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Porträt

Wolfram Siede bringt Fairlog voran

Wolfram Siede – so heisst der neue Verantwortliche für die Gewerkschaftsallianz Fairlog im SEV. Schon immer setzte er sich leidenschaftlich für Menschen und soziale Gerechtigkeit ein. Davon profitieren jetzt vor allem die Angestellten in der Logistikbranche.

Wolfram Siede.

Seit dem 1. Oktober 2018 arbeitet Wolfram Siede nun schon beim SEV. Angestellt worden ist er als Verantwortlicher für Fairlog, die 2017 gegründete Gewerkschaftsallianz in der Logistikbranche. Zusätzlich zu seiner Hauptaufgabe betreut er die Verkehrsbetriebe Zug und die Auto AG Schwyz.

Ein «Mosaiklebenslauf»

Ursprünglich war Wolfram Siede Handwerker und später Mediengestalter. «Ich habe halt einen Mosaiklebenslauf», meint er. Erst spät entschied er sich für ein Studium der Sozialarbeit; seinen Bachelorabschluss erhielt er 2012. Zuletzt arbeitete Siede in der Sozialbetreuung für Geflüchtete beim Caritasverband in Deutschland. Auf den ersten Blick mag dies weder mit Gewerkschaften noch mit der Logistikbranche viel zu tun haben. Doch Wolfram Siede verweist auf Parallelen: «In beiden Fällen handelt es sich um Interessensvertretung von Menschen, die in wirtschaftlicher Hinsicht nicht zu den Privilegierten gehören.» Ausserdem ist er alles andere als gewerkschaftsfremd: Seit Anbeginn seiner beruflichen Tätigkeit ist er als Mitglied in den Gewerkschaften IG-Metall und Ver.di des deutschen Gewerkschaftsbundes aktiv gewesen.

Erschliessung der Branche

Wolfram Siedes Aufgabe als Verantwortlicher für Fairlog im SEV ist keine leichte, denn die Logistikbranche ist enorm gross, unübersichtlich und gewerkschaftlich fast gar nicht organisiert. Doch ein Blick in Siedes Büro, an dessen Wand ein farbiges Mindmap hängt, zeigt: Er hat den Überblick, sein Fokus ist klar. «Der SEV interessiert sich im Projekt Fairlog in erster Linie für den Schienengüterverkehr und die damit zusammenhängenden Logistikanbieter. Darauf konzentriere ich momentan meine Kräfte», erklärt er.

Bei diesen Betrieben hat Fairlog bzw. der SEV bisher nur sehr vereinzelte oder gar keine Mitglieder. «Wir starten quasi von null», bestätigt Siede. Der erste Schritt ist folglich die betriebliche Erschliessung, was einerseits aus viel Recherchearbeit besteht, andererseits aber auch aus persönlichen Gesprächen mit Mitarbeitenden. «So kann ich Kontakte knüpfen und herausspüren, wo der Schuh drückt», sagt Siede. Sicher kommt ihm bei dieser wichtigen Aufbauarbeit sein ausgeprägtes soziales Gespür zugute.

Das Ziel ist ein GAV

Das oberste Ziel ist also im Moment die Mitgliedergewinnung. Der nächste Schritt wäre dann der Abschluss von Firmen-GAV. «Zu den grossen Problemen gehören vor allem die Löhne sowie Arbeits- und Ruhezeitregelungen. Es gibt bisher keinen Mindestlohn und viele Beschäftigte in der Branche arbeiten zu Tiefstlöhnen», weiss Wolfram Siede. Auch 13- oder gar 14-Stunden-Tage seien keine Seltenheit.

«Dort wollen wir ansetzen und versuchen, entsprechende Regelungen in den Firmen-GAV zu verankern.» Langfristiges Ziel wäre natürlich ein branchenübergreifender GAV, doch bis dahin ist der Weg noch weit.

Doch Fairlog leistet bereits jetzt sichtbare Arbeit: Die Unia hat angefangen, gezielt Lastwagenchauffeure anzusprechen und sie zu organisieren. In diesem Bereich herrscht ein regelrechtes Angstregime, welches man nun zu durchbrechen versucht. Syndicom hat unter anderem bei den Velokurieren schon einiges getan – in der Zwischenzeit gibt es dort sogar einen GAV.

Viele Bereiche der rasant wachsenden Logistikbranche hängen schlussendlich auch mit dem Service public zusammen, da dieser immer weiter privatisiert wird. Nicht zuletzt deshalb engagiert sich der SEV nun auch in dieser Branche. Fairlog ist ein wichtiger Schritt für die gewerkschaftliche Erschliessung der Branche, und der motivierte Wolfram Siede ist der richtige Mann für diese schwierige Aufgabe.

Karin Taglang