VPT-Tagung wehrt sich gegen zunehmenden Druck aufs Personal
«Nicht auf unserem Buckel!»
Der zunehmende Druck im öffentlichen Verkehr war das zentrale Thema an der Ostschweizer Tagung des Personals privater Transportunternehmen in Gais. In einer Resolution wehren sich die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter dagegen, dass Restrukturierungen und Fusionen auf dem Buckel des Personals ausgetragen werden.
Der Tagungsort Gais war bestens geeignet, um das Thema des Strukturwandels im öffentlichen Verkehr zu illustreren. Mitte Jahr haben vier Bahnen zu den neuen Appenzeller Bahnen AB fusioniert. In einer Podiumsdiskussion betonten sowohl die Ausserrhoder Regierungsrätin Marianne Koller als auch Hanswalter Schmid, Verwaltungsratspräsident der AB, dass diese Fusion keine Sparübung und nicht mit Personalabbau verbunden gewesen sei. Die Gewerkschafter Paul Rechsteiner, Präsident SGB, und Giorgio Tuti, Vizepräsident SEV, erwiderten, wesentlich sei zudem, dass nach der Fusion faire Arbeitsbedingungen gelten. «Abschliessend beurteilen wir die Fusion der AB erst, wenn wir den Gesamtarbeitsvertrag unter Dach und Fach haben», fügte Tuti an, der im SEV für die konzessionierten Transportunternehmen zuständig ist.
Die gegen 300 Anwesenden aus verschiedenen Bahn-, Bus- und Schifffahrtsunternehmen stimmen einer Resolution zu, die festhält, dass der Strukturwandel im öffentlichen Verkehr nicht zulasten des Personals gehen darf. «Fusionen können wir dann unterstützen, wenn sie ohne Personalabbau ablaufen und der Qualitätssteigerung im öffentlichen Verkehr dienen. Die Vereinbarung eines Gesamtarbeitsvertrags im fusionierten Betrieb ist zwingend», halten die VPT-Mitglieder fest. Grosse Sorgen bereiten ihnen Ausschreibungen von Bahn- und Busnetzen, da dort der Preis und somit die Personalkosten eine entscheidende Rolle spielen. Die Resolution hält fest: «Bei Ausschreibungen müssen die Arbeitsbedingungen gemäss den Rahmenverträgen als unverrückbare Vorgabe festgelegt werden.»
SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil machte die Anwesenden darauf aufmerksam, dass der laufende Konflikt um den Gesamtarbeitsvertrag der SBB zwangsläufig Auswirkungen auf die Leute in den KTU haben wird: «Ein schlechter GAV mit der SBB würde sich sehr negativ auf die ganze Branche auswirken, denn es ist klar, dass das grösste Unternehmen den Ton angibt.» Er warnte zudem vor Entwicklungen in der nationalen und europäischen Verkehrspolitik, die eine Entwicklung gegen die Bahn befürchten lassen. Er kam zum Schluss: «Der Service public, an den wir glauben, die umweltfreundliche und nützliche Verkehrspolitik, die wir verteidigen, die soziale Gerechtigkeit, für die wir kämpfen – alle diese Werte werden heute frontal angegriffen.»
Die VPT-Tagung ist das alljährliche Treffen der im SEV organisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KTU; sie findet regional aufgeteilt in der Ost-, Zentral- und Westschweiz statt.