Branchentagung Bahn des Unterverbands der privaten Transportunternehmungen
«Die Branche Bahn ist im Aufschwung!»
Gut sechzig Mitglieder trafen sich am 9. März auf der Rigi zur VPT-Tagung der Branche Bahn. Wie bereits letztes Jahr, als die Tagung auf dem Neuenburgersee stattfand, lud der Vorstand seine Mitglieder auch 2017 an einen besonderen Ort. Leider spielte das Wetter nicht mit, doch die Gewerkschaftsaktualitäten liessen sich auch im Nebel bestens diskutieren. Für das nächste Jahr versprach René Tschantz, Präsident der Branche Bahn, eine Heimkehr: Die Branchentagung Bahn findet 2018 wieder in Olten statt.
Dieses Jahr hatten die Organisator/innen kein Glück: Der ausgewählte Tagungsort, die Rigi, stand in Zusammenhang mit dem vorgesehenen Vortrag über die kumulierten Höhenunterschiede während der Arbeit und deren Einfluss auf die Gesundheit. Dumm nur, dass der eingeladene Referent der Suva kurzfristig verhindert war und seinen Vortrag nicht halten konnte. Der Plan B war ein Austausch zwischen den Sektionen über ihre aktuellen Probleme. Davor sprachen Barbara Spalinger und Gilbert D’Alessandro über die aktuellen gewerkschaftlichen Aktivitäten.
Wettbewerb im Fernverkehr
Die Vizepräsidentin fasste zunächst die Situation der Konzessionen im Fernverkehr zusammen, wo sich die grossen Transportunternehmen nicht einigen können. Die Konsequenz: Die Bahnlinien werden für den Wettbewerb geöffnet – dem SEV ist dies ein Dorn im Auge. Dieser Wettbewerb bringt viel Bürokratie und unnötige Kosten mit sich. Es besteht das Risiko, dass sich selbst ausländische Firmen um Konzessionen für lukrative Strecken bewerben. Doch was geschieht mit dem Personal, wenn auf einer Strecke der Betreiber wechselt? «Zum Glück haben wir Gesamtarbeitsverträge», betonte Barbara Spalinger, «doch auch diese gelten nicht auf ewig.» Am Beispiel Flixbus erläuterte sie, wie wichtig die gewerkschaftliche Arbeit ist. Unter anderem bestehe ihre Wichtigkeit darin, aufmerksam zu sein bei Entwicklungen wie jener der Fernbusse, welche die Arbeitsbedingungen gefährden. So sei es Aufgabe der Gewerkschaft, Alarm zu schlagen, bevor alles zusammenbricht. Genau dies tat der SEV mit seiner Aktion gegen Flixbus im Dezember.
Spalinger rief auch die Uber-Affäre in Erinnerung: Die SBB will Uber in ihre Mobilitäts-App integrieren, obwohl dieses Unternehmen mehrere Gesetze nicht einhält (siehe Seite 5). Die Reaktion des SEV liess auch hier nicht lange auf sich warten: Es wurde eine Resolution gegen Uber verabschiedet.
Die Branche ist im Aufschwung
Gilbert D’Alessandro, VPT-Zentralpräsident, freute sich darüber, neue Gesichter in der Branche zu sehen: «Ich habe es an den Tagungen der Branchen Schifffahrt und Bus schon gesagt. Unter den vielen bekannten Kolleginnen und Kollegen sind einige neue und auch junge Gesichter. Die Branche Bahn ist im Aufschwung, sie wird immer routinierter und geübter, sie wird funktionieren. Ich glaube an euch, lasst euch Zeit. Aufgrund eurer Mitgliederzahl seid ihr die wichtigste VPT-Branche.»
D’Alessandro betonte, wie wichtig die Werbung ist, um eine «Gegenmacht» aufzubauen: «Die einzige Waffe, die wir gegen die Zerschlagung des Service public in der Schweiz haben, sind die Gewerkschaften. Wir sind die einzige Gegenmacht», erklärte er. Deshalb warnte er auch bei der Altersvorsorge 2020 vor einer Spaltung der Gewerkschaften, die zu befürchten ist, falls das Referendum selbst gegen die Ständeratsvariante ergriffen wird. D’Alessandro lud die Teilnehmenden dazu ein, sich für die VPT-Delegiertenversammlung am 22. und den Kongress vom 23. bis 24. März anzumelden. Zum Schluss gab Ueli Müller, Werbeverantwortlicher im VPT, einige Tipps für die Werbung.
René Tschantz fasste die Tagung mit folgenden Worten zusammen: «Die Leute glauben gerne, dass sie allein klarkommen, doch die Unterstützung und Ermutigung eines guten Teams ist von unschätzbarem Wert…»Henriette Schaffter/kt
Austausch der Sektionen
BLS, SOB, TPC, CJ, MBC, TransN, Thurbo, SZU, Fart, Appenzeller Bahnen, RBS: All diese Sektionen waren auf der Rigi vertreten und präsentierten ihre aktuellen Probleme. Diese drehen sich vor allem um die neuen Lohnsysteme, welche die Unternehmen ein- führen wollen, um bewilligte oder nicht bewilligte Lohnerhöhungen, um Freitage aufgrund von Arbeiten an den Bahnlinien etc. Alle hatten Gelegenheit, ihre Probleme darzulegen und Ratschläge zu sammeln.
Der SEV-Gewerkschaftssekretär Toni Feuz präsentierte die Petition «Via sicura – Nein zur Doppelbestrafung» der Branche Bus (siehe kontakt.sev Nr. 3 vom 9. März) und rief die Teilnehmenden auf, in ihren Sektionen Unterschriften zu sammeln.
Auch die Resolution gegen die zweifelhaften Praktiken von Uber, die an der Branchentagung Bus-Gatu vom23. Februar verabschiedet wurde (siehe ebenfalls kontakt.sev Nr. 3), wird von den Verteter/-innen der Branche Bahn unterstützt.