Delegiertenversammlung TS
SEV-TS: Arbeitnehmende verdienen Respekt
Vor den TS-Delegierten referierten am 23. Mai in Olten neben SEV-Präsident Matthias Hartwich auch SBB-Vertreter über den neuen Rangierfunk und Roger Derungs über die Aktivitäten der Branchenorganisation Fahrzeuginstandhaltung in der ETF-Sektion Eisenbahn.
Zu den TS-internen Geschäften gehörte ein Antrag des TS Romandie für eine Anpassung der Volksinitiative «SNB-Milliarden für eine starke AHV», die der SGB im Frühjahr wegen der Nationalbankverluste im Jahr 2022 gestoppt hat: Die Initiative soll den Einsatz künftiger SNB-Gewinne als Garantie für die AHV fordern. Dem stimmten die Delegierten zu. In die Frauenkommission SEV wählten sie die junge Ingenieurin Viviane Kehl vom TS Zürich. Gesucht sind weiterhin zwei Ersatzdelegierte für die GAV-Konferenz SBB Cargo.
Die Unterverbandsrechnung 2022 schloss mit einem dreimal höheren Verlust ab als budgetiert, weil das schlechte Börsenjahr auch dem TS Kursverluste auf Wertpapieren sowie tiefe Zinsen bescherte. Ansonsten blieb der Aufwand unter dem Budget. Die GPK bescheinigte die Korrektheit der Rechnung, und die Delegierten genehmigten sie mit Applaus für Zentralkassier Bruno Senn. Gutgeheissen wurde auch das Budget 2023 mit nur geringen Änderungen gegenüber dem Budget 2022. Der Unterverbandsbeitrag bleibt 2024 bei 1.60 Franken pro Monat. Daneben bezahlen TS-Mitglieder 30.40 Franken an den SEV und 2.40 bis 5.40 Franken an ihre TS-Sektion. Ein Delegierter regte an, die Sektionsbeiträge auszugleichen, um kleineren Sektionen tiefere Beiträge zu ermöglichen, welche die Mitgliederwerbung vereinfachen. Dazu merkte ein Delegierter an, dass bei einem allfälligen Finanzausgleich zwischen den Sektionen mit Unterverbandsgeldern auch die Sektionsreglemente vereinheitlicht werden sollten, was etwa die Vergütung der Vorstandsmitglieder betrifft.
Nach der erfolgreichen Werbeaktion vom 27. April im SBB-Werk Olten sind weitere Aktionen am 8. Juni in der Serviceanlage Oberwinterthur, am 26. Juni im Bahnhof Luzern und am 27. Juni im Werk Biel geplant. Die SEV-Bildungskurse «Aktiv in meiner Sektion» und «Aktiv im Vorstand» wurden allen empfohlen, ebenso der Movendo-Kurs «Mitglieder werben, Gewerkschaft im Betrieb stärken» vom 25./26. September 2023 mit Christoph Geissbühler, Präsident TS Ostschweiz, als Kursleiter.
Zur Sprache kam auch die Umsetzung der Lohngespräche bei der SBB: Statt auf Augenhöhe mit dem Chef waren die Mitarbeitenden dabei oft nur Informationsempfänger:innen.
Am Nachmittag stellten Stefan Adamus und Stephan Gehri von SBB Infrastruktur und Beat Hager von SBB Cargo die Rangierkommunikation 24 (Rk24) vor, die ab 2025 den Funk LISA ablösen soll. LISA basiert auf dem GSM-R-Netz der SBB und leidet immer noch unter Funklöchern. Bei Rk24 sollte die Netzabdeckung besser sein dank Nutzung des Public-Roaming-Netzes der Swisscom mit einer Rückfallebene bei Netzausfällen. Rk24 besteht aus einer Trageinheit für das (wetterfeste) Handy oder Tablet, auf dem die Rangierkommunikation-App installiert wird. Über Bluetooth angeschlossen ist das Handmonofon, das auch mit groben Handschuhen bedient werden kann – im Gegensatz zu den kleinen Tasten des Tablets oder Handys. Darum werde er die Fahrstrassen wohl oft wie früher mündlich beim Zugverkehrsleiter bestellen, sagte ein Teilnehmer. Sprachsteuerung ist bei Rk24 anfänglich aus Sicherheitsgründen nicht geplant, erklärte Adamus. Er schätzt die Entwicklungskosten für Rk24 auf 6 Mio. Franken. Demgegenüber habe LISA wohl 125 Millionen gekostet, ergänzte ein skeptischer Teilnehmer. Ein anderer forderte genügend Praxistests mit Leuten, die täglich mit dem Funk arbeiten.
Roger Derungs vertritt den TS seit 2021 im Lenkungsausschuss der Branche Fahrzeuginstandhaltung in der Sektion Eisenbahn der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF). Diese Branche hat 2019 eine europaweite Personalbefragung zur Digitalisierung durchgeführt. Sie ergab etwa, dass Handwerker:innen auf den IT-Instrumenten besser geschult und in deren Entwicklung besser eingebunden werden müssen. Ein europaweites Problem ist auch der Fachkräftemangel in der Instandhaltung. Um jüngere Leute zu rekrutieren und im Betrieb zu halten brauche es bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, etwa weniger Nacht- und Wochenendarbeit, erklärte Derungs.
Die jungen und die weiblichen Mitarbeitenden, die der SBB fehlen, fehlten auch dem SEV, spann Matthias Hartwich diesen Faden weiter. Bessere Arbeitsbedingungen könne die Gewerkschaft aber nur mit genügend und kampfbereiten Mitgliedern erreichen – und mit der Fähigkeit, gegenüber Arbeitgebern und der Politik so unbequem zu sein, dass diese die Arbeitnehmenden respektieren und respektieren müssen. Dies sei zurzeit in der Altersvorsorge oder beim Teuerungsausgleich nicht immer der Fall. Dagegen demonstrieren die SGB-Gewerkschaften am 16. September; daher lud er alle Kolleginnen und Kollegen ein, an diesem Tag ein klares Signal an Politik und Arbeitgeber zu senden.
Markus Fischer