Tagung des Verkaufspersonals in Olten
Was bedeutet Mobilitätsberater genau?
Das Verkaufspersonal steht vor gravierenden Veränderungen. Der Unterverband AS lud deshalb die Branche zu einer Tagung ein.
Die Tagung begann mit einer «Kropfleerete» und endete mit einer Resolution (siehe Box). Die Schliessung der Reisebüros ist für viele ein Indiz dafür, dass der Abbau am Schalter laufend weitergehen wird. Eine Strategie des Arbeitgebers wird vermisst, werden doch immer wieder andere Vorgaben formuliert. Diese Entwicklung ist umso bedenklicher, als Verkäuferinnen und Verkäufer immer öfter die einzigen Menschen sind, die Reisende bei der SBB noch sehen.
Neu ist nun das Schlagwort «Mobilitätsberater»: Da die SBB anstrebt, 90 Prozent des Umsatzes über digitale Kanäle zu erzielen, verändern sich die Arbeit und das Berufsbild zwangsläufig.
Der Leiter bedienter Verkauf, Peter Zeier, stellte sich den Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Habt keine Angst um eure Zukunft», rief er in den Saal. Aber die Fragen zeigten, dass die Sorgen um Berufsbild, Schalterschliessungen und Lohnentwicklung nicht so einfach verschwinden.
Manuel Avallone und Jürg Hurni vom SEV stellten klar, dass für die Gewerkschaft nicht weniger als der Service public bedroht ist, wenn das Schalterpersonal weiter reduziert würde.
Sehr skeptisch zeigte sich ein grosser Teil der Anwesenden zur Absicht der SBB, ab 2017 die Lehre für Detailhandelsfachleute anzubieten. Peter Zeier erläuterte, dass die jungen Leute, die die KV-öV-Lehre im Verkauf absolvierten, häufig in andere Aufgabengebiete abwandern; mit ausgebildeten Verkäuferinnen und Verkäufern sollte dies weniger der Fall sein. Es gehe nicht darum, die Anforderungen oder Löhne zu senken, betonte er. Die Gewerkschafter zeigten sich skeptisch: «Bleibt die Mehrsprachigkeit gewahrt? Ist die Systemkenntnis weiterhin so hoch?», waren Bedenken, die der SBB-Chef zwar abzuwenden versuchte, aber nicht völlig durchdrang mit seinen Erläuterungen.Peter Moor
Resolution
Die SEV Tagung des Verkaufspersonals SBB vom 31. Oktober 2015 in Olten hat die nachfolgende Resolution verabschiedet:
Berufsbild der Reiseverkäuferinnen und Reiseverkäufer aufwerten um einen guten Service public zu leisten
Das Berufsbild der Reiseverkäuferinnen und Reiseverkäufer ist zunehmend unter Druck geraten.
Mit der unverständlichen Schliessung der Reisebüros sind interessante Aufgaben weggefallen. Die Verlagerung des Verkaufs zu Automaten und E-Business und die Einführung des Swiss Pass erfordern eine neue Definition des Berufsbildes, in welchem die Beratungstätigkeit gestärkt und gewürdigt wird. Das Verkaufspersonal ist zusammen mit dem Zugpersonal meist der einzige Ansprechpartner für die Anliegen der Kunden. Die beste Garantie, dass der 5-Sterne-Service der SBB erhalten bleibt, ist gutes und motiviertes Personal.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung fordern deshalb von den SBB:
•Wir wollen den Kundinnen und Kunden hochwertige Beratungen für ihre Mobilitätsbedürfnisse anbieten.
•Das Berufsbild darf nicht entwertet werden. Die Grundausbildung auf Basis der KV-öV oder einer anderen gleichwertigen Berufslehre muss beibehalten werden.
•Das Berufsbild sowie die Aus- und Weiterbildung müssen so gestaltet werden, dass der Beruf für Junge mit gezielter Nachwuchsförderung interessanter wird und ältere Mitarbeitende Perspektiven haben.
•Das Kerngeschäft soll sowohl in den Zentren als auch in der Fläche durch qualifiziertes SBB Personal angeboten und auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet werden.
•Die Beratungsdienstleistungen müssen angemessen gewertet werden.
•Eine regelmässige Weiterbildung für die steigenden Anforderungen ist unentbehrlich. Diese darf nicht nur in Form von E-Learning erfolgen.
Kommentare
S. Neumann 31/05/2016 11:34:09
Leider fehlt im Beitrag eine neue genaue Definition, was ein Mobilitätsberater ist.