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SEV-TPF

Die Frauen organisieren sich

Seit einem Jahr sind Busfahrerinnen der SEV-Sektion bei den Freiburgischen Verkehrsbetrieben (TPF) in einer Frauengruppe organisiert. Sie treffen sich regelmässig, um über Frauenfragen in der noch immer männlich dominierten öV-Welt zu diskutieren. Tania Kaech, Froska Roth und Paula Pythoud blicken zurück auf das erste Jahr der Gruppe.

Zurzeit gehören der Frauengruppe der Sektion SEV-TPF neun Busfahrerinnen verschiedener Depots an. Kolleginnen aus anderen TPF-Bereichen (Kontrolle, Verkauf, Verwaltung) sind herzlich willkommen. Das Interview mit drei Mitgliedern fand am 5. Februar vor einer Gruppensitzung in der Pizzeria L’Escale in Givisiez statt. Im Zentrum des Gesprächs standen die Erfahrungen der Gruppe in ihrem ersten Jahr. Für das Foto brachten die Frauen ihre Arbeitsblusen mit, was ihre grosse Verbundenheit mit ihrer Arbeit und untereinander als Kolleginnen zeigt.

Wann habt ihr eure Gruppe gegründet?

Tania Kaech: Das war Mitte Februar 2023.

Warum habt ihr eine Frauengruppe gegründet?

Froska Roth: Es gab Aggressionen der Kundschaft gegen das Fahrpersonal. Daher mussten wir kollektiv darüber nachdenken, wie wir uns als Frauen wehren können.

T. K.: Ich hatte ein Problem mit einem Kollegen, der mich nicht respektierte. Hauptsächlich geht es darum, Frauenanliegen zu vertreten. Ein Problem sind etwa die fehlenden Toiletten, und wir haben gern einen separaten Raum für uns.

Paula Pythoud: Wenn es an den Endstationen der Linien keine Toilette gibt, sehen Männer das Problem nicht so sehr. Für uns ist es komplizierter.

T. K.: Wir bewegen uns in einer sehr männlichen Welt, in der es nicht immer leicht ist, seinen Platz zu finden, aber wir schaffen es.

Welche Probleme haben sich im ersten Jahr herauskristallisiert?

T. K.: Wir haben erreicht, dass in unserem Pausenraum am Busbahnhof in Freiburg eine der Toiletten der Cafeteria nur für uns Frauen mit einem Badge zugänglich ist. Wir haben auch viel über den Umgang mit Kunden diskutiert.

Teilt ihr Tipps untereinander?

T. K.: Genau. Den Opfern eines verbalen oder physischen Angriffs wird empfohlen, auf dem Fahrersitz zu bleiben und die Zentrale anzurufen. Aber nach einem Übergriff geht es einem wirklich nicht gut. Negative Worte können uns treffen. Wir helfen uns gegenseitig viel und reden darüber.

Bekommt ihr schnell, was ihr verlangt?

T. K.: Wir stellen unsere Anträge, und dann passiert nach und nach etwas. Wir müssen mit gut begründeten Argumenten kämpfen. Zum Beispiel, was die fehlenden Toiletten an den Endstationen betrifft, muss man auch mit den Gemeinden schauen. Die TPF-Leitung erklärt ihnen, dass es jetzt mehr Fahrerinnen gibt. Das braucht Zeit.

Sind die Umkleideräume ein Problem?

T. K.: In Givisiez und Freiburg gibt es getrennte Garderoben für Männer und Frauen. Wir können uns also problemlos umziehen. In Freiburg und Givisiez haben wir auch eine Ecke für uns, in der wir uns ausruhen können, was wir sehr schätzen.

Sind die Dienste mit Kindern vereinbar?

F. R.: Ich habe den Vorteil, dass mein Mann und ich beide bei den TPF arbeiten. So lässt sich organisieren, dass stets jemand von uns frei hat, damit die Kinder nicht allein zu Hause sind. Und dass wir Ferien und gewisse freie Tage gemeinsam nehmen können.

Wäre Teilzeitarbeit eine Lösung für euch?

T. K.: Das ist bei den TPF nicht so einfach zu organisieren. Das Problem ist, dass man als Teilzeitkraft aus der Rotation herausfällt, sodass man nicht mehr von der Sechs-Monate-Planung profitiert, in der die Freitage gesetzt sind. So kann man nicht mehr im Voraus planen und wird sozusagen zum Lückenbüsser.

P. P.: Wir kämpfen für die Einführung einer 80-Prozent-Rotation. Aber das ist nicht speziell eine Forderung von Frauen, sondern auch von Männern.

Gibt es sonst ein Problem, das ihr gerne ansprechen möchtet?

T. K.: Ja, die Tatsache, dass wegen der fehlenden Toiletten viele Kolleginnen und Kollegen im Sommer zu wenig trinken. Das ist nicht gut für die Gesundheit.

Yves Sancey