Lausanne
Das TL-Personal ist wütend und mobilisiert

Eine aufgebrachte Versammlung zeigte der Leitung der Lausanner Verkehrsbetriebe (TL) die rote Karte. Denn diese will als Vorbedingung für transparente Verhandlungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen eine Vereinbarung über Null-Franken-Verhandlungen durchsetzen. Die über 200 Teilnehmenden stimmten auch für die Vorbereitung von Kampfmassnahmen vor Ende Jahr.
«Ihr seid besorgt und darum heute Abend zahlreich zu dieser ausserordentlichen GAV-Konferenz gekommen», sagt Manuel José Antunes de Lima, Präsident der SEV-VPT-Sektion TL, einleitend zur Versammlung vom 5. November im Restaurant Florissant in Renens. «Es freut mich, diesen Saal bis auf den letzten Platz gefüllt zu sehen! Es ist legitim, dass wir bessere Arbeitsbedingungen und soziale Gerechtigkeit erwarten, doch die Leitung der TL stellt sich taub und will dafür keinen Rappen mehr ausgeben. Wir sind nicht hier, um aufzugeben. Wir werden gemeinsam über das weitere Vorgehen entscheiden, aktiv werden und diese Versammlung in eine Mobilisierung verwandeln!»
Die Probleme sind bekannt: Personalmangel im Fahrdienst, aber auch in den Werkstätten, eine nach wie vor zu hohe Absenzenquote als Zeichen für die schwierigen Arbeitsbedingungen, akkumulierte Müdigkeit – auch in der Verwaltung und im Betrieb –, zu lange Dienstschichten, mangelnde Vorausschau und Koordination. Die Situation, die 2024 in einer Petition angeprangert wurde, hat sich ein Jahr später kaum verbessert. Schlimmer noch, die Verhandlungen zur Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrags stocken seit Monaten.
Null-Franken-Verhandlungen?
Die Verhandlungsführer der Unternehmensleitung wollen keine Zugeständnisse machen, die einen Rappen mehr kosten. Der Gipfel bzw. Tiefpunkt wurde in der Sitzung vom 30. Oktober erreicht, als die Leitung vorschlug, die transparente Übermittlung ihrer Forderungen an eine schriftliche Vereinbarung zu knüpfen, die die Gewerkschaften zu Null-Franken-Verhandlungen verpflichtet. Sie stellte sogar den diesmal sehr geringen Teuerungsausgleich infrage, der im GAV automatisch vorgesehen ist.
Dabei sind die Ausgaben der TL gigantisch. Sie betreffen aber nicht das Personal, sondern die Infrastruktur, darunter etwa ein Kredit von 27 Millionen für das 6. Stockwerk oder einer von 90 Mio. für den Bau eines Depots im Jahr 2030. Jedoch für das Personal, das die Mobilität erst ermöglicht, liegt kein Rappen mehr drin?
Mangelnde Wertschätzung und Anerkennung
Viele Anwesende beklagen sich über die mangelnde Wertschätzung und Anerkennung seitens der Leitung. «Für sie sind die Mitarbeitenden das fünfte Rad am Wagen», sagt ein Kollege. Aline Zuber, SEV-Gewerkschaftssekretärin und zuständig für die TL, gibt einen kurzen Überblick über die letzten Monate und erinnert daran, dass es nicht möglich ist, die Arbeitsbedingungen mit null Franken zu verbessern. Die Leitung verbindet die Kürzung der Dienstschichten mit einer Kürzung der Löhne und stellt den automatischen Lohnaufstieg infrage.
Aktion «Armbinde»
Im Saal werden verschiedene Mobilisierungsmassnahmen vorgeschlagen. Zustimmung findet die Idee, an einem Mobilisierungstag eine Armbinde zu tragen, um der allgemeinen Unzufriedenheit des Fahrpersonals, aber auch des Betriebs- und Verwaltungspersonals Ausdruck zu verleihen. So kann das gesamte Personal der TL seine Unzufriedenheit über die mangelnde Wertschätzung seitens der Leitung zum Ausdruck bringen.
In einem ersten Schritt verabschiedet die Versammlung einstimmig eine Resolution, die auf die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und die Zunahme der Arbeitsbelastung hinweist, sowie auf die Notwendigkeit, darauf zu reagieren angesichts der Anstrengungen der Kolleg:innen, die am Rande der Erschöpfung stehen, der Qualität des öffentlichen Dienstes, welche die Bevölkerung und die öffentlichen Besteller zurecht erwarten, und der Blockade, die aus der wenig konstruktiven Haltung der Leitung folgt. Wenn sich nichts bewegt, behält sich das Personal vor, geeignete Kampfmittel einzusetzen, um sich bei der Leitung Gehör zu verschaffen. Eine zweite rote Karte folgt mit dem einstimmigen Ja zur Organisation dieses Aktionstages vor Ende Jahr.
Kundgebung am 26. November
Die Mobilisierung beginnt auf jeden Fall am 26. November, dem dritten Tag der Mobilisierung und des Streiks des öffentlichen Dienstes im Kanton Waadt. Denn auch dieser sieht sich aufgrund der Sparpolitik des Staatsrats mit einer Infragestellung des öffentlichen Dienstes konfrontiert. Darum sind alle eingeladen, sich am 26. November gegen 17 Uhr (genaue Zeit folgt) in Montbenon der TL-Gruppe im Demonstrationszug anzuschliessen. Die Aktion «Armbinde» findet gleichentags oder in den folgenden Wochen statt. Fortsetzung folgt.
Yves Sancey