Gleisbau
Die Anlage für praktische Ausbildung in Sursee überzeugt
Am 31. Oktober besuchten vier Mitglieder des Zentralvorstands BAU mit SEV-Gewerkschaftssekretär Urs Huber die Berufsfachschule Verkehrswegbauer (BFS) in Sursee. Im Fokus stand die Ausbildungsanlage für Gleisbauer, die als schweizweit vorbildlich gilt. Darum meldete der SEV das Interesse an einem Besuch an. So kam es, dass Andreas Stähli, Verantwortlicher für die Gleisbau-Ausbildung bei der SBB, die Gewerkschafter durch die Anlage führte, die er selbst massgeblich mitgestaltet hat. Sie umfasst Gleisstücke mit einer Weiche von insgesamt ca. 175 Metern Länge: z. B. ein Gleisjoch, das übungshalber gekrümmt werden kann, oder eine Lücke zwischen zwei Gleisabschnitten, wo die «weggespülte» Fahrbahn ersetzt werden muss. Es gibt auch ein Gleis mit Haltestelle, diverse Balisen und Lampen für das Erstellen einer Langsamfahrstelle. Oder eine Sammlung der in der Schweiz verwendeten Schwellentypen und Schienenbefestigungsmittel – mit absichtlichen Montagefehlern, die es zu finden gilt.
Gebaut wurde die Anlage vor zehn Jahren vor allem für die überbetrieblichen Kurse (üK). Vor zwei Jahren sind insbesondere noch Container zur Aufbewahrung von Werkzeugen und Geräten vor Ort sowie Dächer zum Witterungsschutz bei gewissen Arbeiten und in Pausen dazugekommen. «Das ist auch eine Wertschätzung gegenüber den Lernenden und Lehrpersonen», sagte Andreas Stähli, der seine SBB-Karriere selbst als Gleisbaulehrling begann – wie Hans Ulrich Keller vom Unterverband BAU. Die beiden SBB-Urgesteine waren sich einig, dass die Anlage eine gute Sache ist, weil darauf alle Tätigkeiten, die für den Beruf gelernt werden müssen, praktisch vorgeführt, erklärt, geübt und zum Schluss geprüft werden können – für das Eidg. Berufsattest (EBA) nach zwei Jahren, für das Eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) nach drei Jahren. Jeweils 14 bis 16 Lernende werden von zwei Lehrpersonen und womöglich einem Vorarbeiter instruiert. Die EFZ-Lernenden sind in Blockkursen insgesamt 35 Wochen in Sursee. Während der Basisausbildung im ersten Jahr gehören sie einer Lernendengruppe von Login an. Im zweiten und dritten Jahr arbeiten sie bei einer Bahn oder Gleisbaufirma. Die Anlage leistet auch gute Dienste bei den Ausbildungen zum Vorarbeiter und Polier am Campus Sursee.
Fünf Berufsausbildungen
Die BFS Verkehrswegbauer nutzt die Synergien zwischen den Ausbildungen für fünf Berufe: Gleisbauer, Strassenbauer, Grundbauer, Pflästerer sowie Industrie- und Unterlagsbodenbauer, wie Geschäftsführer Florian Tschümperlin erklärt. Von aktuell rund 1000 eingeschriebenen Lernenden an der BFS sind 164 EFZ- und 23 EBA-Lernende im Gleisbau tätig, darunter zwei Frauen. Im Sommer 2023 haben an der BFS 36 Gleisbaulernende das EFZ und 12 das EBA erworben. In den letzten Jahren hat sich der Anteil jener, die in der Gleisbaubranche bleiben, von rund 50 % auf 80 % erhöht, sagt Stähli. Das sei wohl auch Ausdruck grösserer Zufriedenheit mit der Ausbildung. Damit sich der Mangel an Gleisbauern bei der SBB nicht verschärft, müssen aber mehr Lernende ausgebildet und die Übernahmequote der SBB erhöht werden.
Betrieben wird die BFS von Infra Suisse, der Branchenorganisation der im Infrastrukturbau tätigen Unternehmen. Mitfinanziert wird sie auch von Bund und Kantonen. Westschweizer Gleisbauer erhalten die Grundausbildung in Colombier, wobei die üK auch in Sursee stattfinden. Im Tessin wird Gleisbau an der BFS Gordola unterrichtet. Die Lehrinhalte werden von einer Kommission der Branche regelmässig auf ihre Aktualität überprüft und vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation genehmigt. Berufsspezifische Inhalte werden fast nur von Lehrpersonen im Nebenamt vermittelt, die wissen, was in den Unternehmen «abgeht».
Zum Schluss dankte Urs Huber den Verantwortlichen von SBB und BFS seitens der SEV-Delegation herzlich für die Möglichkeit, die Schule, die Anlage für die Gleisbauer und deren Ausbildung vertieft kennenzulernen.
Weblinks:
https://infra-suisse.ch/bildung
www.verkehrswegbauer.ch
Markus Fischer