14. Juni
Braucht es einen weiteren Frauenstreik?
Am diesjährigen 19. Jahrestag des landesweiten Frauenstreiks stellen Gewerkschaftsfrauen die Frage: «Müssen wir Frauen wieder streiken?»
Gewerkschaftsfrauen am 1. Mai 2009 in Zürich. Am kommenden 14. Juni lädt die Frauenkommission des Zürcher Gewerkschaftsbundes alle Frauen zu folgenden Aktivitäten ein: 7.30–8.15 Uhr: Empfang der Kantonsrät/innen, Rathaus Zürich, Limmatquai 55; 11–16 Uhr: Verteilen von Stimmkarten; ab 18 Uhr: Frauenbar im Restaurant Zeughaushof, Kanonengasse 20, Zürich. Anmeldung bei Brigitte Gügler, 044 295 30 00, .
In Zürich verteilen Gewerkschaftsfrauen am 14. Juni Stimmkarten mit der Frage, ob die Frauen in einem Jahr, wenn sich ihr landesweiter Streik zum 20. Mal jährt, erneut Haushalt und Arbeit niederlegen sollen, um gegen die Missachtung des Gleichstellungsartikels in der Bundesverfassung zu protestieren. Denn immer noch fehlt es am Willen und an griffigen Massnahmen, die tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann zu verwirklichen – von der nach wie vor weitverbreiteten Gewalt gegen Frauen ganz zu schweigen:
Der Bund muss Krippen weiter fördern!
Aktion am 14. Juni auf dem Bundesplatz
Ausgerechnet am Jahrestag des Frauenstreiks wird der Nationalrat darüber entscheiden,
ob das Impulsprogramm zur Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen verlängert
werden soll. Das Bundesgesetz über Finanzhilfen für familienergänzende Kinderbetreuung
ist seit 1. Februar 2003 in Kraft und läuft per 31. Januar 2011 aus. Mit seiner
Hilfe konnten bisher 25 000 neue Plätze geschaffen werden. Der Bundesrat schlug
vor, das Programm um vier Jahre zu verlängern. Zuerst stellte er dafür 140
Mio. Franken bereit, in einem zweiten Schritt aus Spargründen nur noch 80 Mio.
Franken. Taktische Spielchen Die Nationalratskommission hat sich für eine Verlängerung
des Impulsprogramms um vier Jahre ausgesprochen. Einsetzen will sie dafür 200
Mio. Franken – mehr als doppelt so viel wie der Bundesrat. Hinter der auf den
ersten Blick erfreulichen Korrektur steht aber auch Taktik, denn auch die deklarierten
Gegner des Programms haben der Krediterhöhung zugestimmt. Sie möchten damit
bewirken, dass das Programm wegen angeblich zu hoher Kosten abgelehnt wird.
Im Rat gibt es daher Minderheitsanträge für tiefere Kredite. Für den Schweizerischen
Gewerkschaftsbund SGB ist klar: Trotz der Schaffung von zahlreichen Betreuungsplätzen
in den letzten Jahren vermag das Angebot die steigende Nachfrage nicht zu decken.
Ein ausreichendes und bedarfsgerechtes Angebot an qualitativ hochstehenden
Kinderbetreuungsplätzen stellt eine Grundvoraussetzung für die Vereinbarkeit
von Erwerbsarbeit und Familie dar und trägt wesentlich zur Gleichstellung von
Frauen und Männern bei. Ein Scheitern der Vorlage muss auf jeden Fall verhindert
werden. Gewerkschaftsfrauen führen am 14. Juni auf dem Bundesplatz in Bern
von 14 bis 16 Uhr eine Aktion durch.
Christina Werder, SGB-Zentralsekretärin
- Immer noch erhalten Frauen bei der bezahlten Arbeit 19 % weniger Lohn als Männer und leisten den grössten Teil der unbezahlten Haus- und Familienarbeit.
- Immer noch sind die Frauen in Kaderpositionen untervertreten, auch bei Verkehrsunternehmen; z. B. im 9-köpfigen SBB-Verwaltungsrat war bis Juni 2009 nur eine Frau, seither sind es zwei.
- Immer noch sind Teilzeitangestellte vielerorts schlechter gestellt bezüglich Lohn, Versicherungen, Weiterbildung und Planbarkeit der Arbeitszeit. Davon sind vor allem Frauen betroffen.
Am 14. Juni 2011, 20 Jahre nach dem landesweiten Frauenstreik, müssen die Frauen wieder ein deutliches Zeichen setzen! Einen entsprechenden Antrag hat im November 2009 die Frauenkonferenz des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes deutlich gutgeheissen. Die Gewerkschaftsfrauen der ganzen Schweiz sind sich einig. Was sagen Sie?
Brigitte Gügler / Fi