Auf den Spuren von ...
Fabian Mathys, Lokführer und Ausbildner
Seit einem Jahr verbindet die Limmattalbahn Killwangen-Spreitenbach im Kanton Aargau mit Zürich-Altstetten. Fabian Mathys, Lokführer bei der Aargau Verkehr AG (AVA), bildet sogenannte Stadtbahnführerinnen und -führer aus, die diese Strecke befahren. Zudem engagiert er sich als Kassier im Vorstand der SEV-VPT-Sektion AVA.
«Lokführer zu sein, war immer schon mein Traum», sagt Fabian Mathys. «Angefangen hat meine Bähnler-Leidenschaft bereits als Kind dank einer Modelleisenbahn. Nach der Schule machte ich jedoch zuerst eine Lehre als Strassentransportfachmann und war dann mehrere Jahre als Lastwagenchauffeur in ganz Europa unterwegs. Plötzlich kam der Moment, an dem ich wusste, jetzt muss ich meinen Kindheitstraum verwirklichen.»
Wegen der Liebe war der gebürtige Bieler im Aargau gelandet. Also begann er seine Ausbildung in seiner Wahlheimat bei der Bremgarten-Dietikon-Bahn, die wie die Limmattalbahn von der AVA betrieben wird. Heute ist er Teamleiter bei den Ausbildungslokführern und hilft tatkräftig mit, dass sich auch andere Menschen ihren Kindheitstraum erfüllen können.
«Mir ist es wichtig, dass wir als Lokführer keinen Tunnelblick entwickeln und stattdessen weitsichtig bleiben», erzählt Fabian Mathys, «genau das will ich unserem Nachwuchs vermitteln.» Das ist einer der Gründe, warum Fabian Mathys nun hauptsächlich Lokführerinnen und Lokführer ausbildet und folglich immer weniger im Führerstand anzutreffen ist. Die letzten beiden Jahre waren sehr speziell für ihn, weil er bei einem Megaprojekt der AVA mitwirken konnte: der Limmattalbahn.
Jahrhundertprojekt: Limmattalbahn
Am 9. Dezember 2022 wurde die jüngste grössere öV-Verbindung in der Schweiz eröffnet. Zwei Tage später, beim Fahrplanwechsel, nahm die Limmattalbahn den regulären Betrieb auf. 12 Jahre hatten die Planung und der Bau der Bahnverbindung und den 27 Haltestellen gedauert, inklusive zwei Volksabstimmungen. Über eine halbe Milliarde Franken kostete das Jahrhundertwerk. Gefordert war nicht nur die Bauherrschaft, sondern auch das Personal. Auf der ersten Fahrt der neuen Tramlink-Fahrzeuge sass Fabian im Führerstand, damals auf der Bremgarten-Dietikon-Bahn, da die Limmattalbahn noch im Bau war und mit der Schulung des Personals nicht zugewartet werden konnte. Über 30 Stadtbahnführerinnen und -führer haben Fabian Mathys und seine Kollegen in den letzten beiden Jahren ausgebildet, eine Herausforderung in mehrfacher Hinsicht: «Viele waren Quereinsteiger und sassen zum ersten Mal im Leben in einem Führerstand. Ausserdem fährt man in den Trams nach anderen Vorschriften, als ich mir auf der Schiene der Bremgarten-Dietikon-Bahn oder der Wynental-Suhrental-Bahn gewohnt bin, was auch für mich eine Herausforderung war.» Nur einer der Auszubildenden ist während der Schulung abgesprungen, alle anderen sind noch immer im Führerstand unterwegs. «Hut ab vor den Kolleginnen und Kollegen, die unsere Fahrzeuge durchs Limmattal steuern. Sie vollbringen tagtäglich Höchstleistungen.»
Natürlich verlief nicht alles reibungslos. Es gab am Anfang mehrere Unfälle und die modernen Trams, die in zwei Richtungen fahren können, hatten noch Kinderkrankheiten. Doch Fabian Mathys ist zufrieden und gerne mit dem Tramlink unterwegs.
Viele neue Gewerkschaftsmitglieder
Erfreulich ist auch, dass ein Grossteil der neuen Mitarbeitenden dem SEV beigetreten ist. Fabian Mathys ist Kassier bei der Sektion AVA im SEV-Unterverband VPT. Im Moment funktioniere die Sozialpartnerschaft gut, erzählt er. «Wir haben einen guten FAV. Trotzdem ist es wichtig, dass wir eine starke Gewerkschaft im Rücken haben. Der Rechtsschutz ist für unsere Leute enorm wichtig. Und wir haben keine Garantie, dass wir immer so eine gute Beziehung zu unserem Management haben wie heute. Das kann sich sehr schnell ändern und dann sind wir froh, dass wir gewerkschaftlich organisiert sind.»
Auch nach der Arbeit lebt er seinen Traum. Im Haus, wo er gemeinsam mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, sind zwei Hobbyräume für seine Leidenschaft reserviert: eine Modelleisenbahnanlage. Auf die Frage, ob dort auch schon ein Modell der neuen Limmattalbahnstehe, antwortet er lachend: «Nein, ich interessiere mich eher für nostalgische Modelleisenbahnen.» Sein grosser Stolz ist die Furka-Oberalp-Bahn in Modelleisenbahnform. In der Freizeit mit Nostalgiezügen zu spielen ist ein guter Ausgleich zum Alltag, in dem er mit einer der modernsten Bahnen hantieren darf.
Michael Spahr