Flughafen Genf: GAV bei Swissport und Vebego unterzeichnet
Nach schwierigen, unsicheren Monaten haben die Mitarbeitenden von Swissport und Vebego am Flughafen Genf den GAVs zugestimmt, welche die Gewerkschaften SEV-GATA und VPOD in den letzten Monaten mit den Unternehmen ausgehandelt haben. Damit ist bei den Anstellungs- und Arbeitsbedingungen wieder für Stabilität gesorgt.
Beim Bodenabfertiger Swissport in Genf ist am 1. März ein neuer GAV in Kraft getreten. Er wurde von den Gewerkschaften SEV-GATA und VPOD ausgehandelt und hat eine Laufzeit von 20 Monaten. Nachdem die Pandemie den Luftverkehr einbrechen liess und damit dem Swissportpersonal grosse Ungewissheit und Anfang 2021 eine starke Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bescherte, obwohl es sich mit einer beispielhaften Mobilisierung wehrte (Foto), nehmen mit dem Ende der Pandemie die Flüge wieder zu. Darum will die Belegschaft mit Unterstützung der Gewerkschaften schnell wieder zu den Anstellungs- und Arbeitsbedingungen zurückkehren, die vor der Covid-Krise galten.
Am 28. Februar ist der Krisen-GAV ausgelaufen, der im letzten Sommer von Avenir syndical, SEV-GATA und schliesslich auch vom VPOD unterzeichnet worden war. Zuvor hatte das Personal am 14. Juli gestreikt und so die Geschäftsleitung zu Zugeständnissen gezwungen. Auch um den neusten GAV wurde sehr hart gerungen. Nicht weniger als sieben Verhandlungsrunden waren nötig, bis ein Vertrag vorlag.
Der neue Swissport-GAV
«Die Geschäftsleitung wollte von den Einzelverträgen vom Januar 2021 ausgehen und griff verschiedene Errungenschaften des Personals an, die wir aber verteidigen konnten», erklärt SEV-Gewerkschaftssekretär Pablo Guarino. Ein Fortschritt ist, dass pro Monat nur noch ein Dienst durch eine lange Pause unterbrochen sein darf, während bisher zwei solcher Split Shifts zulässig waren. Zweitens wurde die Dienstschicht auf 10 Stunden begrenzt. Im Gegenzug sind neu vier Dienste pro Monat mit «Flex End/Begin» möglich. Lohnverbesserungen gibt es keine, abgesehen von einem Bonus, falls das Budgetziel erreicht wird, eine Art Erfolgsbeteiligung. Für die Beschäftigten, die Kompensationen erhalten, werden diese verringert und für weitere 20 Monate aus dem Sozialfonds finanziert.
Die SEV-GATA-Mitglieder haben das Verhandlungsergebnis in einer Urabstimmung mit grosser Mehrheit angenommen. Ein Nein zum GAV hätte erneut zu einem vertragslosen Zustand geführt. Damit hätte Swissport wieder Einzelverträge einführen und die Gewerkschaften wieder Kampfmassnahmen ergreifen können. Doch nach drei Jahren voller Ungewissheit und Kampf setzten die Mitarbeitenden auf Stabilität und darauf, dass dank der Erholung der Luftfahrt der nächste GAV besser sein wird. Falls die Firma dieses Jahr ihr Ergebnis verbessern kann, muss sie ab Ende Jahr über bessere Löhne und Arbeitsbedingungen verhandeln.
GAV Vebego
Einen weiteren GAV haben SEV-GATA und VPOD in Genf mit Vebego abschliessen können, einem Unternehmen, das insbesondere in der Reinigung von Flugzeugen tätig ist. Der Vertrag tritt am 1. April in Kraft und übernimmt weitgehend die Anstellungs- und Arbeitsbedingungen, die bisher bei der ISS am Flughafen Genf gegolten haben. Das ist das Unternehmen, das 2021 die Ausschreibung gegen Vebego verloren hat. Vebego bot allen ISS-Angestellten einen Arbeitsvertrag mit ihrem bisherigen Beschäftigungsgrad an. Der Lohnaufstieg ist mit dem Dienstalter verknüpft und soll künftig in nur noch sieben Jahren zum Maximallohn führen. Doch die Reinigungsberufe bleiben im Verhältnis zu ihrer Beschwerlichkeit, insbesondere aufgrund unregelmässiger Arbeitszeiten, nach wie vor unterbewertet und schlecht bezahlt, obwohl sie für den Komfort der Reisenden sehr wichtig sind. Die überwiegend weiblichen Reinigungskräfte sind oft die ersten, die frühmorgens auf den Flughafen kommen, und die letzten, die nach Hause gehen. Zu den Verbesserungen gehören die Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden, Löhne nach Berufsgruppen, eine bessere Versicherung des Erwerbsausfalls bei Krankheit oder Unfall, eine Uniformzulage und der neue Vaterschaftsurlaub. Die ausgehandelten Bedingungen sind für die Reinigungsbranche vergleichsweise gut. Dazu wesentlich beigetragen haben die Mobilisierung des Personals, das an den Versammlungen zahlreich teilnahm, das Engagement der Personaldelegierten (Josiane Rovetti für SEV-GATA) und die Präsenz von SEV-GATA vor Ort an der Seite des Personals.
Yves Sancey / Übersetzung: Markus Fischer