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Alibi-Konsultation: Swiss schafft Fakten – missbräuchlich

Noch hat Covid die Swiss im Griff, doch die Buchungen steigen wieder und ihr Hilfskredit ist längst nicht verbraucht. Darum ist die Entlassung von 500 Mitarbeitenden unverständlich. ©Swiss

Die Swiss hat den Bodenpersonal-Gewerkschaften nicht die nötige Zeit gelassen, «Vorschläge zu unterbreiten, wie die Kündigungen vermieden oder deren Zahl beschränkt sowie ihre Folgen gemildert werden können», wie es Art. 335f OR bei Massentlassungen verlangt. Damit hat sie das Konsultationsverfahren verletzt. Deshalb betrachtet die Gewerkschaft SEV-GATA die heute ausgesprochenen Kündigungen als missbräuchlich und wird sie auf dem Rechtsweg bekämpfen.

Am 6. Mai informierte Swiss die drei Bodenpersonal-Gewerkschaften in einem 30-Minuten-Call erstmals über den beabsichtigten massiven Stellenabbau und zeigte ihnen am 10. Mai rudimentär die Folgen für das Bodenpersonal auf. Und erst am 25. Mai beantwortete sie die Fragen, die ihr die Gewerkschaften als Grundlage zur Erarbeitung ihrer Vorschläge gestellt hatten, und liess darin wichtige Eckdaten offen – z.B. dazu, welche Abteilungen an welchen Standorten in welchem Ausmass von Kündigungen betroffen sind. Trotzdem verlangte die Swiss die Vorschläge der Gewerkschaften schon per 27. Mai.

Klagen gegen Swiss

«Die Swiss hat den Gewerkschaften eine einigermassen fundierte Eingabe verunmöglicht», hält SEV-GATA-Präsident Philipp Hadorn fest. «Damit sind die Kündigungen formell missbräuchlich. Deshalb ermutigt SEV-GATA seine Mitglieder, gegen ihre Kündigungen Einsprache zu erheben, und strengt eine Präzedenzfall-Klage vor Gericht wegen Missbräuchlichkeit an.»

Massenentlassung übereilt und unnötig

Vor allem auch ist SEV-GATA nach wie überzeugt, dass eine Massenentlassung zum jetzigen Zeitpunkt übereilt ist: «Das Impfen der Bevölkerung schreitet voran, der digitale Nachweis der Corona-Freiheit wird das Fliegen bald vereinfachen und die Zahl der Buchungen ist bereits angestiegen», führt Hadorn aus. «Dank der nochmals verlängerten Kurzarbeitsentschädigungen und dank dem Bankkredit, den die Swiss mit Hilfe des Bundes aufnehmen konnte, ist die Airline überhaupt nicht zu solch massivem Abbau gezwungen. Sie riskiert damit einen Mangel an Fachkräften im Wiederaufschwung des Luftverkehrs und vernachlässigt ihre soziale Verantwortung für die Mitarbeitenden, die mit der Kurzarbeit schon erhebliche Lohnopfer gebracht haben, wie auch mit freiwilligen Massnahmen sowie vorübergehenden Einschnitten mit Krisen-GAVs.»

Doch die Swiss zieht den Abbau durch: Rund 500 Mitarbeitende im In- und Ausland erhalten die angeblich unvermeidliche Kündigung – davon 138 am Boden inkl. Technik. Beim Kabinenpersonal gibt es 334 Entlassungen, bei den Pilot/innen verordnete Arbeitszeitreduktionen im Umfang von rund 120 Stellen. Mit den freiwilligen Pensenreduktionen, den vorzeitigen Pensionierungen und der natürlichen Fluktuation baut Swiss damit bis Ende 2021 rund 1700 Vollzeitstellen ab. Das sind 22,5 Prozent der 7550 Vollzeitstellen (bzw. 9500 Mitarbeitenden) im Jahr 2019, vor der Pandemie. 
 

Weitere Auskünfte

Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär SEV und Präsident SEV-GATA,

 

Wer sind wir?

SEV-GATA (Groundstaff Aviation Technics and Administration), die Gewerkschaft des Bodenpersonals der Luftfahrt, setzt sich ein für Mitglieder aus den verschiedensten Betrieben wie beispielsweise Swiss Int. Air Lines Ltd., Swissport, SBS, Engie, ISS usw. SEV-GATA ist Teil der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV, der grössten Schweizer Gewerkschaft für Arbeitnehmende im Verkehrs- und Transportgewerbe.
 

Hier die Medienmitteilung der Swiss:

https://swiss.newsmarket.com/german/press-releases/swiss-reduces-dismissals-for-operational-reasons-following-constructive-consultation-procedure/s/a0f20c25-cfb4-43b2-8500-0f10f76bf401

SEV-GATA unterstützt betroffene Mitglieder

Nach Erhalt eines Rechtsschutzgesuches von den Betroffenen wickelt SEV-GATA die Einsprache und die Klage gegen ihre Kündigung wegen Missbräuchlichkeit ab – Details im Membermail 7 vom 15. Juni. Das von SEV-GATA mit Swiss vereinbarte Outplacement unterstützt Betroffene bei der Stellensuche. SEV-GATA hilft Mitgliedern bei der Wahrung ihrer Interessen, d. h. bei der Prüfung der Austrittsmodalitäten (Kündigungsfrist, Leistung aus Sozialplan).

Gewerkschaftssekretärin Sheila Belometti () führt an sechs Tagen bis 8. Juli in Zürich-Kloten Sprechstunden und zwei Flächenbesuche durch – siehe Special Member Mail vom 18. Juni. Darin finden sich auch die Links für zwei Online-Meetings am 29. Juni und 7. Juli. Über können individuelle Beratungen («face to face» oder telefonisch) vereinbart werden.


Stellen bei ISS Genf bedroht

Am Genfer Flughafen hat ISS bei einer Ausschreibung von Swiss–port ihren bisherigen Auftrag an Vebego verloren. Nun will ISS alle 88 Mitarbeitenden, die vor allem Flugzeuge reinigen, entlassen. SEV-GATA und der VPOD suchen mit allen Parteien Lösungen fürs Personal, das bereits unter der monatelangen Kurzarbeit stark gelitten hat. Eine Personalversammlung fand bereits statt, eine zweite ist am 29. Juni geplant.