SEV-Resolution zu den Bauberufen
SBB muss Fachkräftemangel angehen

Am 7. November 2025 übergaben der Zentralpräsident des SEV-Unterverbands Bau, Jan Weber, und Vizezentralpräsident, Hubert Koller, dem Leiter SBB Infrastruktur, Linus Looser, in Bern eine Resolution zum Fachkräftemangel in den spezialisierten Bau-Berufen der SBB Infrastruktur.
Das Problem sei «besonders drängend, da die SBB für den Ausbau und die Instandhaltung eines komplexen und weitläufigen Schienennetzes verantwortlich ist», heisst es in der Resolution, die der Zentralvorstand Bau am 24. Oktober verabschiedet hat. «Von der Planung über die Steuerung bis hin zu der Ausführung, in allen spezialisierten Bauberufen wie Gleisbauern, Fahrleitungsmonteuren, Technikern, Elektrikern und Maschinenführern fehlen Leute.» Das Problem sei teilweise dem Umfeld geschuldet, aber auch hausgemacht.
Die Resolution geht ausführlich auf die Gründe des Fachkräftemangels bei den Bauberufen der SBB ein und stellt konkrete Forderungen:
Eine Nachwuchs-Nachfolgeplanung ist nicht flächendeckend vorhanden, und die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden wird teilweise durch die Akademisierung der Stellen verunmöglicht. Es braucht mehr praxisorientierte Ausbildung, «bei der junge Talente bereits während der Berufsausbildung Einblicke in die spezifischen Anforderungen der Bahnberufe erhalten». Die SBB müsste «gezielt lokale Talente durch Ausbildungsprogramme ansprechen». Weiter braucht es ein «breites Angebot an praxisorientierten Fort- und Weiterbildungen» sowie ein gezieltes Programm für die systematische Weitergabe von Wissen und Erfahrung der älteren Mitarbeitenden an die jüngeren, denn dieser Wissenstransfer wird heute nicht gefördert.
Die Arbeitsbedingungen in den Bauberufen der SBB sind «oft herausfordernd», vor allem bei Ausseneinsätzen und unter schwierigen Witterungsbedingungen. Die Schichtarbeit belastet die Gesundheit und das Sozialleben, und die (nötige) Arbeit an Festtagen und Wochenenden ist wenig beliebt. Die Resolution fordert stabilere Arbeitszeiten, mehr Gesundheitsvorsorge und bessere Sicherheitsvorkehrungen. «Eine starke Sicherheitskultur, die heute zum Teil nicht überall gelebt wird», und «ein kontinuierlicher Fokus auf die Minimierung von Arbeitsunfällen» würden helfen, krankheits- oder unfallbedingte Ausfälle von Fachkräften zu verringern.
Weiter fordert die Resolution attraktivere Löhne und Zulagen, die den Anforderungen und Belastungen in den Bauberufen wirklich gerecht werden, sowie betriebliche Sozialleistungen wie Frühpensionierungen und Familienfreundlichkeit.
Nötig ist eine ganzheitliche Strategie, die sowohl in die Ausbildung und Rekrutierung neuer Fachkräfte investiert als auch in die langfristige Personalbindung durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, durch neue Technologien zur Bewältigung der anfallenden Arbeit und durch die Anpassung der Löhne an die Realität auf dem Arbeitsmarkt, damit sie konkurrenzfähig bleiben, fasst die Resolution zusammen.
Markus Fischer
Zweite Resolution: B100 endlich angemessen entlöhnen!
Der Leiter SBB Infrastruktur, Linus Looser erhielt am 7. November von der SEV-Delegation (siehe Foto) zugleich eine zweite Resolution mit dem Titel «Kompetenzen und Aufgaben der Triebfahrzeugführenden (TFF) B100 sollen endlich angemessen und fair entlöhnt werden!». Diese war am 10. Oktober von der B100-Tagung verabschiedet worden (siehe SEV-Zeitung 13/2025) und fordert:
• endlich eine nachhaltige, massgebliche monetäre Verbesserung für alle B100-Funktionen bei I-VU (Verfügbarkeit und Unterhalt) und Intervention;
• eine zeitnahe Information zum aktuellen Stand und eine baldige Umsetzung dieser Massnahmen.
«Die Zulage für den Marktausgleich für TFF B100 bei I-VU deckt die Lohndifferenz zu den Drittfirmen im Gleisbau-Bereich schon lange und bei Weitem nicht mehr ab», halten die B100 fest. Und: «Das neue Laufbahnmodell bei der Intervention hat zwar für gewisse Funktionen unbestrittene Verbesserungen gebracht. Die Funktionen Soldat/TFF B100 (Gefreiter und Korporal) wurden dabei jedoch nicht berücksichtigt. Daher braucht es hier dringend eine substanzielle Korrektur. (...)
Wir hatten lange Geduld und haben uns immer wieder vertrösten lassen. (...) Wir erwarten nun sehr zeitnahe, konkrete Schritte und klare Signale des Respekts gegenüber der Arbeit und Verantwortung der TFF B100 bei I-VU und bei der Intervention.»
Kommentare
B100 20/11/2025 15:04:15
Die Debatte um die Gleichstellung von B100-Lokführern bei der SBB: Vollwertige Aufgaben, aber unterschiedliche Löhne?
Entgegen mancher Darstellungen ist die Rolle eines Lokführers der Kategorie B100 bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) weitgehend mit der eines "vollwertigen" Lokführers vergleichbar. Ein B100 übernimmt alle wesentlichen Aufgaben wie das Führen von Zügen, Rangierbewegungen, das Bestellen von Fahrordnungen, Gesperrte Gleise und Zugkontrollen ect.. Der Hauptunterschied liegt in der Höchstgeschwindigkeit von bis zu 100 km/h und der Fokussierung auf Güterverkehr, Baustellenverkehr wodurch das Ein- und Ausladen von Passagieren am Perron entfällt. Kritiker argumentieren, dass diese Einschränkungen den Job nicht weniger anspruchsvoll machen – im Gegenteil: Die Verantwortung für schwere Güterzüge und präzise Rangierarbeiten erfordert dieselben Kompetenzen wie bei höheren Kategorien. Daher sollte ein B100 als Lokführer mit gleichem Lohn geführt werden, um Diskrepanzen zu vermeiden und die Motivation zu steigern.
**Quelle:** Lokführer B100 im Schweizer Bahnverkehr - Jobbeschreibung (https://railacademy.ch/lokfuehrer-b100-im-schweizer-bahnverkehr-jobbeschreibung/); Quereinstieg Lokführer:in Kategorie B100 Cargo (https://ch.linkedin.com/jobs/view/quereinstieg-lokf%25C3%25BChrer-in-kategorie-b100-cargo-at-sbb-cff-ffs-4270629390); «Wir sind Lokführer und möchten als solche anerkannt ...» (https://sev-online.ch/de/aktuell/kontakt.sev/2022/wir-sind-lokfhrer-und-mchten-als-solche-anerkannt-werden-202208-170863/); Lokführer B100 im Schweizer Bahnverkehr (https://railacademy.ch/lokfuehrer-b100-im-schweizer-bahnverkehr-jobbeschreibung/).
Der Lohn für B100-Lokführer bei der SBB liegt oft bei 5'150 bis 5'519 CHF monatlich im Einstieg, mit einem Maximum von rund 90'000 CHF jährlich nach Jahren der Erfahrung. Im Vergleich dazu verdienen Lokführer der Kategorie B (ohne Geschwindigkeitsbeschränkung) durchschnittlich höher: Bis zu 115'000 CHF pro Jahr in der Schweiz insgesamt, wobei SBB-spezifisch der Einstieg bei ähnlichen Werten startet, aber schneller ansteigt. Das Verhältnis von B100 zu B-Löhnen beträgt etwa 85:100, was Kontroversen schürt – warum weniger bezahlen, wenn die Kernaufgaben (Fahren, Rangieren, Sicherheit) identisch sind? Befürworter gleicher Löhne argumentieren, dass die fehlende Passagierinteraktion den Job sogar sicherer und effizienter macht, ohne dass dies zu Lohnkürzungen rechtfertigt. Gegner sehen in der geringeren Geschwindigkeit und Anhängelast eine Rechtfertigung für niedrigere Stufen.
**Quelle:** Lokführer:in Personenverkehr - SBB Unternehmen (https://company.sbb.ch/de/jobs-karriere/berufswelten/bahnberufe/lokfuehrer-in.html); Neues Berufsbild Lokführer:in Cargo Kat. B100 (https://sev-online.ch/de/aktuell/kontakt.sev/2022/neues-berufsbild-lokfhrer-in-cargo-kat-b100-202207-167788/); Lokführer:in Cargo - SBB Unternehmen (https://company.sbb.ch/de/jobs-karriere/beweg-die-schweiz-mit-uns/bahnberufe/lokfuehrer-in-cargo.html); Lokführer:in Personenverkehr - SBB Unternehmen (https://company.sbb.ch/de/jobs-karriere/berufswelten/bahnberufe/lokfuehrer-in.html); Lohn als Lokführer/in in der Schweiz (https://www.lohnanalyse.ch/ch/loehne/details/lokfuehrerin.html); Was ist der Lohn für Lokführer in der Schweiz? (https://www.jobs.ch/de/lohn/?canton=ch&term=lokf%25C3%25BChrer).
Die Arbeitsbedingungen für B100-Lokführer umfassen oft Schichten von 5 bis 10 Tagen am Stück, immer am Limit des Arbeitszeitgesetzes (AZG), was zu Erschöpfung führen kann. Im Güterverkehr fehlt der Passagierkontakt, doch die Verantwortung für Ladung und Infrastruktur ist hoch – oft höher als bei Personenzügen, da Güterzüge schwerer und risikoreicher sind und die Variablen sind viel höher. Gewerkschaften wie SEV fordern eine Angleichung der Löhne, da die Ausbildung (14-16 Monate, Kosten 100'000-150'000 CHF) identisch anspruchsvoll ist. Kontrovers ist, dass SBB Cargo eine neue Laufbahn von B100 zu B eingeführt hat, um Attraktivität zu steigern, doch ohne Lohnanpassung bleibt die Fluktuation hoch: Bis zu 40% Abwanderung in fünf Jahren zu Privaten mit 10-20% höheren Löhnen.
**Quelle:** Einigung in Sachen neues Berufsbild mit SBB Cargo (https://www.transfair.ch/de/aktuelles/einigung-in-sachen-neues-berufsbild-lokfuehrerin-sbb-cargo-kat-b100); Lokführer/in SBB Cargo (https://www.berufsberatung.ch/dyn/show/2886?id=69585); Ausbildung bei der Schweizerischen Bundesbahn (https://testhelden.com/ausbildung-bei-der-schweizerischen-bundesbahn/); SBB Cargo: Neue Lokpersonallaufbahn überzeugt (https://sev-online.ch/de/aktuell/kontakt.sev/2022/neue-lokpersonal-laufbahn-berzeugt-202208-172133/).
Trotz der Ähnlichkeiten investiert die SBB wenig in die Wertschätzung von B100-Fahrern: Teamleiter fehlen oft an Führungsqualitäten, die über Strenge hinausgehen, und Outsourcing an Dritte verschwendet Ressourcen (Verhältnis interne zu externe Kosten 1:1.5). Eine Gleichstellung der Löhne könnte den Personalmangel lösen, da private Firmen bereits den Einstige 7'400-7'800 CHF monatlich (x13) für B100 zahlen, Geschäfts Auto und Tankkarte, Zusätzlich für das Private Auto km Entschädigung. Es kann nicht sein, dass Steuergelder für teure Einmietungen ausgegeben werden, statt interne Löhne anzupassen – eine Reform würde Fairness schaffen und die Schweizer Bahn stärken.
**Quelle:** Quereinstieg Lokführer:in Kategorie B100 Cargo 100% | SBB (https://jobs.jobiq.ch/offene-stellen/internal/10a5b631-786d-35e2-8d10-2d2398245ce4?sort=-_score%252C99); Neues Berufsbild Lokführer:in Cargo Kat. B100 (https://sev-online.ch/de/aktuell/kontakt.sev/2022/neues-berufsbild-lokfhrer-in-cargo-kat-b100-202207-167788/); Einigung in Sachen neues Berufsbild mit SBB Cargo (https://www.transfair.ch/de/aktuelles/einigung-in-sachen-neues-berufsbild-lokfuehrerin-sbb-cargo-kat-b100); Lohn als Lokführer/in (https://oev-jobs.ch/lokfuehrer-lohn).
Soll konstruktiv sein und Fokus auf die Gründe weshalb die SBB keine B100 Halten kann mit dieser Lohnpolitik.
Sicher Fahrt wünsche ich allen.
Gruss