Auf den Spuren von...
Yasmin Furrer, Kundenbegleiterin
Yasmin Furrer ist keine typische Kundenbegleiterin, denn sie ist nicht nur auf dem Zug, sondern auch im Büro oder gar im Zentralsekretariat des SEV in Bern anzutreffen. So wie bei der diesjährigen Retraite der SEV-Jugend vom 15. November, wo sie sich aktiv einbringt, um den Jungen im öffentlichen Verkehr eine Stimme zu geben.
Heute arbeitet die SBB-Kundenbegleiterin Yasmin Furrer nicht wie üblich auf dem Zug – sie hat nämlich Ferien. Trotzdem ist sie schon um 9 Uhr auf den Beinen und trifft gut gelaunt im SEV-Zentralsekretariat ein. Es ist der zweite Tag der jährlichen Retraite der SEV-Jugendkommission (Juko). In der Cafeteria liegt der Geruch von Salz und Fett, am Abend zuvor gab es Raclette für Yasmin und ihre Juko-Kolleg/innen.
Vertreterin der ZPV-Jugend
In der SEV-Jugend gibt es zurzeit viele neue Gesichter, doch Yasmin kennen alle. Seit anderthalb Jahren ist sie Jugendvertreterin des Zugpersonalverbands (ZPV); gewählt wurde sie an der Delegiertenversammlung im Mai 2018. «Ich habe diese Herausforderung dankend angenommen, denn ich habe gerne mit jungen Menschen zu tun», erzählt Yasmin. Das merkt man ihr an: Langsam trudeln weitere Mitglieder der Jugendkommission in der Cafeteria ein. «Bist du noch gut heimgekommen?» fragt sie eine Kollegin und beginnt gleich zu plaudern – über den gemeinsamen Abend, die Arbeit, eine ungeliebte Tour.
Abwechslung im Stage
Zurzeit ist Yasmin aber gar nicht so oft auf dem Zug, denn sie macht gerade während sechs Monaten einen Stage und verbringt drei Tage pro Woche auf dem Bürostuhl. «Mir gefällt die Arbeit auf dem Zug zwar sehr gut», erklärt sie, «doch ich will meine Erfahrungen aus der kaufmännischen Lehre nicht verlieren.» Aber selbst im Büro hat sie mit ihrem eigentlichen Beruf als Kundenbegleiterin zu tun: Sie arbeitet an einem Projekt für neue Kundengeräte mit, mit denen sie später wohl selbst arbeiten wird.
Beschränkte Möglichkeiten zurberuflichen Weiterentwicklung
Als Jugendvertreterin kennt Yasmin die Sorgen und Probleme ihrer jungen Kolleginnen und Kollegen im ZPV genau. «Ein grosses Thema ist immer der Lohn», weiss Yasmin aus erster Hand. Bei den Kundenbegleiter/innen fehlen ausserdem Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung. «Es ist schwierig, sich beruflich weiterzuentwickeln. Als Teamleiterin trägt man direkt sehr viel Verantwortung. Das wollen viele nicht», weiss Yasmin von ihren Kolleginnen und Kollegen.
Dies alles sind Gründe, warum Yasmin sich für die Jugend im öffentlichen Verkehr engagiert. «Es geht um uns und unsere Zukunft. Was wir jetzt erreichen, kommt später auch uns zugute.» Sie setzt sich dafür ein, dass die Jungen im SEV eine Stimme erhalten.
Familiär «vorbelastet»
Das gewerkschaftliche Engagement wurde Yasmin in die Wiege gelegt. «Viele meiner Verwandten sind oder waren auch bei der Bahn. Ich wusste also, worauf ich mich einlasse», sagt sie und lacht. «So hat mich mein Vater 2014 einfach beim SEV angemeldet, weil er selbst auch aktiv ist.»
Junge für den SEV gewinnen
Die Kommissionssitzung beginnt, eröffnet von der SEV-Gewerkschaftssekretärin Xenja Widmer, die für die Jugendkommission zuständig ist. In Kleingruppen sollen die Teilnehmer/innen über die Zukunft der SEV-Jugend diskutieren. Yasmin und ihre Gruppe ziehen sich in ein kleines Sitzungszimmer zurück und machen sich sofort an die Arbeit. Die Gruppe landet rasch bei der Frage, was eigentlich die Aufgabe der Jugendkommission sein soll. Yasmin blüht auf: «Die wesentliche Frage ist: Wie können wir die Jungen in die Juko und damit in den SEV holen? Das ist doch unser Hauptziel!»
Für Yasmin ist es wichtig, dass die SEV-Jugend im nächsten Jahr etwas tut, wirklich etwas erreicht, und nicht nur diskutiert. «Unsere Sitzungen müssen produktiver werden», plädiert sie. In der Gruppe entsteht die Idee, innerhalb der Kommission kleinere Arbeitsgruppen für bestimmte Themen zu bilden, um effizienter arbeiten zu können. Yasmin pflichtet bei: «Definitiv, das ist ein guter Plan!»
Zurück im Plenum der Jugendkommission wird Yasmin wieder ruhiger, doch in ihr brennt ein Wille, ein klares Ziel: die Jungen für die Gewerkschaft begeistern und gemeinsam etwas erreichen.
Karin Taglang