Zusammenarbeit SBB–BLS
Schlechte Kommunikation
Am 31. Januar gegen Mittag verkündeten BLS und SBB stolz gleichzeitig die Weiterentwicklung ihrer Zusammenarbeit in Form der neuen Bahnlinie IR56 Biel–Delsberg–Basel ab Dezember 2025. Gemäss der Medienmitteilung eine «gute Nachricht» für die Reisenden, die damit von einem attraktiven Halbstundentakt auf dieser Strecke profitieren werden.
Das Problem daran ist, dass die am stärksten Betroffenen, jene die schon heute für die SBB Züge auf dieser Linie führen, die Neuigkeit aus den Medien erfahren haben. Der SEV wurde von der SBB erst eine Stunde vor dem Versand der Medienmitteilung informiert. Trotz dem vielgerühmten Prinzip «OneSBB» entsteht der Eindruck, dass der Bereich Markt Personenverkehr eine Vereinbarung mit der BLS abgeschlossen und damit den betroffenen Bereich Produktion Personenverkehr ebenso vor vollendete Tatsachen gestellt hat wie die Sozialpartner.
Die Reaktion der Lokomotivführerinnen und -führer liess nicht lange auf sich warten, dies in Form von Briefen der drei Sektionen SEV-LPV von Delsberg, Biel und Basel an den Regionalleiter Romandie der SBB. Die Sektion Biel beklagt sich, «dass die SBB ihr Personal per Medienmitteilung informiert». Sie findet dies umso mehr «inakzeptabel», weil «dieser Entscheid Auswirkungen auf die Arbeitsplätze haben wird». Für die Sektion illustriert diese schlechte Art der Kommunikation «die Wertschätzung der SBB für ihr Personal, womit das Vertrauen zwischen uns und unserem Arbeitgeber belastet wird». Aus Delsberg beklagt die überraschte Sektion ebenfalls «die komplette Geringschätzung», mit welcher die SBB «einen allfälligen Stellenabbau im Depot Delsberg» bekanntgibt. Dieses Vorgehen «trübt das Vertrauen», heisst es weiter.
Zusätzlich zum Vorgehen, das der Sozialpartnerschaft, welche die SBB eingegangen ist, nicht angemessen erscheint, ist die Sache an sich beunruhigend. In Biel befürchtet man eine Einbusse an Leistungen, die einen Abbau bei den Pensen, aber auch mehr Monotonie bringen werde. Auch in Delsberg sorgt man sich, dass «ein Teil der Arbeitsplätze gefährdet» ist, wenn jeder zweite Zug nicht mehr von der SBB gefahren wird. In den Medien hat die BLS angekündigt, dass sie für die neuen Interregiozüge «rund 20 zusätzliche Lokführerinnen und Lokführer» brauche. Bedeutet dies den Abbau von 20 Stellen bei der SBB oder Verlagerungen des Personals? Die Bundesbahnen äussern sich dazu nicht und lassen ihre Angestellten im Ungewissen über ihre Zukunft. Nicht in der Medienmitteilung steht, dass für die Einführung des Halbstundentakts auf dieser weitgehend einspurigen Strecke andere Leistungen weichen müssen. Die Direktverbindungen aus dem Jura nach Biel und Basel werden gestrichen. Es gibt also insgesamt nicht mehr Züge als heute.
Die drei Sektionen verlangen deshalb von der Direktion Erklärungen; sie wollen wissen, ob der Abbau oder die Verlagerung von Stellen geplant ist, und falls ja, wie viele. Sie wollen die Auswirkungen kennen, die der Verlust dieser Züge auf die Arbeitspensen und das Einzugsgebiet der verschiedenen Depots haben wird, insbesondere im Jura. Die drei Sektionen fordern eine direkte Kommunikation, die die bestehende Sozialpartnerschaft respektiert und das Personal als «Gebilde aus Menschen und nicht Maschinen» behandelt. Bis zum Redaktionsschluss hat die SBB nicht auf die Fragen der Sektionen geantwortet.
Yves Sancey