Delegiertenversammlung SEV-AS: Geschichte und Zukunftsmusik
Es wurde gelacht, gestritten und engagiert diskutiert an der 17. Delegiertenversammlung des Unterverbands AS am 6. Juni in Olten. Dabei blickten die Teilnehmenden auch in die Vergangenheit und wagten einen Ausblick in die Zukunft des Unterverbands.
Rund 40 Delegierte des SEV-AS und Gäste kommen an diesem frühsommerlichen Dienstag im Hotel Olten zusammen. Die Traktandenliste ist reichhaltig und startet wie üblich mit dem statutarischen Teil.
AS-Vizepräsident Patrick Bellon informiert darüber, dass Zentralpräsident Peter Käppler im Sommer 2025 in Pension gehen wird. Auch weiterhin soll der Unterverband von einem «Profi» geführt werden. Die Umstellung auf ein Milizsystem hätte zu massiv höherer Belastung der anderen Vorstandsmitglieder geführt. Ab sofort werde sich der Vorstand nach einer geeigneten Person umschauen, die sich in der SBB-Welt auskennt. Ziel ist es, diese Person aufbauen zu können in der verbleibenden Zeit bis zur Pensionierung von Peter Käppler.
Andrea Pace berichtet über die Mitgliederentwicklung. Grundsätzlich ist es schwierig, die Mitgliederzahlen zu halten. Er verzeichnet zwar zahlreiche Neueintritte. Die Abgänge insbesondere durch Pensionierungen lassen sich damit aber nicht auffangen. Und die grosse Pensionierungswelle steht an. Der AS muss sich deshalb rüsten und noch mehr Mitglieder werben. Es hat sich bewährt, dass an Besuchs- und Werbetagen jeweils Sekretäre aus dem Profiapparat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Betrieb vor Ort sind.
Ein wenig Geschichte
Die SEV-Gleichstellungsbeauftragte Lucie Waser und Verena Gämperle, AS und SEV-Frauenkommission, rufen zur Teilnahme am feministischen Streik vom 14. Juni auf. Sie zeigen dazu den historischen Hintergrund auf – am 14. Juni 1981 wurde der Gleichstellungsartikel in der Verfassung verankert – und erinnern daran, dass die Gleichstellung in der Schweiz bisher einen langen, steinigen Weg zurücklegen musste.
Weniger lange zurück liegt die erste Lohnrunde nach dem neuen Lohnsystem bei der SBB. Gewerkschaftssekretär Patrick Kummer berichtet über die aktuelle Situation bei der SBB und betont, dass die SBB aus der Grundidee eines Lohngesprächs in vielen Fällen eine einseitige Lohninformation gemacht hat, was aus Sicht SEV nicht dem verhandelten Resultat entspricht. Der Tenor aus dem Plenum ist eindeutig: Das neue Lohnsystem hat ausser viel administrativem Aufwand wenig gebracht.
Patrick Kummer wagt auch einen Blick auf den kommenden Lohnherbst. Die Teuerung steigt weiter, ebenso die Mieten, die mit dem Referenzzinssatz nun erstmals wieder angehoben werden können. Eine Diskussion über Kolleginnen und Kollegen mit Lohngarantien entbrennt und es wird deutlich, dass diese in der nächsten Lohnrunde nicht leer ausgehen wollen.
Im Oktober findet eine GAV-Konferenz SBB/SBB Cargo statt. Die Delegierten werden bei dieser Gelegenheit diskutieren, wie der SEV mit dem GAV, der 2025 das Ende der Laufzeit erreicht hat, weiterverfahren soll. «Wenn wir uns fürs Verhandeln entscheiden, dann müssen wir auch verhandlungsstark sein und unsere Mitglieder mobilisieren können», betont Patrick.
Nach der Mittagspause auf der Terrasse hat SEV-Präsident Matthias Hartwich die Aufgabe, die Mittagsmüdigkeit zu vertreiben. Was ihm gut gelingt. Die Kolleginnen und Kollegen erfreuen sich an den Anekdoten und beklatschen die klaren Ansagen des Präsidenten. So verdeutlicht er, dass «wir lernen müssen, streiken zu können, um nicht streiken zu müssen». Wir müssten der anderen Seite glaubhaft machen, dass wir stark sind und es ernst meinen. Dazu sind engagierte aktive Mitglieder nötig, weshalb die Mitgliederwerbung auch für ihn wesentlich sei.
Einmal mehr kommt er auch auf die Liberalisierungstendenzen in der Schweizer Politik zu sprechen, die nicht zuletzt auch mit der Übernahme des Verkehrsdepartements durch Albert Rösti wieder zur Sprache gekommen sind. Hier gilt es wachsam zu bleiben.
Patrick Bellon schliesst nach einer angeregten Diskussion die Versammlung frühzeitig und lässt den Anwesenden damit die Gelegenheit, bilateral weiterzudiskutieren und den Austausch in kleinerem Rahmen fortzusetzen.
Chantal Fischer