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VPT-Branchentagung Bus

Fünf Forderungen für bessere Gesundheit

Der neu gewählte Vorstand der Branche Bus: oben von links Carmelo Scuderi, Dominik Plüss, Marcel Betschart, Sandro Bonomi und Vincent Boileau (neu); unten v. l. Elisabeth Küng und Dashurije Tafolli.

Am 22. Mai begrüsste Elisabeth Küng als Präsidentin der Branchentagung Bus des Unterverbands VPT in Bern 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diese beteiligten sich aktiv an Diskussionen rund um die stark gefährdete Gesundheit des Buspersonals und verabschiedeten eine Resolution mit fünf Forderungen.

Im Saal der Unia-Zentrale begrüsst VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro die 65 anwesenden Mitglieder, von denen 35 aus zahlreichen Sektionen stimmberechtigt waren, den Präsidenten und die Vizepräsidentin des SEV, den VPT-Vizepräsidenten und andere Gäste. Er geht auf die drohenden Kürzungen im regionalen Personenverkehr (RPV) und die SEV-Aktionen dagegen ein, insbesondere auf die Postkartenaktion zum Schreiben und Unterschreiben (Bestellung bei den Gewerkschaftssekretär:innen) und die bevorstehende Petition (siehe auch Bericht über die Bahntagung). SEV-Präsident Matthias Hartwich ruft dazu auf, am 9. Juni Ja zur Prämien-Entlastungs-Initiative zu stimmen. Er verteidigt den Service public im Allgemeinen und den öffentlichen Verkehr im Besonderen, die von Europa sowie durch Budgetkürzungen des Bundesrates beim RPV angegriffen werden. Diese Angriffe abzuwehren sei nur mit einer starken, gut organisierten Basis möglich, sagt er.

Prekäre Gesundheitssituation

Anschliessend stellt SEV-Kommunikationsspezialist Yves Sancey die Broschüre zu den Ergebnissen der dritten Umfrage zu den Arbeitsbedingungen und der Gesundheit in der Busbranche vor. Die Zahlen sind beängstigend, denn mehr als jede zweite befragte Person leidet unter Muskelschmerzen in Schultern und Nacken, abnormaler Müdigkeit und Rückenschmerzen. Steigende Krankschreibungen, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sind die Folge. Die belastendsten Faktoren, die zur Verschlechterung der Gesundheit beitragen, sind Arbeitszeiten von mehr als 10 Stunden, fehlender Zugang zu Toiletten, Fahrzeiten von mehr als 4 Stunden, zu knapp bemessene Wendezeiten an den Endstationen, die oft nicht mal eine fünfminütige Gesundheitspause zulassen, und das rücksichtslose Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmenden.

Die Liste der Berufskrankheiten ist so lang, dass sowohl die Unternehmen als auch Institutionen wie die Suva schnellstmöglich handeln müssen. Es geht dabei nicht um Bagatellen, sondern um psychische Beeinträchtigungen, Depressionen, Schlafstörungen, Diabetes usw. Bei Lungenkrebs, Magen-Darm-Krebs und Suizid ist das Fahrpersonal sogar die Berufsgruppe mit dem höchsten Sterberisiko im Vergleich zur übrigen Schweizer Bevölkerung. Deshalb verabschiedet die Versammlung eine Resolution (siehe rechts) mit fünf Minimalforderungen zuhanden des Branchenverbands VöV und des Bundesamts für Verkehr BAV. An diese wird die Resolution zusammen mit der Broschüre verschickt, wie auch an die SEV-Sektionen, damit diese sie bei den Unternehmensleitungen einbringen.

Wahlen und Diskussion zum AZG

Am Nachmittag wird der Vorstand neu gewählt, der mit Vincent Boileau – einem Busfahrer bei TransN – ein neues Mitglied erhält. Das scheidende Mitglied Vincent Leggiero wird geehrt. Gewerkschaftssekretärin Susanne Oehler spricht über das Arbeitszeitgesetz. Sie startet eine Debatte darüber, wie es verbessert werden könnte, um beispielsweise die Arbeitszeiten zu senken. In Workshops wird lebhaft diskutiert, insbesondere über die Vorteile und Risiken von Teilzeitarbeit. Zur Sprache kommen auch Probleme wie eine nicht immer garantierte minimale Arbeitszeit, spät angekündigte Fahrpläne, zu leise Elektrobusse, Tempo-30-Zonen, die es erschweren, den Fahrplan am Abend einzuhalten, oder Beschwerden von Reisenden, die dem Personal unbegründet angelastet werden.

Yves Sancey

Resolution

Die fünf Forderungen der Resolution:

1. Maximale Dienstschicht von 10 Stunden.

2. Ruheschichten müssen mindestens 12 Stunden betragen.

3. Garantierter Zugang zu Toiletten, d. h. geeignete Sanitäranlagen an jeder Endstation, und ausreichende Pausen, um sie zu benutzen.

4. Die Lenkzeit pro Dienstschichtteil darf nicht länger als 4 Stunden sein, mit einer garantierten Mindestzeit für Gesundheitspausen.

5. Eigene Infrastrukturen für Busse, Trams und Trolleybusse (wie Fahrspuren oder Halteplätze). Die Unternehmen müssen bei ihren Auftraggebern und den zuständigen Behörden die notwendigen Schritte unternehmen, um die ausschliessliche Nutzung zu gewährleisten.

4. Gesundheitsumfrage

Eine vierte Gesundheitsumfrage mit dem Namen TRAPHEAC beginnt am 5. Juni. Sie wird von Unisanté in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, darunter der SEV, durchgeführt. Valérie Boillat, Vizepräsidentin des SEV ruft zum Mitmachen auf: «Es ist eine einmalige Gelegenheit, um wichtige Daten zu erhalten, die uns fehlen, um die Erforschung und Anerkennung von Berufskrankheiten voranzubringen.» Alle Infos dazu gibt es hier (aber bitte nicht vor dem 5. Juni) : https://trapheac.ch