SEV begrüsst Billettverkauf vor Zugsabfahrt
Billette auf dem Perron: besser spät als nie…
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV erachtet die Einführung eines Billettverkaufs auf dem Perron als geeignete Massnahme, um die so genannte Billettpflicht durchzusetzen. Bedenklich ist allerdings, dass die SBB nicht früher auf die Warnungen des betroffenen Personals gehört hat; sie hätte sich einen grossen Imageschaden ersparen können.
Mit der Einführung der so genannten Billettpflicht wollte die SBB vor anderthalb Jahren erreichen, dass alle Reisenden ihr Billett vor der Zugsabfahrt kaufen. Alle andern sollten gleich – streng – behandelt werden. Die Folgen sind bekannt: Die Beschwerden wegen der Behandlung gutwilliger Reisender wie Verbrecher liessen nicht nach.
Inzwischen hat die SBB dem Zugpersonal mehr Spielraum zugestanden, wie dieses es von Anfang an gewünscht hatte. «Das Zugpersonal ist gut geschult und fähig zu beurteilen, ob jemand gutwillig ist», betont SEV-Vizepräsident Manuel Avallone. Nun kommt aber erst der wesentliche Schritt zur Lösung des Problems: Reisende können vor Abfahrt des Zugs beim Zugpersonal melden, dass sie keinen Fahrausweis haben und werden damit wieder wie Kunden und nicht wie Betrüger behandelt. «Damit können wir unsern Beruf wieder so ausüben, wie wir ihn uns vorstellen», sagt Andreas Menet, Präsident des Unterverbands des Zugpersonals ZPV im SEV. Er ergänzt: «Wir sind zufrieden mit diesem Entscheid, bedauern aber, dass die SBB nicht bereits in der Projektphase auf unsere Bedenken eingegangen ist.»
Für den SEV ist unerklärlich, weshalb die SBB so lange uneinsichtig war und ein Regime durchziehen wollte, das im Bahnverkehr völlig systemfremd war.