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Delegiertenversammlung Bau

Personalmangel macht zu schaffen

Die Delegierten des SEV-Unterverbands BAU trafen sich am 5. Juni im Alten Tramdepot in Bern. Sie diskutierten über die Herausforderungen im Berufsalltag. Ausserdem bestimmten sie, wer den Unterverband in der Periode 2025 bis 2028 in verschiedenen Gremien vertreten wird.

Der neue Zentralausschuss BAU (von links): Philippe Schibli, Hans-Ueli Keller, Karin Koller, Hubert Koller, Jan Weber und Memet Kaya. Es fehlen Giuseppe Lanini und Urs Muff.

«Bei den Arbeitsbedingungen des Personals ist SBB Infrastruktur meist nicht mehr konkurrenzfähig», sagt Zentralpräsident Jan Weber in seinem Eröffnungsreferat und nennt damit eines der grössten Alltagsprobleme im Infrastrukturbereich beim Namen. Es fehlt in vielen Bereichen an Personal. Aus Sicht vieler Delegierten, die an dieser lebhaften DV das Wort ergreifen, liegt das Problem häufig beim Management der SBB. «Die Führung beschäftigt sich zu sehr mit Organisieren und Reorganisieren und zu wenig mit dem eigenen Personal», sagt SEV-Gewerkschaftssekretär Urs Huber. Keine Lösung ist es sicher, wenn die SBB eigene Aufgaben an Drittanbieter weitergibt. Statt ins eigene Personal zu investieren, wird viel Geld an Drittanbieter bezahlt, die dann wiederum gute Leute von der SBB abwerben. «Langfristig erhöht das die Kosten für die SBB. Statt ins eigene Personal zu investieren, fliesst das Geld an externe Unternehmen ab, eine absurde Situation», stellt SEV-Vizepräsident Patrick Kummer fest.

Gewerkschaftssekretärin und SBB-Verwaltungsrätin Edith Graf-Litscher verspricht, die Sorgen der Kolleginnen und Kollegen in den Verwaltungsrat zu tragen: «Massnahmen gegen den Fachkräftemangel haben eine hohe Priorität. Ich setze mich dafür ein, dass mehr junge Leute in handwerklichen Berufen ausgebildet werden. Es müssen nicht alle an die Uni.» Auch die Politik ist gefordert, sind sich die Delegierten einig. «Man kann nicht immer mehr Projekte starten, ohne das Personal einzubeziehen», sagt ein Kollege.

Unwort des Jahres «Repriorisierung»

Nicht nur der Personalmangel beschäftigt die Delegierten, sondern auch laufende Sparmassnahmen. «Man sollte das Wort Repriorisierung zum Unwort des Jahres erklären», schlägt ein Kollege vor. Es gehöre schon fast zum normalen Alltag, dass man an einer Baustelle beginnen wolle, und kaum sei man vor Ort, werde das Projekt abgebrochen, weil es plötzlich andere Prioritäten gebe. «Es ist unverständlich, dass Baustellen gestrichen werden, wo eigentlich alles schon fertig geplant und bereit ist», sagt Gewerkschaftssekretär Urs Huber. Die Situation, dass man ein Bauprojekt plant ohne zu wissen, ob man es dann tatsächlich durchführen kann, sei sehr belastend für das Personal. Auch bei der Sicherheit besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Es ist wichtig, dass die SBB den konstruktiven Dialog mit dem SEV fortsetzt. «Jeder Unfall ist einer zu viel. Ihr seid alle bei eurer Arbeit gefordert und müsst wenn nötig Stopp sagen und als gutes Vorbild vorangehen», sagt Urs Huber.

Patrick Kummer gibt einen kurzen Einblick zum Stand der Dinge beim GAV. Im Moment ist noch immer offen, wie der GAV verlängert und weiterentwickelt werden soll. Für die Mitglieder der GAV-Konferenz ist klar, sie bevorzugen eine Verlängerung des bestehenden GAV. Einzelne Bereiche des GAV sollen jedoch verbessert werden.

Amtsperiode 2025 bis 2028

Die Delegierten bestimmen über die Finanzen des Unterverbands und führen Wahlen durch. In der letzten Rechnungsperiode gab es zwar einen ausserordentlichen Verlust, doch die finanzielle Situation ist stabil und eine Beitragserhöhung in den nächsten Jahren ist nicht nötig. Beim Budget wird etwas mehr Geld für die Mitgliedergewinnung geplant. Auch 2024 erhalten Kolleginnen und Kollegen eine Prämie, wenn sie besonders viele Neumitglieder werben. Der Werbeverantwortliche Philippe Schibli zahlt den anwesenden Topwerbern feierlich eine Prämie aus.

Bereits seit dem Sommer 2023 neu im Zentralausschuss dabei ist Sekretärin Karin Koller, die jetzt noch offiziell in ihr Amt gewählt wird. Ebenfalls seit 2023 im Zentralausschuss tätig, ist Kassier Urs Muff, der auch gewählt wird. Wiedergewählt werden Jan Weber (Zentralpräsident), Hubert Koller (Vizezentralpräsident), Philippe Schibli (Werbeverantwortlicher), Memet Kaya (Beisitzer und Webmaster), Hans Ulrich Keller und Giuseppe Lanini (beide Beisitzer). Reto Vogt wird GPK-Präsident, Michaël Nussbaum und Daniel Lottaz werden GPK-Mitglieder. Zum Ersatzmitglied der GPK wird Bruno Blaser gewählt. In den anderen Gremien werden die Bisherigen bestätigt. Die Nachfolge von Urs Huber als zuständiger Gewerkschaftssekretär übernimmt Michael Buletti.

Beim Reglement werden kleine Anpassungen vorgenommen. Ein Antrag der Sektion Tessin wird abgelehnt, die Vertretung der Regionen zusätzlich zu fördern. Schon jetzt sieht das Reglement eine angemessene Vertretung vor. Zum Teil angenommen wird ein Antrag der Sektion Bern-Wallis, der eine Verbesserung beim Pensionierungsmodell Valida fordert. Die Sektion muss den Antrag nun noch konkretisieren bzw. detaillierter ausarbeiten.

Michael Spahr