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Genfersee-Schifffahrt: Das Personal hat genug

An der ausserordentlichen Versammlung des VPT Lac Léman vom 29. Juni sprachen über 75 Angestellte der Leitung ihr Misstrauen aus.

Mangelnde Voraussicht, zu wenig Personal und mangelhafte Organisation: davon hat das Personal der Genfersee-Schifffahrtsgesellschaft (CGN) die Nase voll. An einer ausserordentlichen Versammlung am 29. Juni haben über 75 Angestellte einstimmig der Leitung ihr Misstrauen ausgesprochen. Den Überdruss, die Müdigkeit und das Leiden des Personals hat der SEV dann der Leitung in einem Brief mitgeteilt. Dieser beschleunigte die Durchführung eines externen Audits, über das der Verwaltungsrat bereits nachgedacht hatte und dessen Ergebnisse im Herbst erwartet werden.

Verwaltungsratspräsident Benoît Gaillard sagte gegenüber «24Heures»: «Wir haben nach dem Brief der Gewerkschaft schnell reagiert und ein Treffen organisiert und einige erste dringende Massnahmen eingeführt.» Tatsächlich lud der Verwaltungsrat Mitarbeitende an seine Sitzung vom 7. Juli ein, die kein Blatt vor den Mund nahmen.

«Wir hoffen, dass der Verwaltungsrat die Dringlichkeit der Situation und die Notlage des leidenden Personals verstanden hat. Und dass er die Massnahmen zur Entlastung des Personals in den nächsten Monaten beschleunigt und nicht bis zum Herbst zuwartet», warnt Lionel Simonin, Präsident der SEV-VPT-Sektion Lac Léman. Die CGN hat zwar schnell reagiert, indem sie die Charterfahrten eingeschränkt hat und bis zum 31. Dezember 2022 keine zusätzlichen anbietet sowie wenig frequentierte Wochenend-Verbindungen zwischen Lausanne und Yvoire gestrichen hat. Dadurch hat sich das Problem aber leider auf die grenzüberschreitenden Verbindungen des Navibus verlagert, der an diesen Tagen schon jetzt beträchtliche Tagesleistungen erbringt.  

«Nichtsdestotrotz», so Simonin, «konnten wir mit der Geschäftsleitung schnell an einem ‘entspannteren’ Fahrplan für diesen Herbst arbeiten. Wir hoffen, dass dies der Auftakt zu einem Fahrplan für 2023 sein wird, der auf einer geringeren Geschwindigkeit der Schiffe basiert, was uns ermöglichen würde, Treibstoff zu sparen und flexibler zu sein, um den Fahrplan und die Anschlüsse mit jedem Schiffstyp auf jeder Verbindung zu gewährleisten. Probleme, die von einer grossen Anzahl unzufriedener Kunden angesprochen wurden.»

Die Mitarbeitenden sind angesichts der Herausforderungen weiterhin besorgt. In den nächsten Jahren werden zwei neue Schiffe, die «Naviexpress», das schweizerische und französische Ufer miteinander verbinden, das erste Schiff bereits ab Sommer 2023. Wenn die Situation heute schon kritisch ist, wie wird sie dann im nächsten Jahr aussehen? In «24Heures» sendet Benoît Gaillard ein Signal in die richtige Richtung: «Wir sehen vor, in den Jahren 2022 und 2023 so viel Handlungsspielraum wie möglich zurückzugewinnen, was [...] uns erlauben würde, uns die für unsere Ambitionen notwendigen Mittel zu geben.»

Die Dringlichkeit, für die diese Mittel bereitgestellt werden müssen, besteht darin, auf den Personalunterbestand zu reagieren. Dieser betrifft Schiffsführer, Kapitäne, Kassiere, Mechaniker, bestimmte Abteilungen in der Verwaltung und weitere Funktionen, von denen viele eine lange Ausbildung erfordern. «Ohne auf die Ergebnisse des Audits in diesem Herbst zu warten, muss das Unternehmen nun sehr schnell starke Massnahmen ergreifen, deren wichtigste das Versprechen ist, genügend Personal einzustellen, um die Mittel mit der ehrgeizigen Politik der CGN in Einklang zu bringen», fordert Lionel Simonin. «Andernfalls muss die Leitung rasch ankündigen, dass sie die Segelfläche reduziert.» Für Simonin ist klar: «Die Weiterentwicklung der CGN liegt im Interesse aller, aber nicht um jeden Preis.»

Yves Sancey / Übersetzung: Markus Fischer

Kommentare

  • Schmid

    Schmid 01/09/2022 16:00:59

    Ca fait un moment que ça va mal !
    Mais la nouvelle direction c’est le pompon
    35 ans de service aucun mot de la direction pour le départ à la retraite
    Après 8 mois on reçoit un coli postal avec une montre achetée il y a 9 ans comme présent de départ
    Et un torchon pratiquement illisible signée par je ne sait pas qui !
    Lamentable