Pensionskasse SBB
Trotz dem schwierigen Umfeld Ruhe bewahren!
2022 war für die Pensionskasse der SBB eine grosse Herausforderung. Die globale Krisensituation hat zu tieferen Börsenkursen geführt und den Deckungsgrad der Pensionskasse massiv geschmälert. Für das 2023 gibt es aber auch einen Lichtblick. Interview mit Aroldo Cambi, Präsident des Stiftungsrats der Pensionskasse SBB.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, wachsende Rohstoffkosten, steigende Zinsen – hat man die globale Entwicklung an der Börse und somit bei den Anlagen der SBB-Pensionskasse gespürt?
Ja. Das führte zu einer scharfen «Korrektur» an den Finanzmärkten. Das bedeutet, die rekordhohen Börsenkurse fielen. Und das passierte nicht nur in einer bestimmten Branche an einem bestimmten Ort, sondern in allen möglichen Wirtschaftszweigen in allen Regionen der Welt. Zwar hat die Pensionskasse SBB keine risikoreiche Anlagestrategie, aber auch bei eher risikoarmen Anlagen gab es Verluste. Das heisst nicht nur bei den risikobehafteten Aktien haben wir verloren, sondern auch bei den als sicher und solide geltenden Obligationen. Letzteres geschieht automatisch, wenn die Zinsen steigen. Insgesamt ist die Performance unseres Portfolios um 12 % gesunken.
Bedeutet das, die Pensionskasse der SBB ist in eine Schieflage geraten und muss bald auf Kosten des Personals saniert werden?
Nein, zum Glück nicht. Zwar ist der Deckungsgrad gesunken, also das Vermögen, das nötig ist, um unseren Verpflichtungen nachzukommen. Aber der Deckungsgrad befindet sich immer noch knapp über 100 %. Und sollte er gar ein paar wenige Prozente unter Hundert sinken, ist das keine Katastrophe und wir müssten nicht sanieren. Ich gehe eher davon aus, dass der Deckungsgrad wieder steigen wird, sofern sich der Krieg nicht ausweitet oder wir mit anderen, neuen Schockereignissen konfrontiert werden. Wenn sich das Zinsniveau stabilisiert, können wir sogar von den höheren Zinsen profitieren. So wie es im Moment aussieht, intervenieren die Nationalbanken in Europa und Nordamerika mit Entschlossenheit, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Zwar ist man von der Zielinflation von 2 % noch entfernt, aber zumindest stimmt die Richtung wieder. Der Krieg in der Ukraine geht leider immer noch weiter. Und jetzt kommt noch das Desaster um die CS hinzu. Die Herausforderungen sind gross, und wir müssen weiterhin mit gewissen Unsicherheiten und Verwerfungen rechnen. Aber wie bereits erwähnt, kommt uns das höhere Zinsniveau sehr entgegen.
Sollte es wieder zu besseren Zeiten kommen, profitieren dann die Pensionierten davon?
Ja. Wir haben nämlich bei der Pensionskasse der SBB vorletztes Jahr ein Beteiligungsmodell entwickelt. Ist der Deckungsgrad in einem komfortablen Bereich und machen wir wieder anständige Gewinne mit unseren Anlagen, schütten wir einen Teil dieser Gewinne aus. Wir berücksichtigen jedoch die einzelnen Generationen und wie sie im Verlauf ihrer Laufbahn mit Verzinsungen bedient wurden und mit welchen Umwandlungssätzen sie in Rente gegangen sind. Da geht es jedoch nicht nur um Rentenzuschüsse, sondern auch um Mehrverzinsungen bei den Aktiven. Da geht es um Fairness innerhalb der Versichertenstruktur. Wir haben nun ein solches Beteiligungsmodell, jetzt müssen wir nur wieder bessere Zeiten erleben. Auch an unserer Anlagestrategie haben wir gewisse Anpassungen vorgenommen. Wir setzen etwas mehr auf Aktien, zu Lasten der konservativeren Obligationenquote, und erhöhen so die Chance, mehr Performance zu generieren.
Wie sieht es mit dem Teuerungsausgleich aus?
Das ist ein interessantes Thema. Jahrelang hat uns die Teuerung nicht beschäftigt, weil es sie kaum gab. Wir wurden von der Inflation letztes Jahr etwas überrascht, sowohl im Tempo als auch in der Schärfe. Und das hat uns dazu angestiftet, die Problematik sofort anzugehen. Wir planen, neben dem Beteiligungsmodell auch ein Teuerungsmodell einzuführen, aber wie dieses genau aussehen wird, kann ich noch nicht mit der nötigen Fundiertheit sagen. Es sieht also insgesamt gut aus für unsere Versicherten – auch nach diesem schwierigen Jahr.
Michael Spahr