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Auf den Spuren von ...

René Scheidegger und Jakob Zahner, Lokführer BLS

Sie erscheinen gemeinsam zum vereinbarten Termin, und leiten seit einem Jahr auch gemeinsam das Präsidium der SEV-LPV-Sektion BLS: René Scheidegger und Jakob «Köbi» Zahner, beide Lokführer bei der BLS und langjährige SEV-Mitglieder. Sie funktionieren gut miteinander, was sich im Gespräch verdeutlicht.

Mal nicht im Führerstand: die LPV-BLS-Co-Präsidenten René Scheidegger (links) und Köbi Zahner.

«Das Co-Präsidium hat sich so ergeben, alleine hätte ich es nicht gemacht», bringt es Köbi gleich zu Beginn auf den Punkt. «Wir ergänzen uns gut, Köbi bringt eher das Rüstzeug mit für diesen Posten, ich bin eher der Netzwerker», fügt René lachend an.

Man spürt gut, dass beide Lokführer ihre unterschiedlichen Stärken in dieses Amt einbringen und zusammen eine gut funktionierende und mittlerweile auch gut eingespielte Einheit bilden. Geplant war das so nicht, als René Knöpfel auf dem Heimweg nach einer Delegiertenversammlung in Lausanne Köbi ansprach. Knöpfel, der damalige Präsident der SEV-LPV-Sektion BLS, wollte den 50-jährigen Köbi als neuen Präsidenten gewinnen. «Wenn du mitmachst, dann bin ich dabei», sagte dieser zu seinem Kollegen René Scheidegger. So hat das eine zum anderen geführt, und die beiden haben vor ziemlich genau einem Jahr das Co-Präsidium dieser Sektion übernommen. Mit Überzeugung führt Köbi aus: «Für mich war klar, dass diese grosse Sektion nicht ohne Präsident dastehen kann; es musste weitergehen!»

Im Herzen schon immer ein Bähnler

Im Fall von René Scheidegger war der Schritt ins Sektionspräsidium vielleicht nicht allzu überraschend. Schon als Kind wollte er zur Bahn, sein Vater war bereits Lokführer bei der SBB und immer Mitglied und zeitweise Kassier im SEV. Zwar schlug René zu Beginn einen anderen Weg ein und wurde Automechaniker, hängte danach noch eine Weiterbildung zum Diagnostiker an. Er bewarb sich aber bereits während seiner Lehre bei der Bahn. 1998 sollte es dann klappen und René konnte bei der BLS in Spiez seine Ausbildung zum Lokführer starten. Damit wurde er auch Mitglied im SEV. «Das war für mich selbstverständlich», betont der 50-Jährige. Mit Ausnahme eines kurzen Abstechers zur SBB blieb er der BLS über all die Jahre treu. Heute ist er im Depot Thun-Spiez ansässig und fährt sowohl Güterverkehr als auch Personenverkehr. «Mir gefällt die Abwechslung sehr gut – immer nur Cargo oder P zu fahren, wäre mir zu monoton», erklärt René. Er habe sich lange nicht zugetraut, ein so grosses Amt wie dieses Co-Präsidium zu übernehmen. Er sammelte denn auch zuerst in der Dienstplankommission DPK Erfahrungen und konnte sich dadurch gut vernetzen. Auch lernte er, wie der Arbeitgeber funktioniert. Im Co-Präsidium übernimmt René eher Aufgaben im Vordergrund. Er ist Vater von drei Töchtern und lebt mit seiner Familie in Steffisburg. Neben seinen Schichtdiensten, denen er durchaus auch Positives abgewinnen kann, widmet er sich gerne seiner Familie und dem Hund, oder geht biken.

Über Umwege zur Bahn, und zum SEV

Köbi Zahners Weg zur Bahn verlief etwas kurvenreicher. Der Ostschweizer Bauernsohn absolvierte zuerst eine Lehre als Zimmermann, bildete sich danach an der Technischen Fachschule in Biel zum Zimmermeister weiter und arbeitete im Berner Oberland. Bald hatte er aber den Wunsch, etwas zu verändern. Eher zufällig kam er in der Feuerwehr mit einem Kollegen ins Gespräch, einem Lokführer bei der SBB. Bei Thurbo liess sich Köbi schliesslich ebenfalls zum Lokführer ausbilden und wechselte fünf Jahre später zur BLS. Mit diesem Wechsel kam auch der Wechsel von Transfair zum SEV, wo er in der ehemaligen Sektion LPV Aare als Sekretär amtete. Nach einem Zwischenstopp von vier Jahren bei Crossrail arbeitet Köbi nun seit knapp drei Jahren wieder bei der BLS in seinem Wunschdepot Spiez. Auch er fährt sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr. Köbi ist im Co-Präsidium eher der Mann im Hintergrund und ist zur Stelle, wenn etwas erarbeitet oder mit den Kolleginnen und Kollegen ausgehandelt werden muss. Er wohnt mit seiner Frau und den zwei Töchtern in Bönigen, ist nach wie vor bei der Feuerwehr, geht gerne skifahren, biken und bekocht seine Familie und Freunde.

Beide sind sich einig, dass dieses Amt nicht immer ganz einfach und zeitweise auch sehr anstrengend ist. «Es ist schwierig, auch mal Entscheide treffen zu müssen, mit denen nicht alle Kolleginnen und Kollegen einverstanden sind», erläutert René. Und Köbi ergänzt: «Als Co-Präsident bist du einem steten Druck ausgesetzt, denn es gibt immer ein Thema, für das wir Lösungen finden müssen.» Auch bestehe eine gewisse Erwartungshaltung bei den Kolleginnen und Kollegen. Die Co-Präsidenten kommen vor allem dann zum Zug, wenn es brennt und Reagieren statt Agieren angesagt ist.

Aber die Möglichkeit, ein wenig Einfluss nehmen zu können auf die Arbeitsbedingungen, treibt die beiden auch an. Trotzdem sind sie sich – wie im Gespräch fast immer – einig, dass sie nach einer Legislatur das Amt an eine jüngere Person abgeben wollen. Oder auch an zwei. Denn das Modell des Co-Präsidiums scheint bestens zu funktionieren.

Chantal Fischer
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