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Transportgewerkschaft SEV zur Jahresrechnung der SBB

Managementfehler drücken aufs Resultat der SBB

Mitten in der Cargokrise präsentiert die SBB einen Jahresabschluss, der von den gleichen Managementfehlern geprägt ist wie der untaugliche Versuch zur Sanierung der Cargo-Sparte. Grosse Sorgen macht dem SEV zudem der Zustand der Pensionskasse, wo neben der SBB auch die Politik zu dringendem Handeln aufgefordert ist.

Mit grossem Einsatz hat das SBB-Personal letztes Jahr wiederum steigende Verkehrsmengen bewältigt. Schade, dass der wirtschaftliche Erfolg dabei ausgeblieben ist, weil die SBB-Führung die Mittel für ihre Cargo-Experimente verschwendet. Einige Zahlen sind bemerkenswert: So erreicht die SBB nach wie vor den vom Bund verlangten «angemessenen» Gewinn, obwohl sie gegen 80 Millionen Franken in die Pensionskasse steckt, da der Bund nichts tut, und obwohl weitere 100 Millionen Franken schon im Voraus für die Cargo-Restrukturierung abgezogen sind.

Die gute Arbeit des Personals, das erneut eine Produktivitätssteigerung ermöglicht hat, zeigt sich immerhin in den Resultaten von Personenverkehr, Infrastruktur und Immobilien. Die Schwächen bei Cargo sind nicht dem Personal anzulasten; die Fehler bei Rechnungsführung und -stellung, die Doppelspurigkeiten in der Produktion und das Scheitern gross angekündigter Lösungen im Rollmaterialunterhalt sind allesamt auf oberster Ebene verschuldet. Umso schändlicher, dass nun die Leute an der Basis den Preis dafür zahlen sollen.

Der SBB-Geschäftsbericht liefert keine zusätzlichen Fakten zur Situation bei SBB Cargo. Die Öffentlichkeit wird nach wie vor im Dunkeln gelassen über die Erkenntnisse, die die SBB zu ihrem Abbaupaket getrieben haben. Dieses bleibt damit unverständlich und nicht umsetzbar. Es ist weder auf Analysen abgestützt, noch lässt es eine Perspektive erkennen, die dem Personal eine Zukunft sichert und den Auftrag des Schweizervolks abdeckt, die Güter von der Strasse auf die Schiene zu verlagern.

Es ist offensichtlich, dass die SBB-Führung ihre Ziele 2007 bei weitem nicht erreicht hat: Das Jahresresultat weist gar einen kleinen Gewinnrückgang beim Personenverkehr aus, zeigt das Debakel bei Cargo und bringt keine Lösung in Sichtweite für die Pensionskasse. Umso erstaunlicher ist es, dass der Chef den vollen Bonus einstreichen kann.

Es ist höchste Zeit, dass sich die SBB-Spitze dafür einsetzt, den Ruf des Unternehmens wieder herzustellen. Vordringlich ist eine Lösung des Konflikts mit dem Personal von SBB Cargo; das Festhalten an nicht verständlichen Abbaumassnahmen führt nicht zum Ziel. Eine Einigung ist vordringlich, da bald die Euro 08 beginnt, an der sich der öffentliche Verkehr der Schweiz mit vielen freiwilligen Leistungen des Personals von seiner allerbesten Seite zeigen will. Dies wird mit einem ungelösten Personalkonflikt kaum möglich sein. Und die grösste Herausforderung steht erst noch bevor: Es gilt auf politischer Ebene die Mittel zur Sanierung der Pensionskasse einzufordern. Auch dies wird eine SBB mit angeschlagenem Ruf schwerlich schaffen – selbst wenn ihr hier der SEV mit allen seinen Mitteln zur Seite steht!

Lautstarker Empfang

Die Journalistinnen und Journalisten an der Bilanz-Medienkonferenz der SBB erlebten einen lauten und bunten Empfang: Gegen 200 streikende Arbeiter des Industriewerks Bellinzona waren extra nach Oerlikon gereist, um den Protest gegen den Abbau ihrer Stellen auszudrücken. Mit Trillerpfeifen und Fahnen machten sie auf sich aufmerksam und zeigten damit einmal mehr in der Deutschschweiz, dass der Widerstand im Tessin auch nach vier Wochen ungebrochen andauert. Während in der Deutschschweiz die Stimmen zunehmen, die einen Abbruch des Streiks fordern, ungeachtet dessen, was auf dem Spiel steht, erleben die Streikenden im Tessin die anhaltende Solidarität des gesamten Kantons. Trotz der Fürsprache von Marco Solari lehnte es die SBB ab, eine kleine Delegation an der Medienkonferenz teilnehmen zu lassen.

Nach der Medienkonferenz besuchten die Tessiner die streikenden Bauarbeiter auf der Baustelle beim Zürcher Hauptbahnhof und drückten ihnen ihre Solidarität aus, bevor sie ins Tessin zurückreisten, an die grosse Demonstration des Gewerkschaftsbundes.


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