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Gründung Fairlog

Fairlog – die starke Gewerkschafts-Allianz in Logistik- und Strassengütertransport

Faire Arbeitsbedingungen in der Logistik- und Strassentransportbranche – das fordert die neu gegründete Allianz Fairlog. An der Medienkonferenz vom Dienstag, 19. Dezember, stellten die Gewerkschaften SEV, Syndicom und Unia ihr gemeinsames Projekt vor.

In drei Tagen ist Weihnachten: Die Schweizer Logistikzentren laufen auf Hochtouren, täglich werden tausende Päckli verschickt. Die Logistikbranche hat sich in den letzten Jahren mit dem Wachstum des Online-Handels massiv verändert. Logistik heisst nicht mehr, ein Produkt einfach nur von A nach B zu befördern. Vielmehr umfasst die Branche heute sämtliche Dienstleistungen entlang der gesamten Lieferkette, via Schwertransport ins Logistikzentrum und schlussendlich mit dem Velo-Kurier bis vor die Haustür – zum Beispiel.

SEV will gleich lange Spiesse

Doch was haben Logistik und Strassengütertransport mit dem SEV zu tun? Daniela Lehmann, Koordinatorin Verkehrspolitik SEV und Verantwortliche für das Projekt Fairlog, erklärt: «Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel, aber mit der Digitalisierung ist der Gütertransport auf der Strasse und der Schiene zunehmend verschmolzen und der SEV hat ein grosses Interesse daran, dass auf der Strasse die gleichen Spielregeln gelten wie auf der Schiene.»

In den letzten Jahren haben sich einst klassische Güterbahnunternehmen zu Logistikunternehmen entwickelt, welche die ganze Transportkette abdecken und immer häufiger mit verschiedenen Plattformfirmen zusammenarbeiten. «Fairlog ist die gewerkschaftliche Antwort auf diese Entwicklungen», sagt Lehmann. Die Branche wird immer vielseitiger und bisher sind nur wenige Bruchstücke davon gewerkschaftlich organisiert. Aus diesem Grund bündeln die Gewerkschaften SEV, Syndicom und Unia jetzt ihre Kräfte und wollen gemeinsam versuchen, das Feld zu organisieren. Zu diesem Zweck wurde der Verein Fairlog gegründet. Die strategische Leitung übernehmen die Präsident/innen der Trägergewerkschaften: Giorgio Tuti (SEV), Vania Alleva (Unia) und Daniel Münger (Syndicom). Für die operative Leitung von SEV-Seite sorgt Daniela Lehmann zusammen mit den zuständigen Sekretär/innen der anderen Gewerkschaften.

Forderungen und Ziele

«Mit Fairlog wollen wir bessere Arbeitsbedingungen, gute gesetzliche Rahmenbedingungen und eine systematische Interessensvertretung im Rahmen von Gesamtarbeitsverträgen erreichen», fasst Lehmann die obersten Ziele zusammen. Die wichtigsten Forderungen:

Bessere Arbeitsbedingungen durch Gesamtarbeitsverträge

«Die Branche ist geprägt von Lohndumping, fehlenden Sicherheitsvorkehrungen und tiefen Löhnen», führt Daniela Lehmann aus. Deshalb strebt Fairlog den Abschluss von allgemein verbindlichen Gesamtarbeitsverträgen an, die für gleich lange Spiesse in der Branche sorgen und die Angestellten schützen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen zum Schutz der Arbeitnehmenden

Fairlog setzt sich für den Erhalt der in der Schweiz geltenden Schutzbestimmungen wie des Nacht- und Sonntagsfahrverbots oder des Kabotageverbots ein. «Um einen fairen Wettbewerb zu garantieren, der nicht auf Kosten der Angestellten und der Sicherheit geht, müssen Rahmenbedingungen geschaffen und aufrechterhalten werden», sagt Lehmann.

Arbeitnehmerschutz durch direkte Interessensvertretung

Nebst dem Abschliessen von GAV hat sich Fairlog auch die direkte Interessensvertretung der Arbeitnehmenden in den Betrieben zum Ziel gesetzt. In Zeiten von Digitalisierung und Scheinselbstständigkeit werden die Rechte der Angestellten regelrecht ausgehöhlt. Dagegen wehrt sich Fairlog.

Karin Taglang

Fairlog selbst ist keine neue Gewerkschaft, deshalb läuft die Mitgliedschaft über die drei Trägergewerkschaften. Fairlog-Mitglied wirst du, indem du SEV-Mitglied wirst.

Edito von Giorgio Tuti

Was wir im Personenfernverkehr bekämpfen, ist im Strassengütertransport längst Realität: Es herrscht ein eiskalter, erbitterter Wettbewerb. National sowie international unterbieten sich Logistikunternehmen gegenseitig mit tiefen Preisen – auf Kosten der Arbeitnehmer/innen und der Sicherheit. So verdiente beispielsweise ein bulgarischer Lastwagenfahrer 2016 durchschnittlich 215 Euro im Monat, bei fast zwölf Stunden Arbeitszeit pro Tag. Noch gibt es in der Schweiz zum Glück Schutzbestimmungen wie das Nachtfahrverbot oder das Kabotageverbot, doch ein Blick auf den liberalisierten europäischen Verkehrsmarkt zeigt einen krassen Abwärtstrend bei den Arbeitsbedingungen in dieser Branche.

Das wäre schon schlimm genug, doch der Wettbewerb im Bereich des Gütertransports findet nicht nur auf der Strasse statt, sondern auch zwischen Schiene und Strasse. Einst klassische Güterbahnunternehmen entwickeln sich zunehmend zuLogistikunternehmen, welche die gesamte Transportkette abdecken. So plant beispielsweise ausgerechnet die SBB in der Schweiz die ersten Pilotversuche mit vernetzten Lastwagen-Konvois, dem sogenannten «Platooning». Wir wollen gleich lange Spiesse für den Gütertransport auf der Strasse wie auf der Schiene, das heisst Gesamtarbeitsverträge und gesetzliche Rahmenbedingungen. Wie wir für Schweizer Löhne auf Schweizer Schienen kämpfen, setzen wir uns auch für Schweizer Löhne auf Schweizer Strassen ein!

Deshalb geht der SEV mit den Gewerkschaften Unia und Syndicom eine Allianz ein: Fairlog heisst das Projekt, mit dem wir gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen in der Branche, für faire Rahmenbedingungen und für einen menschlichen Wettbewerb kämpfen wollen, der nicht zulasten der Arbeitnehmenden geht. Auf europäischer Ebene nehmen atypische Anstellungsverhältnisse wie Ich-AGs, Scheinselbstständigkeit oder Leiharbeit zu, und auch bei uns treiben Unternehmen wie Uber solche unfairen Modelle voran. Dabei werden Gesamtarbeitsverträge umgangen und Sozialleistungen nicht bezahlt. Fairlog ist die gewerkschaftliche Antwort auf diese Entwicklungen und wird den Arbeitnehmenden in der Branche Logistik und Strassengütertransport endlich eine Stimme geben!