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VPT-Branchentagung Bahn und Touristik

«Wir müssen uns Gehör verschaffen»

Gute Dynamik: Tessiner Kollegen bei der Gruppenarbeit.

Tagungspräsident Aurélien Mouche eröffnet die VPT-Branchentagung Bahn und Touristik am 16. Mai in Bern. Eine informative Tagung, die viel Raum für den Austausch lässt.

21 Sektionen sind im Saal der Unia im Egghölzli vertreten. Die 35 Stimmberechtigten widmen sich zu Beginn den anstehenden Wahlen. Der Branchenvorstand sowie die Mitglieder im Zentralvorstand VPT werden für die Periode von 2025 bis 2028 einstimmig wie vorgeschlagen gewählt. Aurélien Mouche ersetzt Laurent Juillerat.

VPT-Zentralpräsident Gilbert d’Alessandro freut sich in seinem Votum darüber, dass der VPT stark aufgestellt und in allen Regionen der Schweiz vertreten ist. Er spricht auch über den politischen Aufwind der Gewerkschaft, den er mit der Annahme der 13. AHV-Initiative gespürt habe. «Jetzt ist es Zeit für faire Krankenkassenprämien», betont er und ruft damit seine Kolleginnen und Kollegen zu einem Ja zur Prämien-Entlastungs-Initiative auf.

Simon Burgunder, Koordinator Politik des SEV, informiert über aktuelle verkehrspolitische Themen. Die Budgetdebatte könnte sich künftig verschärfen. Seit 2019 werde der Regionale Personenverkehr (RPV) reformiert: Die Effizienz der Transportunternehmen solle gesteigert, die Wirtschaftlichkeit erhöht und Kosten eingespart werden. Dieser Leistungs- und Spardruck treffe letztlich immer das Personal. «Darum müssen wir uns Gehör verschaffen!», betont er. Der VPT hat dazu eine Postkartenaktion lanciert. Auf die Postkarten können die VPT-Mitglieder ihre Wünsche und Forderungen für den RPV schreiben und an die zuständigen politischen Behörden senden. Im Herbst will der SEV wieder eine Petition starten. Denn es brauche mehr Personal und attraktive Anstellungsbedingungen im öV.

Valérie Boillat, SEV-Vizepräsidentin, macht den Auftakt unter dem Traktandum ‹Aktuelle gewerkschaftliche Themen›. Sie freue sich sehr darüber, den VPT betreuen zu dürfen. Als grosser Zugfan ohne Führerausweis sei sie angewiesen auf einen gut funktionierenden öV. «Als Historikerin weiss ich, dass die Bähnler eine tragende Rolle bei der Gründung der Gewerkschaften gespielt haben», ruft Valérie Boillat in Erinnerung. «Während des Generalstreiks 1918 gingen die Eisenbahner grosse Risiken ein. Die Gleise zu blockieren war eine heldenhafte und sehr mutige Tat. Wir wissen, was wir euch zu verdanken haben!».

Auch SEV-Präsident Matthias Hartwich ist dankbar für die Arbeit der Kolleg:innen im öffentlichen Verkehr, namentlich im Regionalverkehr: «Ihr seid das Rückgrat des RPV, und das stärkt den öV in der Schweiz insgesamt. Der SEV ist mit seinen rund 37 000 Mitgliedern aus unterschiedlichen Verkehrsbranchen eure Stimme.» Der SEV sei ein Sprachrohr für die Mitarbeitenden im öV, und Verhandlungspartner der Unternehmen; aber wenn es sein muss auch deren Gegner. Darum und um den wachsenden Herausforderungen zu begegnen, müsse der SEV stark bleiben und noch stärker werden. So äussert Matthias Hartwich zum Schluss seines Referats denn auch den Wunsch, dass der SEV – wenn er ihn verlassen wird – mehr Mitglieder vorweisen kann, als bei seinem Amtsantritt.

Stefanie Fürst, Gewerkschaftssekretärin für Mitgliederwerbung im SEV, hat eine Gruppenarbeit vorbereitet und lässt die Kolleg:innen im Saal notieren, wieso sie persönlich Mitglied im SEV geworden sind und wie sie kritische Kolleginnen und Kollegen als Mitglied zu gewinnen versuchen. Es zeigt sich, dass die Kollegialität ein wichtiger Faktor für eine SEV-Mitgliedschaft darstellt. Für einige ist der SEV eine Art Familie. Und um Kolleg:innen anzusprechen, werden gerne die Erfolge des SEV, die Mitsprache, der Berufsrechtsschutz und die Weiterbildungsmöglichkeiten als Argument aufgeführt.

VPT-Vizepräsident René Schnegg zeigt die Mitgliederentwicklung auf und bedankt sich bei den Sektionen für ihre Werbetätigkeit. Der VPT verliere Mitglieder bei der Pensionierung. «Es gelingt uns nicht, die richtigen Argumente zu finden, um Mitglieder nach deren Pensionierung im SEV zu halten», bedauert er. «Bei den Aktiven hingegen haben wir ein schönes Wachstum, und das ist euer Verdienst!» René Schnegg ruft dazu auf, Werbeaktionen durchzuführen, denn sie seien ein erfolgreiches Instrument für die Mitgliedergewinnung. Und sie werden finanziell unterstützt durch den VPT.

Chantal Fischer