BLS: Lohnmassnahmen im Fokus
Der Zentralvorstand BLS tagte am 3. Dezember in Bern. Die rund 40 Anwesenden entschieden über das Mandat für die Lohnverhandlungen und diskutierten ihre Vorstellungen in Bezug auf ein neues Lohnsystem.
SEV-Gewerkschaftssekretärin Katrin Leuenberger führt durch den Vormittag und begrüsst kurz nach Beginn der Versammlung Christian Hurni und Denise Soliman, beide HR BLS. Sie haben die Aufgabe, den Kolleginnen und Kollegen im Saal ihr Angebot in Bezug auf Betreuungszulagen vorzustellen.
Ab dem kommenden Jahr steigen die Familienzulagen in der Schweiz, da der Bund den Mindestansatz erhöht hat. Die BLS zahlt ihren Mitarbeitenden mit Erstanspruch bereits heute höhere Beiträge als gesetzlich vorgeschrieben. Neu möchte sie auch Mitarbeitende mit Zweitanspruch berücksichtigen, was zusätzlich 300 Familien zugutekommen würde. Die BLS sieht vor, künftig allen Angestellten mit Erstanspruch die kantonalen Zulagen und zusätzlich 140 Franken pro Familie auszuzahlen (mit BG 50 – 100 %, darunter die Hälfte). Angestellte mit Zweitanspruch würden neu 70 Franken pro Familie und Monat erhalten (unter BG 50 % wären es noch 35 Franken).
Dieser zukunftsorientierte Ansatz entspreche der heutigen gesellschaftlichen Realität und sorge dafür, dass fast alle profitieren, insgesamt über 900 Mitarbeitende im Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Da die kantonalen Ansätze sehr unterschiedlich sind, gäbe es auch einige wenige Verlierer:innen mit dieser Regelung. Die BLS gewährt diesen Mitarbeitenden einen Besitzstand von fünf Jahren.
Nach diversen Rückfragen und anschliessender Diskussion ist das Votum im Plenum klar: Das Angebot wird als fair und als Vereinfachung gegenüber dem heutigen System betrachtet, das auch für die Attraktivität der BLS auf dem Arbeitsmarkt hilfreich ist. Es wird deutlich angenommen – und damit per 1. April 2025 eingeführt, zusammen mit den anderen Lohnmassnahmen.
Mandat für die Lohnverhandlungen
Katrin Leuenberger informiert anschliessend über den Stand der diesjährigen Lohnverhandlungen mit der BLS. Zwei Verhandlungsrunden haben stattgefunden, die letzte findet am Tag nach dem Zentralvorstand statt. Für einen Abschluss braucht es ein Mandat von den Mitgliedern des Zentralvorstands.
«Der Spielraum der BLS ist weitestgehend ausgereizt – wir müssen hier darüber entscheiden, ob wir das Angebot so akzeptieren können oder einen Gang ans Schiedsgericht vorsehen», erklärt Katrin Leuenberger. Sie zeigt den Anwesenden auf, wie das Resultat einzuordnen ist: «Ich habe mich informiert – das Resultat steht im Branchenvergleich gut da, auch wenn wir uns bezüglich der aufgelaufenen Teuerung nicht einigen konnten.» (Siehe Kasten.)
Viele Kolleg:innen melden sich zu Wort, es bestehen unterschiedliche Meinungen im Saal. Schliesslich überwiegt aber die Haltung, dass ein Schiedsgericht wohl kaum ein besseres Ergebnis hervorbringen und einige Risiken bergen würde. Die Stimmberechtigten erteilen der Verhandlungsdelegation einstimmig das beantragte Mandat, um die Verhandlungen abschliessen zu können.
Nach dem Mittagessen übernimmt SEV-Gewerkschaftssekretär Marcel Burmeister die Sitzungsleitung. Er zeigt den aktuellen Stand der Mitgliedergewinnung 2024 auf, der unter den Erwartungen liegt. «Wir konnten uns seit Ende August steigern, unser gestecktes Ziel werden wir aber nicht mehr erreichen bis Ende Jahr», ist sich Marcel Burmeister bewusst. «Wichtig ist, dass wir alle gemeinsam dranbleiben und insbesondere auf neue Kolleginnen und Kollegen zugehen, um sie für den SEV zu gewinnen», betont der Gewerkschaftssekretär.
Neues Lohnsystem?
Nach mehreren gescheiterten Anläufen will die BLS im nächsten Jahr erneut ein neues Lohnsystem diskutieren. Der SEV stellt sich nicht gegen dieses Vorhaben, bleibt aber wachsam, da die Konzeption eines neuen Lohnsystems auch viele Risiken birgt. Bereits im Januar und Februar sollen erste Workshops zwischen den Sozialpartnern stattfinden.
Für den SEV ist klar, dass die Mitarbeitenden möglichst frühzeitig einbezogen werden müssen. In diesem Sinne führt Marcel Burmeister im Zentralvorstand eine Gruppenarbeit durch, um bereits erste Ideen, Wünsche und Befürchtungen abzuholen. Die Gruppen setzen sich intensiv mit dem Thema auseinander. Die Resultate werden im Plenum vorgestell und lösen einige Diskussionen aus. Der SEV wird die ersten Inputs mit in die Workshops nehmen sowie seine Mitglieder bei der BLS in geeignetem Rahmen miteinbeziehen und auf dem aktuellen Stand halten.
Chantal Fischer
Das Lohnergebnis
0,8% genereller Teuerungsausgleich;
0,2% für Zulagen:
– 22 statt 20 Franken für auswärtige Verpflegung,
– 15.50 statt 13.50 Franken bei Rucksackverpflegung,
– 19 statt 17 Franken Fahrpauschale Zug- und Lokpersonal;
0,9% für individuelle Aufstiege gemäss Lohnsystem;
0,3% für Einmalprämie von 300 Franken.
Total Lohnmassnahmen: 2,2%. Dazu kommen die angepassten Betreuungszulagen.