SBB Cargo: Fragen zur Umsetzung der neuen Berufsbilder
Nachdem Anfang Juni über die neuen Berufsbilder und deren Umsetzung per 1. Januar 2023 informiert wurde (siehe SEV-Zeitung Nr. 7 und 8/2022), lösten ab September ein Schreiben an die Mitarbeitenden und vor allem die Einforderung von Unterschriften unter Zusätze zu den bisherigen Arbeitsverträgen viel Verunsicherung aus. Neben unklaren Formulierungen und gesundem Misstrauen scheint dazu beigetragen zu haben, dass Vorgesetzte Fragen nicht befriedigend beantworten konnten und dass eine «Schwesterorganisation» des SEV eher problematisch «informierte», wie SEV-Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn feststellte. Er hat darum vom 13. bis 31. Oktober Online- und Präsenzsprechstunden angeboten. Die dort gestellten Fragen betrafen vor allem folgende Themen:
• Manche B-Lokführende finden es verständlicherweise ungerecht, dass von ihnen nun die Ausbildungen Prüfer Wagenladung (PWL), Betriebliche Zuguntersuchung (BZU) und Funkfernsteuerung (FF) verlangt werden können, ohne dass sie dafür in ihrem neuen Anforderungsniveau H der normalen Lohnkurve spürbar mehr Lohn erhalten als im bisherigen AN G der Lokführerkurve – anders als das B100-Lokpersonal Level 3, das dank dem Wechsel vom AN F ins G per 1. Januar 2023 mindestens 3000 Franken mehr verdient. «Immerhin sind über 58-Jährige ausgenommen, und die B-Lokführenden profitieren neu von einem beschleunigten Aufstieg in 10 Jahren wie ihre Kolleg:innen beim Personenverkehr», hält Hadorn fest. Zudem wird sich zeigen, wann diese Ausbildungen wegen technischem ‹Rückstand› überhaupt nötig sein werden, und oft dürften genug Freiwillige zu finden sein. «Mancher arbeitet wohl ganz gerne als Allrounder auch mit der Funkfernsteuerung, kontrolliert Wagen usw. Diese Polyvalenz ist nun mal die Philosophie von SBB Cargo. Man will, dass B-Lokführer künftig vor allem ehemalige B100-Lokführer sind, die diese Ausbildungen schon mitbringen und als ehemalige Rangierer das ganze Geschäft beherrschen.» Es gilt auch zu berücksichtigen, dass gemäss SBB Konzern die Toco-Bewertung für die B-Lokführenden ein tieferes AN ergab. Der SEV hat eine Überprüfung verlangt «und eine Zweiklassengesellschaft erfolgreich verhindert», so Hadorn.
• B100-Lokführende Level 2, die nicht alle drei Ausbildungen haben, aber den PWL, erhalten dafür ab 1. Januar 2023 jährlich wiederkehrend 1500 Franken Prämie. Das gilt auch für die Rangierpersonalkategorien A 40 und Ai 40.
• Als Folge ihres höheren AN wechseln alle Lokführenden B100 vom Frühpensionierungsmodell Valida ins Priora. Dies ist für Kollegen, die nach vielen Jahren in Valida demnächst vorzeitig in Pension gehen wollten, ein echtes Problem. Zwar gibt es eine Härtefallklausel, die zu Einschüssen in die Pensionskasse führen sollte, doch führt dies nicht in jedem Fall zu befriedigenden Lösungen.
Für Fragen steht der SEV seinen Mitgliedern gerne zur Verfügung. Jedoch können Vorgesetzte und das HR diese oft einfacher beantworten, weil sie Zugriff auf persönliche Daten haben.
Markus Fischer