Auf den Spuren von …
Brigitte Häfelfinger, Kassierin und Matrosin SGV
Es ist ein wunderschöner, frühlingshafter Montagmorgen, als ich Brigitte Häfelfinger an Deck der «MS Winkelried» in Luzern treffe. Ihre positive Ausstrahlung fällt sofort auf und im Lauf des Gesprächs wird mir klar, dass sie ihr Leben mit einer positiven Grundhaltung lebt.
Video von Brigitte bei der Arbeit: bald online.
Brigitte beginnt ihre berufliche Laufbahn als Betriebsdisponentin bei der SBB. Als die Personalsituation schwierig wird, sieht sie per Zufall ein Inserat für ein Stage am Billettschalter bei der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) in Luzern und ist sofort interessiert. Die SBB hilft mit und «leiht» sie eine Sommersaison an die SGV aus. Der Sommer vergeht schnell und Brigitte gefällt es sehr gut. Bei schlechtem Wetter kann sie in der Verwaltung aushelfen und lernt so immer mehr Leute kennen und schätzen. Als nach dem Stage eine Stelle im Einteilungsbüro der SGV frei wird, verlässt Brigitte die SBB definitiv.
Sie arbeitet sieben Jahre im Einteilungsbüro und kommt dort in Berührung mit Personalaufgaben (zu diesem Zeitpunkt gibt es bei der SGV noch keine HR-Abteilung), was ihr sehr zusagt. Sie lässt sich zur Personalfachfrau und zur Sozialversicherungsfachfrau ausbilden, steckt aber noch mitten in der Ausbildung, als die Schifffahrtsgesellschaft eine Personalleitung einstellen will. So orientiert sich Brigitte nach dem Abschluss anderweitig und verlässt 2006 die SGV schweren Herzens.
Sie arbeitet in verschiedenen Unternehmen in der Privatwirtschaft, auch als Personalleiterin in einem Handwerksbetrieb mit 400 Mitarbeitenden – und hat nach ein paar Jahren das Bedürfnis nach einer Auszeit. Sie findet zurück zum Schiff, übernimmt eine Saison als Matrosin auf dem Vierwaldstättersee und bleibt hängen.
Nach der Ausbildung zur Kassierin und zwei Sommersaisons auf dem Schiff vereint sie 2017 ihre beiden Standbeine und arbeitet heute zu 50 % als Kassierin und Matrosin bei der SGV und zu 40 % im Büro bei «ITOBA Siedlungsidentität», einem Start-up in Baden, das sich mit der Siedlungsentwicklung auseinandersetzt.
Die Zusammenarbeit ist zentral
Brigitte schätzt neben den nautischen Aufgaben vor allem den Kontakt zu den Leuten. «Ich bin extrem gerne auf Deck, verkaufe und kontrolliere Billette, berate die Gäste über Ausflugsmöglichkeiten rund um den Vierwaldstättersee und sorge für deren Sicherheit», erklärt sie begeistert. Als Schiffsführerin alleine im Steuerhaus zu sitzen, wäre nichts für sie. «Mir gefällt, dass wir auf dem Schiff aufeinander angewiesen sind und einander unterstützen müssen. Ohne Teamarbeit funktioniert es nicht», gibt die Kassierin zu bedenken. Besonders gerne arbeitet sie im Sommer auf den Dampfschiffen der SGV-Flotte.
Sie sei immer ihrem Herz gefolgt. «Ich habe gemerkt, dass der Job auf dem Schiff mich sehr erfüllt, mir einen Ausgleich bietet zur Büroarbeit, die ich auch sehr schätze», verdeutlicht sie mit einem Strahlen im Gesicht. Sie habe das Glück, dass ihre beiden Arbeitgeber sehr flexibel sind und es ihr bisher gut gelingt, die zwei Anstellungen unter einen Hut zu bringen. «Gerade auf dem Schiff habe ich keine Pendenzen, die ich mitnehme. Wenn ich am Abend nach Hause gehe, ist die Arbeit getan.»
Engagiert im Sektionsvorstand
Seit 2009 ist Brigitte überzeugtes SEV-Mitglied, nicht zuletzt auch aus Solidarität. «Der SEV ist bei der SGV die Vertretung für die Personalanliegen. Eine Personalkommission gibt es nicht», stellt sie klar. 2020 wurde Brigitte angefragt, ob sie die Funktion der Kassierin im Sektionsvorstand übernehmen möchte. Sie hat zugestimmt und kann auch aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds viele wertvolle Inputs in die Arbeit der Sektion einbringen. Als engagierte SEV-Vertreterin ist es ihr Ziel, neue Kolleginnen und Kollegen mit guten Argumenten von einer Mitgliedschaft im SEV zu überzeugen.
Brigitte Häfelfinger stammt ursprünglich aus dem Baselbiet und wohnt heute mit ihrem Lebenspartner in Zürich. Die 47-Jährige ist auch neben der Arbeit immer in Bewegung, sei es beim Wandern oder beim Motorradfahren mit ihrem Partner. Die Wintersaison 2021/2022 hat sie bei den Bergbahnen Lenzerheide verbracht und damit die Zeit genutzt, die pandemiebedingt auf dem Schiff noch etwas schwierig war – unbezahltem Urlaub bei der SGV sei Dank.
«Ich versuche immer zu machen, was mir guttut. Wenn sich eine Türe schliesst, geht irgendwo eine andere auf – du musst sie dann einfach auch öffnen!», schmunzelt Brigitte zum Abschluss.
Chantal Fischer