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Lokpersonal

Delegiertenversammlung LPV – Fehler entkriminalisieren

An der Delegiertenversammlung des SEV-Unterverbands des Lokomotivpersonals vom 3. September im FHNW-Campus in Brugg nahmen 25 Delegierte der Sektionen, 11 Zentralvorstandsmitglieder und ein Dutzend Ressortvertreter:innen der Sektionen teil. Dazu kam ein Dutzend Gäste als Übersetzerin, Referenten, Beobachter usw.

Michel Roth vom LPV Genf leitete die DV als Ersatz für den verhinderten DV-Präsidenten Andreas Kramer souverän und mit welschem Charme. Professionell unterstützt wurde er von Sandra Neiger vom LPV Basel, die für den aus gesundheitlichen Gründen ausgefallenen DV-Vizepräsidenten einsprang. Sie wurde denn auch einstimmig als Nachfolgerin gewählt.

Jahresrückblick

«Bei den Lohnverhandlungen 2024 hat der SEV-LPV einen fairen Teuerungsausgleich erreicht», hielt Zentralpräsidentin Hanny Weissmüller im Jahresbericht fest. Die Güterverkehrstagung des LPV im Oktober thematisierte die digitale automatische Kupplung und den automatischen Fahrbetrieb nach dem Motto «Den Wandel nicht nur kritisch begleiten, sondern aktiv gestalten». Der LPV erweiterte zudem sein Kursangebot und setzte sich für eine bessere Work-Life-Balance ein, konkret etwa für Wunscharbeitstage und Schichtlagenwünsche. Hanny Weissmüller erwähnte auch die Resolution zum Personalmangel bei der Zentralbahn und empfahl, die LPV-Mailbox zum Melden von Dienstplanungsfehlern zu nutzen. Bei vielen Aktionen wurden Mitglieder gewonnen und die LPV-Gemeinschaft gepflegt.

Werbeobmann Christoph Erker, der neu auch als zweiter Co-Ressortleiter Personenverkehr gewählt wurde, dankte allen Sektionen für ihren Einsatz für die Mitgliedergewinnung. «Auch kleine Events fruchten!», betonte er.

Mit Blick auf die Konkurrenzgewerkschaft unterstrich SEV-Präsident Matthias Hartwich, dass der SEV-LPV bei seinem Engagement für das Lokpersonal berücksichtigt, dass dieses Teil des gesamten Verkehrspersonals ist.

Studie zur Fehlerkultur

LPV-Mitglied Janos Jorosch hat in seiner Masterarbeit zum Abschluss seines berufsbegleitenden Studiums in Soziologie und Psychologie die Fehlerkultur in drei Bahnunternehmen untersucht. Generell werden Lokführende nach Fehlern mit ihren Schamgefühlen noch zu sehr allein gelassen – doch ein Umdenken ist im Gang. Zu grosse Furcht vor Stigmatisierung und Disziplinarmassnahmen, ja Kriminalisierung bei Fehlern, senke die Bereitschaft, Fehler zu melden, darüber zu sprechen, daraus zu lernen und künftig zu vermeiden. Darum sollten Vorgesetzte den Mitarbeitenden kommunizieren, dass sie auch bei einem Fehler nicht fallengelassen werden. Externe Gründe für Fehler wie Ablenkung würden allzu oft ausgeblendet, sagte ein Teilnehmer. Ein anderer erinnerte daran, dass die bei periodischen Prüfungen gemachten Fehler nicht kommuniziert werden – eine verpasste Chance ...

Aus den Fachgruppen

«Die Stellenprofile der A40-Lokführernden müssen angepasst werden», sagte Selim Taboubi von der Fachgruppe A40-B100. Bei Infrastruktur Intervention sollen neue Laufbahnmodelle attraktivere Anstellungsbedingungen bringen. Und bei Cargo sollen B100, wenn sie B-Lokpersonal-Touren fahren, die Tagespauschale von 19 Franken ebenfalls erhalten.

Das Pensum zu reduzieren oder Schichtlagen zu wählen, sei weiterhin oft unmöglich, stellte Esther Weber von der Fachgruppe Frauen fest. Nach wie vor gilt für Lokführerinnen, die Kinder stillen, ein unnötiges Berufsverbot. Gemäss einer Umfrage bei der SBB sind 12 % der Mitarbeiterinnen (das heisst 800) in den letzten zwei Jahren sexuell belästigt worden, trotz «Nulltoleranz» der Leitung. Zudem wird die Gewalt gegen das Personal auf den Zügen immer brutaler.

Finanzen und Anträge

Weil der LPV die Erhöhung des SEV-Beitrags um 1.60 Franken auch 2025 abfedert, was rund 32 000 Franken kostet, sieht das Budget 2025 wieder ein Defizit von rund 20 000 Franken vor.

Ohne grosse Diskussionen wurden von 22 neuen Anträgen 18 angenommen, drei zugunsten anderer Anträge abgelehnt und einer zurückgezogen – siehe lpv-sev.ch («Delegiertenversammlung»). Auch gutgeheissen wurden zwei dringliche Anträge, die jährliche Kurse für Dienstplaner:innen und vollständige Bezahlung von Pausen zwischen 22 und 4 Uhr fordern.

Markus Fischer

Verabschiedungen und Wahlen

Aus dem Zentralvorstand verabschiedet wurde Beat Kieliger. Nach fünf Jahren als Ressortleiter SBB Cargo stellte sich der Urner nicht mehr zur Wahl, um jüngeren Kräften Platz zu machen, zumal er in 14 Monaten in Pension gehen wird. Seine Hartnäckigkeit, seine profunde Kenntnis von GAV, BAR usw. und sein analytisches und strategisches Denken seien dem LPV sehr hilfreich gewesen, sagte Hanny Weissmüller.

Für die nächsten vier Jahre gewählt sind: als Zentralpräsidentin Hanny Weissmüller, Zentralsekretär Marcel Maurer und Zentralkassier Tobias Menzi; neu zwei Co-Ressortleiter SBB Personenverkehr: Marjan Klatt und Christoph Erker* (* = neu im Amt); als Ressortleiter SBB Cargo: Stephan Werren* (LPV Biel-Bienne); als Co-Ressortleiter BLS: René Scheidegger und Jakob Zahner; Ressortleiter RhB: Patrick Cavelti; Fachgruppenleiter A40-B100: Selim Taboubi; Fachgruppenleiterin Frauen: Esther Weber; Fachgruppenleiter Jugend: Jan Berchtold*; Fachgruppenleiter Migration: Ludovic Morel*; Vizepräsidentin Delegiertenversammlung: Sandra Neiger*; GPK-Ersatzmitglied: Matthias Pittet*; in die GAV-Konferenz SBB Personenverkehr: vier Delegierte und drei Ersatzmitglieder.