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Busfahrerinnen und -fahrer

Umfrage zeigt eine Berufsgruppe mit Gesundheitsproblemen

Die Resultate der Umfrage zur Gesundheit der Busfahrerinnen und -fahrer des Universitätszentrums Unisanté und der Gewerkschaften SEV, syndicom und VPOD sind beunruhigend. Fast alle Befragten sind gesundheitlich beeinträchtigt und leiden an verschiedenen Beschwerden: Muskelschmerzen, Erschöpfung oder Schlafstörungen. Die Unfallzahlen steigen. Es ist Zeit zu handeln, damit die Fahrerinnen und Fahrer weniger krank sind und der Beruf attraktiver wird.

Siehe auch Artikel "Ungesundes_Personal" mit Interview mit Prof. Irina Guseva und Fritz Haenni und mit Editorial von Christian Fankhauser.

Zum dritten Mal nach den Umfragen des SEV von 2010 und 2018 wollten die Gewerkschaften wissen, wie es um die Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer steht und welche Umstände den Beruf erschweren. Am 22. Februar haben SEV, syndicom und VPOD 4324 Fragebogen an ihre Mitglieder in diesem Beruf verschickt. 916 Personen haben geantwortet, was eine Beteiligung von 21 Prozent ergibt. Unisanté, das Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit in Lausanne, hat die Daten ausgewertet und präsentiert die Ergebnisse. Sie sind mehr als klar.

Schmerzen, Erschöpfung, Schlafmangel und Stress

Nur 3,9% der Fahrer:innen haben überhaupt keine Gesundheitsprobleme. Im Durchschnitt gibt jede Person an, an vier gesundheitlichen Problemen zu leiden. Jeder Zweite verspürt Muskelschmerzen im Schulter- oder Halsbereich (57%), übermässige Erschöpfung und Rückenschmerzen (50%). Mehr als jeder Dritte hat Schlafprobleme (43%), Stress (42%), ist gereizt (35%) und hat Kopfschmerzen (33%). Seit 2018 zeigt sich eine markante Steigerung der Schmerzen im Schulter- und Halsbereich. Die Zahl der Arbeitsausfälle hat 2022 zugenommen. Einer von zwei Fahrern fiel 2021 mindestens einmal wegen Krankheit aus. Nicht nur die Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer steht auf dem Spiel, sondern auch deren Sicherheit und jene der Passagiere. Fast ein Drittel der Fahrerinnen und Fahrer (32%) sitzen auch ans Steuer, wenn sie nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Erschöpfung und Kopfschmerzen haben Auswirkungen auf die Unfallhäufigkeit, die sowohl 2018 als auch 2022 zugenommen hat.

Weshalb hat diese Berufsgruppe so viele Gesundheitsprobleme? Unisanté stellt fest, dass sich «angesichts des hohen Anteils gewisser recht besonderer Gesundheitsprobleme annehmen lässt, dass diese mit den Arbeitsbedingungen in Verbindung stehen. Beispielsweise wurde nachgewiesen, dass die Vibrationen, denen der ganze Körper der Busfahrer täglich ausgesetzt ist, eine Ursache für Rückenschmerzen sind.»

Lange Dienste, Radfahrer und WC-Pausen

Ein Teil der Fragen zielte darauf ab, verschiedene Erschwernisse zu bewerten. Dienste über 10 Stunden, aufgrund der Unterbrüche ohne Fahrzeit, stehen zuoberst. «80% finden das beschwerlich oder sehr beschwerlich. Das ist eindrücklich. Diese Ausdehnung des Arbeitstags ist sehr ermüdend», betont Christian Fankhauser, Vizepräsident des SEV. Lange Arbeitszeiten ohne Zugang zu Toiletten sind auf dem dritten Platz der Beschwerlichkeiten. «Wenn auch die steigende Zahlen von Busfahrerinnen indirekt dazu geführt hat, dass mehr Toiletten an Wendepunkten bereitgestellt wurden, verhindern die engen Fahrpläne und die aufgelaufenen Verspätungen deren Benützung, gewisse verzichten deshalb aufs Trinken», erläutert Fankhauser. Das Verhalten der Radfahrer und die Aggressivität der andern Verkehrsteilnehmer belegen die Plätze 2 und 4 der Beschwerlichkeit.

Die Zunahme von Velos und Velostreifen als Folge des Lockdowns spielen zweifellos eine Rolle. Die Lösung heisst Busspuren. Micha Amstad, Zentralsekretär des VPOD für den Lokalverkehr: «Die Umfrage zeigt die gesundheitsschädigenden Faktoren für das fahrende Personal klar auf. Wir verlangen von den Unternehmen, dass sie den Hebel am richtigen Ort ansetzen, um das Personal zu schützen. Die Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer steht zuvorderst.»

Einfluss von Corona auf die Gesundheit

Die Studie gibt erstmals einen Einblick darauf, wie die Fahrerinnen und Fahrer den Umgang mit der Corona-Krise und deren Einfluss auf ihre Arbeit und ihre Gesundheit wahrnehmen. Über 40% der Fahrer:innen haben Auswirkungen von Corona gespürt, sei es wegen der Verkürzung der Ruhezeit oder wegen kurzfristigen Einsätzen, um Kollegen zu ersetzen. Die Umfrageergebnisse zeigen auch die Bedeutung, die die Fahrer:innen der Ergonomie beimessen, insbesondere dem Sitz, der praktisch einstimmig als wichtig beurteilt wird. Die über 56-Jährigen, also am Ende der Berufslaufbahn, sind am meisten von Schmerzen der unteren und oberen Gliedmassen betroffen. Valérie Solano, Vizepräsidentin des SEV, hält fest: «Es ist ein harter Beruf. Je mehr man die Arbeitsbedingungen verbessern kann durch regelmässigere Dienstpläne, weniger Stress und mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz, umso höher sind die Aussichten, dass die Fahrerinnen und Fahrer gesund bleiben!»

Für Manuel Wyss, Zentralsekretär syndicom, ist seine Gewerkschaft bei PostAuto auf einem guten Weg: «Die Einsatzplanung für die Fahrerinnen und Fahrer wurde mit dem neuen GAV PostAuto überarbeitet; auf dieser Basis achtet syndicom seit der Inkraftsetzung des GAV darauf, dass die Jahresplanung gemäss Arbeitszeitgesetz und GAV eingehalten wird. Wesentlich ist, dass das Bundesamt für Verkehr die Anwendung des AZG kontrolliert.»

Die Resultate der Umfrage sind beunruhigend und rufen dringend nach Antworten. Die Generation der Babyboomer geht in den nächsten 5 bis 10 Jahren in Pension und nur eine höhere Attraktivität der Branche wird es ermöglichen, sie angemessen zu ersetzen. Der öffentliche Verkehr ist Teil der Lösung der Klimakrise. Es wäre absurd, Milliarden zu investieren ohne dabei auch an die Gesundheit und Sicherheit des fahrenden Personals zu denken.

Kontaktpersonen:

Christian Fankhauser, Vizepräsident SEV, 079 742 96 32
Manuel Wyss, Zentralsekretär syndicom, 079 580 50 24.
Micha Amstad, Zentralsekretär VPOD, öffentlicher Verkehr, 077 423 87 27
Viviane Remy, Unisanté, Universität Lausanne, 021 314 90 83

Kommentare

  • BERTAULD Eric

    BERTAULD Eric 10/07/2022 08:48:20

    Concrètement cela va t'il changer quelque chose, on nous a demandé beaucoup surtout pour la crise COVID et les négociations ont été stoppées. Aujourd'hui, rien de plus, pas de mesures sanitaires concrètes et pouvoir d'achat en baisse. Il serait bon de faire aussi une étude sur les vaccinés et non vaccinés savoir qui est le plus en arrêt maladie.......En plus des problématiques du poste de travail et surtout la route partagés avec les autres usagés qui devient de plus en plus une JUNGLE et dans laquelle nous sommes la bête noire.

  • Bernard

    Bernard 20/09/2022 08:17:26

    Pareil pr les chauffeurs de taxi et les autres professions de chauffeurs de la route. Meme si nous améliorons les conditions, la pénibilité ne changera que très peu. En plus la taille des bus augmente a Lausanne; ce qui est un non sens total (sécurité, responsabilité, etc). Pour ma part, je prend le bus que rarement ou le week end. Je profite de la journée en démarrant avec mon vélo. C est la liberté et le seul moyen de désengorger les routes. Toutes les grandes villes l ont compris, mais en Suisse nous sommes flemmards