Frauen im Schienenverkehr
Women in Rail: Sozialpartner erzielen Vereinbarung auf EU-Ebene
Bei den Verhandlungen auf EU-Ebene für eine verbindliche Vereinbarung mit dem Ziel, die Beschäftigung von Frauen im Eisenbahnsektor (Women in Rail) zu fördern, haben die Gemeinschaft der europäischen Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER), welche die Arbeitgeber des Eisenbahnsektors vertritt, und die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF), welche die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner vertritt, in der letzten Verhandlungsrunde am 30. Juni eine vorläufige Einigung erzielt.
Brüssel, 1. Juli 2021
Nach 7 Runden intensiver Verhandlungen im Mai und Juni ist es den beiden Parteien gelungen, eine Einigung zu erzielen. Trotz der zusätzlichen Herausforderung, die sich aus der Notwendigkeit ergab, die Verhandlungen in einer virtuellen Umgebung zu führen, konnte dank der guten Vorarbeit der jeweiligen Delegationen ein positives Ergebnis erzielt werden.
Diese Vereinbarung zielt darauf ab, mehr Frauen für den Bahnsektor zu gewinnen, Frauen mehr Schutz zu gewähren und die Gleichbehandlung am Arbeitsplatz zu garantieren, und zwar dank der Massnahmen, die unter den Vorzeichen der allgemeinen Gleichstellungspolitik vereinbart wurden. Sie umfassen Bereiche wie Zielvorgaben, die Gewinnung von mehr Frauen für den Sektor, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Beförderungen und Laufbahnentwicklung, gleicher Lohn, Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Verhinderung von sexueller Belästigung und Sexismus.
Die letzte verbindliche Vereinbarung gemäss Artikel 155 AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) im Rahmen des Europäischen Sozialen Dialogs im Eisenbahnsektor wurde vor 15 Jahren geschlossen und betraf die Arbeitsbedingungen des mobilen Eisenbahnpersonals im grenzüberschreitenden interoperablen Verkehr. Die neue wichtige Vereinbarung ist besonders bedeutsam, da sie im Europäischen Jahr der Schiene erzielt wurde.
Die vorläufige Vereinbarung ist zwar ein wichtiger Meilenstein in den Verhandlungen, aber noch nicht das Ende der Reise. Beide Parteien müssen nun den Wortlaut des Abkommens verfeinern, der dann von den jeweiligen Leitungsgremien genehmigt werden muss. Es wird erwartet, dass die Generalversammlung der CER am 20. September und die ETF-Sektion Eisenbahn im Oktober über die vorläufige Vereinbarung abstimmen werden. Eine feierliche Unterzeichnungszeremonie wird dann später in diesem Jahr stattfinden.
Das sagen Mitglieder der beiden Verhandlungsdelegationen:
Giorgio Tuto, Vizepräsident des sektoralen sozialen Dialogs der EU im Bahnsektor (und SEV-Präsident): "Diese Vereinbarung ist ein Meilenstein, weil die europäischen Sozialpartner im Bahnsektor damit ein klares Zeichen setzen, dass sie die Herausforderungen verstanden haben und sich verändern wollen, um den Sektor fit für die Arbeit von Frauen zu machen. Ohne Frauen hat der Bahnsektor keine Zukunft. Das ist der wichtigste Beitrag der Bahn-Sozialpartner zum Europäischen Jahr der Schiene. Und wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, auf europäischer Ebene zu verhandeln und echte Veränderungen zu erreichen."
Sabine Trier, stellvertretende Generalsekretärin der ETF: "Diese Vereinbarung hat das Potenzial, die männlich dominierte Arbeitsplatzkultur im Bahnsektor zu beenden. Die Arbeitgeber der europäischen Eisenbahnen haben erkannt, dass die Gleichstellung der Geschlechter in ihren Unternehmen allen zugutekommt. Die nächsten Schritte müssen die Bestätigung der Vereinbarung und deren schnelle Umsetzung sein. Die Eisenbahnerinnen haben hohe Erwartungen."
Matthias Rohrmann, Präsident des sektoralen sozialen Dialogs der EU im Bahnsektor: "Als Sozialpartner haben die CER und ETF in diesen Tagen Geschichte geschrieben für den Bahnsektor, für unsere Kolleginnen und Kollegen, für mehr Frauen bei der Bahn! Nach fast 3 Jahren und der 3-tägigen Schlussrunde mit intensiven Verhandlungen und zahlreichen virtuellen Treffen haben wir mit der Women-in-Rail-Vereinbarung etwas Besonderes geschaffen. Ein großes DANKE an die Mitglieder der Verhandlungsdelegation auf beiden Seiten! Im Europäischen Jahr der Schiene 2021 ist dies ein positives und wichtiges Signal an alle Kolleginnen und Kollegen in unserem Sektor."
Yves Baden, Vorsitzender der CER-Gruppe der HR-Leiter/-innen: "Eine Einigung im Europäischen Jahr der Schiene zu erreichen ist ein grosser Erfolg, der zeigt, wie sehr wir uns dafür einsetzen, mehr Frauen für den Bahnsektor zu gewinnen. Es war ein langer Weg mit konstruktivem Austausch, und wir sind überzeugt, dass konkrete Ergebnisse folgen werden. Ich möchte allen am Prozess Beteiligten für ihre harte Arbeit und ihr Engagement danken."
Kommentar von Andreas Matthä, CER-Vorsitzender (und CEO der ÖBB Holding-AG): "Mein Ziel als CER-Vorsitzender und ÖBB-CEO ist es, im Bahnsektor mehr Diversität und eine ausgewogenere Vertretung beider Geschlechter zu erreichen. Ein wichtiger Schritt ist nun getan. Die Sozialpartner haben sich darauf geeinigt, den Frauenanteil im europäischen Bahnsektor zu erhöhen. Besonders positiv finde ich, dass dieses hervorragende Ergebnis gerade im Europäischen Jahr der Schiene erreicht werden konnte. Das Bekenntnis zu Diversity ist auch bei den ÖBB fest verankert, was uns geholfen hat, den Frauenanteil in der Lehrlingsausbildung auf über 20 Prozent zu steigern."
Übersetzung des englischen Originaltextes der gemeinsamen Medienmitteilung der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) und der Gemeinschaft der europäischen Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER) vom 1. Juli 2021.
Für weitere Informationen:
Giorgio Tuti, Präsident SEV und Präsident der ETF-Bahnsektion, +41 79 221 45 64