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Auf den Spuren von ...

Heiko Moser, Gleisbauer und Baudienstlokführer BLS

«Ich habe immer eine 50er Note in der Tasche, die ich meinem Gegenüber anbiete», sagt Heiko Moser zu seiner Taktik, neue Kolleginnen und Kollegen für den SEV zu werben. Der gelernte Gleisbauer und Baudienstlokführer B80 arbeitet seit 2007 bei der BLS und ist seit diesem Zeitpunkt überzeugtes SEV-Mitglied.

Für Heiko Moser ist klar: «Wenn man bei der Eisenbahn arbeitet, gehört die Mitgliedschaft im SEV einfach dazu!» Der SEV – der fast so alt ist wie die Eisenbahn selbst – sei ein Stück Tradition. Der erfolgreiche Werber spricht neue Kolleginnen und Kollegen immer an und erklärt ihnen die Notwendigkeit der Gewerkschaft. Die Aussage: «Mir geht es doch gut, ich brauche den SEV nicht», quittiert er jeweils mit einer Erläuterung darüber, dass es dem Personal nur dank dem SEV so gut geht. Damit kann er viele Kolleg:innen überzeugen. Wer ihm vorhält, nur des Geldes wegen Mitglieder zu werben, bekommt die Banknote aus der Tasche auf den Tisch gelegt. Er zeigt so klar und deutlich, dass er aus Überzeugung handelt und nicht für die Werbeprämie. Es ist ihm wichtig aufzuzeigen, dass der SEV stärker wird, je mehr Kolleginnen und Kollegen sich ihm anschliessen. Und damit in Verhandlungen auch mehr Kraft hat, um die Anliegen des Personals durchzubringen. Insbesondere gegenüber seinen Kollegen beim Bau unterstreicht er jeweils gerne die Bedeutung einer SEV-Mitgliedschaft: «Die Gruppe Bau und Unterhalt hat aktuell fünf Sitze im Zentralvorstand der BLS – verlieren wir Mitglieder, verlieren wir auch Stimmen und können bei wichtigen Entscheiden betreffend BLS nicht mehr mitreden.»

Voller Einsatz für die Gewerkschaft

Heiko wird bald nach seinem Eintritt in die BLS von einem damaligen Mitglied der Gruppe Bau und Unterhalt angeworben. Lange Zeit war er passives Mitglied im SEV, später Standortvertreter, bis die Gruppe vor rund zwei Jahren eine Nachfolge fürs Präsidium suchte. Heiko bot sich an, und wurde gewählt. Seither hat er viele SEV- und Movendo-Kurse für Gewerkschafts-Aktive besucht, war in jedem Zentralvorstand BLS und an weiteren Veranstaltungen dabei.

Angesprochen darauf, was der SEV noch besser machen könnte, spricht er vor allem die Erfolgskommunikation an. «Wir müssten noch mehr aufzeigen, was der SEV alles leistet und erreicht, auch wenn es noch so kleine Erfolge sind». So habe der SEV während der Coronapandemie durch sein Nachfragen beispielsweise bewirkt, dass dem Personal draussen Baucontainer und mobile Toiletten aufgestellt wurden, da die Restaurants und anderen Verpflegungsmöglichkeiten auf einmal wegfielen.

Ein bewegtes Leben

Heiko Moser ist in der DDR geboren und aufgewachsen, in sehr politischen Verhältnissen. Er selber hatte mit dem System aber absolut nichts am Hut. Und wurde darum schnell auch von der Gesellschaft ausgeschlossen. Als er in der 8. Klasse nicht wie seine Klassenkameradinnen und -kameraden in die FDJ (Freie Deutsche Jugend) eintritt, hat er keine Chance mehr. Man bot ihm dann direkt zwei Lehrstellen an, um ihn loszuwerden. Die eine war in der Viehzucht, die andere beim Gleisbau, wo er schon ein paar Leute kannte. «Ich ging dann halt dorthin, und konnte mich wieder fangen, weil niemand in der Ausbildung wusste, dass ich nicht in der FDJ war». Seine Facharbeiterausbildung hat er bei der Deutschen Reichsbahn angefangen und sie nach der Wende bei der Deutschen Bahn abgeschlossen. Ein Jahr nach Abschluss wechselt Heiko schliesslich zur Sersa. Zu dieser Zeit lebt er schon nahe der Schweiz in München. 2003 verlässt Heiko Deutschland und arbeitet einige Jahre als Maschinist und Projektverantwortlicher in einer Recyclingfirma von Verwandten in der Schweiz. 2007 – nach dem Bankrott dieser Firma – findet er eine Stelle im Gleisbau bei der BLS und absolviert 2010 noch die Ausbildung zum Baudienstlokführer B80.

Der 50-Jährige schätzt die Abwechslung in seinem Beruf. «Es ist nie eintönig und du arbeitest immer im Team, das gefällt mir», betont er, der am Standort Ins eingeteilt ist, zwischendurch aber auch anderswo aushilft. Mit der BLS als Arbeitgeberin ist er grundsätzlich zufrieden, auch wenn es aus gewerkschaftlicher Sicht ab und zu mal Reibereien gibt.

Heiko wohnt in Bern-Betlehem. Angesprochen auf seine Freizeit gibt er lachend zur Antwort, dass der SEV zum Hobby geworden sei. Er reist aber auch gerne, am liebsten in europäische Städte, und ist dabei fast immer mit dem Zug unterwegs. «Zurück in der Schweiz schätze ich dann immer wieder das perfekt funktionierende System, die Pünktlichkeit, die Konstanz und die Dichte an Verbindungen», betont Heiko.

Chantal Fischer