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Bahn und Touristik

«Wir müssen uns mobilisieren!»

Nach der Pandemie bedingten Pause fanden sich am 10. Mai rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen VPT-Unternehmen an der Branchentagung Bahn und Touristik in Biel ein. Die Themen waren ebenso vielfältig wie die Branchen, die von den Teilnehmenden abgedeckt wurden.

Neu im Branchenvorstand: Eveline Ackermann zufrieden nach ihrer Wahl.

VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro tritt kämpferisch vors Publikum und bemerkt, dass nun einige Direktoren im Zuge der Pandemie Geldsorgen haben und ihre Mitarbeitenden dafür bezahlen lassen. Doch im Gegenteil müsse man den öV-Mitarbeitenden danken für die geleistete Arbeit während dieser herausfordernden Zeit. Es sei auch klar, dass die Löhne diesen Herbst steigen müssen. Die Inflation in der Schweiz liegt aktuell bei 2,5 Prozent, eine weitere Steigerung ist zu erwarten.

Allgemein hätten sich die Beziehungen in den Unternehmen und zu den Sozialpartnern verhärtet, stellt Gilbert D’Alessandro fest. «Mich beunruhigt das. Und es bestärkt mich gleichzeitig darin, dass der SEV wichtig ist!» Wichtig sei es deshalb auch, für seine Rechte einzustehen und neue Mitglieder zu werben: «Ich glaube, wir müssen uns mobilisieren, solidarisieren – je mehr wir sind, desto stärker sind wir in Verhandlungen», motiviert er seine Kolleginnen und Kollegen.

VPT-Vizepräsident René Schnegg nimmt den Ball auf und präsentiert nicht ohne Stolz die aktuellen Zahlen. Der VPT ist sehr gut unterwegs und hat in den ersten Monaten 2022 endlich die 10 000-Grenze an Mitgliedern wieder erreicht. Erfreulicherweise ist der Zuwachs insbesondere auf Aktive zurückzuführen, vor allem bei der Branche Bus. Der VPT unterstützt denn auch in diesem Jahr wieder Werbeaktionen seiner Sektion finanziell.

Rentensituation verbessern

SEV-Präsident Giorgio Tuti berichtet über die sozialpolitische Lage. Insbesondere zwei Abstimmungen zur Zukunft unserer AHV werden uns in den nächsten Monaten stark beschäftigen. Am 25. September stimmt die Schweiz über die AHV 21 ab. «Jetzt geht es um die Renten der Frauen, aber das ist erst der Anfang», verdeutlicht Giorgio Tuti. In Wirtschaftskreisen ist bereits die Rede vom Rentenalter 67, vielleicht sogar 68. Oder noch besser: Man geht in Pension, wenn man es sich leisten kann! «Darum legt ein Nein in die Urne, denn die AHV 21 ist der erste Schritt, um die AHV zu demontieren, statt sie zu stärken, wie SGB und SEV seit Jahren fordern!»

Giorgio Tuti spricht auch die Initiative für eine 13. AHV-Rente an, die Ende Jahr oder anfangs 2023 vors Volk kommt. Und verknüpft auch gleich eine weitere Initiative, für die ab jetzt Unterschriften gesammelt werden: Künftig sollen Teile der Gewinne der Nationalbank in die AHV gelenkt werden. Damit liesse sich schliesslich auch die 13. AHV-Rente finanzieren.

Eine persönliche Information folgt zum Schluss: Giorgio Tuti wird bekanntlich das SEV-Präsidium Ende Jahr abgeben. «Das europäische Mandat werde ich aber noch zwei, drei Jahre weiterführen».

Regionallinien retten

Laurent Juillerat präsentiert im Anschluss einen Antrag an den Kongress bezüglich Verteidigung der Regionallinien im öffentlichen Verkehr. Kurz erklärt geht es darum, dass sich der Bund aus der Finanzierung von Regionallinien zurückziehen kann, wenn diese zu wenig Rentabilität aufweisen. Dann muss der entsprechende Kanton übernehmen, was je nach finanziellem Zustand des Kantons problematisch ist. Der VPT fürchtet das Risiko von Stellenabbau, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bis hin zur Streichung von Linien und verlangt vom SEV, dass er beim Bund entsprechend interveniert. Auch im Sinne der Klimakrise muss die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs auch in Zukunft gesichert bleiben.

Mitarbeitende unterstützen und mitnehmen

Nach dem Mittagessen begegnet Christian Fankhauser mit Witz dem Verdauungstief der Teilnehmenden. Er informiert über Diskussionen mit dem VöV über eine Branchenlösung für Mitarbeitende in Monopolberufen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. Die Diskussionen stehen aber erst am Anfang. Sie beinhalten auch das Thema der Digitalisierung, da einige Berufe zukünftig wohl verschwinden werden. «Dagegen können wir nicht angehen. Der SEV kann aber dafür einstehen, dass die Mitarbeitenden entsprechend (um-)geschult werden und in der Entwicklung mitgenommen werden», verdeutlicht Christian Fankhauser.

Franziska Schneider, Leiterin Rechtsdienst beim SEV zeigt schliesslich auf, welche Pflichten Arbeitgeber haben, wenn ihre Mitarbeiter:innen aufgrund von Krankheit oder Unfall ausfallen. «Die Reintegration der Mitarbeiterin, des Mitarbeiters sollte entscheidend sein. Dabei gibt es firmeninterne und externe Lösungen», fasst Franziska Schneider zusammen.

Neue Gesichter im Branchenvorstand

Schliesslich werden zwei neue Mitglieder jeweils einstimmig in den Branchenvorstand und den Zentralvorstand gewählt. Eveline Ackermann übernimmt den Posten von Bellinda Bärtsch, Urs Hunziker wird (in Abwesenheit) als Ersatz von Willi Steiner gewählt. Den beiden zurücktretenden Kolleg:innen wird für ihre geleistete Arbeit gedankt.

Chantal Fischer
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