Vorstand SEV
Matthias Hartwich fürs SEV-Präsidium nominiert
Zur Nachfolge von Giorgio Tuti im SEV-Präsidium ist am 2. September ein Vorentscheid gefallen: Der SEV-Vorstand hat einstimmig den 55-jährigen Matthias Hartwich nominiert und empfiehlt ihn dem Kongress vom 27. Oktober zur Wahl. Sowohl Hartwichs gewerkschaftlicher Werdegang als auch seine Persönlichkeit haben den Vorstand überzeugt.
Matthias Hartwich ist seit 2013 bei der IndustriALL Global Union in Genf als Verantwortlicher für den Sektor Metallindustrie und Maschinenbau tätig. Zuvor war er Gewerkschaftssekretär im Zentralsekretariat der Gewerkschaft Unia in der Abteilung Vertrags- und Interessenpolitik. Vorgängig arbeitete er bei der deutschen Gewerkschaft IG Bau vor allem in den Bereichen Rechtsberatung, gewerkschaftliches Organizing und Schulung der Mitglieder von Betriebsräten (Personalkommissionen).
Weiter wird der Vorstand dem Kongress beantragen, dass künftig nur noch alle vier Jahre statt alle zwei Jahre ein ordentlicher Kongress (aber stets zweitägiger) stattfinden soll. Zwischen zwei Kongressen soll neu jährlich mindestens eine gesamtgewerkschaftliche Delegiertenversammlung tagen. Falls der Kongress am 27. Oktober seinen Tagungsrhythmus ändern will, muss er vorgängig einige Reglementsänderungen beschliessen. Daneben liegen weitere Kongressanträge vor, die wir in unserer Zeitung vom 14. Oktober vorstellen werden.
Der Vorstand behandelte auch das SEV-Budget 2023 und nahm es mit grosser Mehrheit an, trotz eines Defizits von mehreren hunderttausend Franken. Denn der SEV hat in den letzten Jahren dank ausgezeichneter Finanzergebnisse Reserven gebildet, aus denen er nun dieses Defizit ausgleichen kann.
Solide Finanzlage
SEV-Finanzverwalter Aroldo Cambi hielt fest, dass sich unsere Gewerkschaft in einer sehr guten Lage befindet: «Wir haben keine Schulden, wir haben eine solide Finanzlage und können daher gelassen in die Zukunft blicken.» Cambi erinnerte aber auch daran, dass die Finanzen direkt von den Mitgliederbeiträgen abhängen, die drei Viertel der Einnahmen ausmachen. Der Rest stammt hauptsächlich aus Finanzanlagen. Deshalb müssen so viele Neumitglieder wie möglich geworben werben, um die gewerkschaftliche Schlagkraft zu erhalten oder zu verstärken und die Mitgliedschaft zu verjüngen. Darum sieht das Budget 2023 zusätzliche Mittel für Massnahmen zur Mitgliedergewinnung vor. «2021 war aus Sicht der Mitgliederwerbung ein gutes Jahr mit einem Rückgang der Mitgliederzahl um knapp 1 %. 2022 ist bislang auch ein aussergewöhnliches Jahr, was die Gewinnung von Neumitgliedern betrifft. Wir müssen so weitermachen», schloss Aroldo Cambi.
Vivian Bologna / Übers. M. Fischer
Warum eine Einernomination?
Wie wurde Matthias Hartwich ausgewählt, und warum hat der Vorstand allein ihn nominiert? Vorstandspräsident Danilo Tonina erklärt:
«Der Vorstand bestimmte aus Vertreter:innen aller Unterverbände (ausser dem TS) und der Kommissionen eine Wahlvorbereitungskommission. Diese erarbeitete ein Anforderungsprofil, das der Vorstand guthiess. Nach dem Stelleninserat sortierte die Kommission aus allen Interessent:innen potenzielle Kandidat:innen aus und führte mit ihnen Hearings durch. Bei diesen hat ein Kandidat alle überzeugt. Er wurde zusätzlich einem Assessment unterzogen, das überdurchschnittlich gut ausfiel. Zuletzt führte der Vorstand mit ihm ein Hearing durch und nominierte ihn einstimmig als Präsidentschaftskandidat zuhanden des Kongresses. Die Einernomination lag aus den genannten Gründen auf der Hand und ist das Ergebnis eines Prozesses. Das Vorgehen basiert auf dem Vertrauen in die Vorstandsmitglieder als gewählte Vertreter:innen der Unterverbände und Kommissionen. Einernominationen sind im SEV nichts Aussergewöhnliches, z. B. nominierte 2005 der damalige Verbandsvorstand Pierre-Alain Gentil als einzigen offiziellen Präsidentschaftskandidaten.»