Viel zu tiefer Mindestlohn des Postregulators Hollenstein (PostCom)
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) und die Gewerkschaftsallianz FAIRLOG fordern als Mindestlohn für die Logistikbranche 22 Franken pro Stunde – gegen Dumping und für eine Digitalisierung, die den Berufstätigen nützt, nicht schadet.
(Siehe VIDEO mit Kurzstatements Rechsteiner, Lampart, Alleva, Münger, Tuti.)
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Mit seinem Entscheid, in der Logistikbranche einen Mindestlohn von 18.27 Fr./h einzuführen, hat der Postregulator Hans Hollenstein (PostCom) dem Dumping in der Logistikbranche Tür und Tor geöffnet. Der viel zu tiefe Mindestlohn unterläuft nicht nur die gewerkschaftlichen Bestrebungen, den Dumpingwettbewerb in der Schweizer Logistik und im Strassengütertransport zu verhindern. Sondern er steht auch in klarem Widerspruch zum Grundsatz der staatlichen Mindestlohnpolitik, dass der Lohn zum Leben reichen muss.
Die gewerkschaftliche Mindestlohnpolitik hat dazu geführt, dass die tiefen Löhne in vielen Branchen deutlich angehoben wurden. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer führte das zu einer spürbaren Verbesserung der Lebenssituation. Mit dem positiven Entscheid des Bundesgerichtes zum geplanten Mindestlohn von 20 Franken pro Stunde im Kanton Neuenburg hat der Kampf gegen Tieflöhne eine neue Dynamik gewonnen. 20 Franken seien zwar ein tiefer Lohn, doch orientiere er sich an den Ergänzungsleistungen zur AHV und IV, begründete das Gericht. Wer erwerbstätig sei, solle nicht die Sozialhilfe beanspruchen müssen.
Die Logistik hat mit dem Onlinehandel eine neue Bedeutung erhalten. Mit einem landesweiten Mindestlohn von nur 18.27 Fr./h droht ein Druck auf die Löhne in dieser wachsenden Branche und indirekt auch im Detailhandel. Denn Lohndumping in der Logistik macht den Onlinehandel noch attraktiver. Schon heute spürt der Detailhandel die Tieflohnkonkurrenz von Amazon und Zalando. Es droht eine Digitalisierung auf Kosten der Berufstätigen.
Deutschland und Frankreich zeigen, wohin solche Arbeitsverhältnisse führen. In diesen beiden Ländern setzen die grossen Logistikfirmen immer mehr auf Subunternehmen. Deren Angestellte haben signifikant tiefere Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen.
Die Gewerkschaften fordern die PostCom darum auf, ihren skandalösen Entscheid umgehend zu korrigieren, bevor dieser Schaden anrichtet. Gewerkschaftliches Ziel ist ein Mindestlohn von 22 Franken. In einem ersten Schritt muss sich die PostCom mindestens an den vom Bundesgericht im Fall Neuenburgs entwickelten Kriterien orientieren (unterster Mindestlohn 20 Fr./h sowie höhere
Mindestlöhne abgestuft nach Ausbildung und Qualifikation).
FAIRLOG ist die Gewerkschaftsallianz für Strassengütertransport und Logistik, bestehend aus den drei Gewerkschaften SEV – Gewerkschaft des Verkehrspersonals, syndicom – Gewerkschaft Medien und Kommunikation und Unia
Auskünfte und Redetexte:
- Daniel Lampart*, SGB-Sekretariatsleiter, 079 205 69 11
- Daniel Münger*, Präsident Syndicom, 079 215 49 33
- Giorgio Tuti*, Präsident SEV, 079 221 45 64
- Vania Alleva*, Präsidentin Unia, 079 620 11 14
*Durch Klicken auf die Namen gelangen Sie zum PDF-Download der Redetexte der Medienkonferenz von SGB und FAIRLOG in Bern. (Für den Redetext von SGB-Präsident Paul Rechsteiner hier klicken.)
Für Rückfragen oder Interviewanfragen:
- Daniela Karst, FAIRLOG, 079 900 67 98
- oder Thomas Zimmermann, SGB, 079 249 59 74