung?Warum diese Schikanen? Ich bin qualifiziert.
    Ich arbeite gerne. Vielen Dank für Ihre Hilfe.

  • Elisa Lanthaler, Kommunikation SEV

    Elisa Lanthaler, Kommunikation SEV 30/10/2020 07:59:53

    Guten Tag

    Besten Dank für Ihren Kommentar. Wir werden uns per E-Mail bei Ihnen melden.

    Freundliche Grüsse

  • Priska Knecht

    Priska Knecht 12/11/2020 21:04:28

    Ich bin 57 Jahre alt und arbeite seit 29 Jahren in der Verwaltung. Seit bald 6 Jahren werde ich regelmässig gemobbt. Ich habe dem immer Stand gehalten, weil ich meine Arbeit und meine Arbeitskollegen sehr mag. Nun habe ich eine neue Vorgesetzte, welche mich loswerden will. Sie ist 40. Ich bekam eine lächerliche Verwarnung wegen zu lautem Reden. Eine misserable Mitarbeiterbeurteilung ihne Gspräch und nun will man mir zugunsten anderer Mitarbeiter Arbeit wegnehmen, meine Stellenprozente auf 50% senken, was praktisch einer Kündigung gleichkommt und mich in eine finanzielle Notlage treibt. Ich bin jetzt krankgeworden, diesen Druck konnte ich nicht mehr standhalten.

  • Salvatore Mottura

    Salvatore Mottura 20/04/2021 07:23:29

    Salve ho tra mesi compiuto 60 anni e lavoro nella stessa azienda da 37 anni come marmista all inizio come sliffatore e poi come montatore di piani di cucina in granito dopo 25 anni di montaggio con sollevamenti di pesi inaccettabili ho subito un incidente sul lavoro cadendo rovinosamente con una lastra di granito ho riportato la rottura del sovraspinatus da allora incomincio il mio calvario,la Suva mi ha riconosciuto una rendita del 30% e con il mio datore di lavoro abbiamo trovato un accordo con una riduzione del salario del 30% il restante lo versa la Suva e sono rimasto nella stessa ditta,voglio ricordare che dopo l incidente ho perso circa 30000.- di entrate al mese perche la Suva calcola solo 80% del guadagno fatto.Ora il mio datore di lavoro è venuto a mancare tutto è cambiato da allora in nuovo datore non è mai contento vuole sempre di più e io le ricordo sempre che non posso fare di più non ne sono più capace nel fra tempo ho anche un problema con la schiena ma continuo a svolgere il mio lavoro di fresatore come accordato con il mio vecchio datore di lavoro ogni fine mese una cosa nuova prima mi taglia la tredicesima poi mi taglia le ferie poi mi costringe a fare cose pesanti pur sapendo che ho dolore non ha rispetto della mia persona e del mio lavoro svolto per 37 anni,ora cerca di sollecitare la Suva nel assegnarmi aumento rendita ma la Suva ha declinato ora vuole fare domanda alla IV ,premetto che io dovrei andare in prepensionamento anticipato a 62 anni per lavoro usurante tra due anni e mi stanno rendendo la vita difficile grazie