VMCV - Waadtländer Riviera
GAV unterzeichnet, Löhne angehoben
Nach über drei Jahren Verhandlungen haben sich die Verkehrsbetriebe Vevey-Montreux-Chillon-Villeneuve (VMCV) und der SEV auf einen neuen GAV geeinigt, der die Arbeitsbedingungen der Busfahrerinnen und -fahrer sowie aller Beschäftigten in der Technik, im Betrieb und der Administration verbessert.
Am 15. August war die Stimmung im Busdepot der VMCV in Clarens (VD) gelöst, als Zeichen des feierlichen Moments: die Unterzeichnung eines neuen Gesamtarbeitsvertrags (GAV).
Ein weiter Weg
Es war der Abschluss eines langen Verhandlungsprozesses, der vor über drei Jahren begonnen hatte und durch Corona wie auch Reorganisationen an der Spitze des Unternehmens verzögert wurde. Der alte GAV aus dem Jahr 2010 wurde von Grund auf überarbeitet. Die Verhandlungsdelegation des SEV, die von Vizepräsident Christian Fankhauser und Gewerkschaftssekretärin Patricia Alcaraz unterstützt wurde, «hat bemerkenswerte Arbeit geleistet», wie diese betont. «Das Resultat ist recht gut und verbessert die Arbeitsbedingungen und Löhne der Kolleginnen und Kollegen.»
Der Vertragstext wurde den Mitgliedern des SEV unterbreitet; sie haben ihm mit einer sehr grossen Mehrheit von 94 % zugestimmt. Die gewerkschaftlichen Erwartungen waren anfangs sicher bei den Löhnen und Zulagen noch etwas grösser. «Letztlich ist es ein guter Kompromiss», urteilt Enzo Verme, früherer Präsident und Mitglied der Verhandlungsdelegation. An seiner Seite hält Laurent Vercruyce, Präsident der Sektion SEV VPT-VMCV, fest, dass «der Dialog mit der Direktion wieder funktioniert, was mit dem Vorgänger verloren gegangen war, und das freut uns. Wir starten auf einer guten Basis.»
Höhere Löhne und Zulagen
Die Verbesserung der Löhne ist eines der wesentlichen Resultate. «Die Lohnskalen wurden komplett umgestellt. Sie sind jetzt viel klarer, verständlicher und harmonisierter», erläutert Patricia Alcaraz. Der Unterschied zu andern Unternehmen ist, dass die Skalen der Personalgruppen praktisch alle bei den gleichen Beträgen beginnen und alle den Aufstieg innert 20 Jahren in drei Stufen vorsehen. «Alle steigen mit der gleichen Progression an. Und die Erhöhungen finden jedes Jahr statt, was mit dem alten GAV nicht der Fall war», präzisiert sie. Die Zulagen für Arbeit in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen wie auch die Pikettentschädigung wurden ebenfalls angehoben, freut sich die Gewerkschafterin.
Weitere Verbesserungen
Eine weitere wesentliche Verbesserung ist, dass allfällige disziplinarische Massnahmen keinen Einfluss auf den Lohn und dessen Anstieg haben. Festgehalten ist auch, dass verspätete Ankünfte losgelöst von andern disziplinarischen Massnahmen geahndet werden.
Der GAV ermöglicht zudem ein persönliches Langzeitguthaben, das einen längeren Urlaub, eine Reduktion der Arbeitszeit oder eine vorzeitige Pensionierung ermöglicht. Weiter wurde ein Anhang über den Schutz der psychischen und physischen Integrität aufgenommen. Er verdeutlicht den Kolleginnen und Kollegen, welches die verschiedenen Formen von Belästigungen sind und welche Möglichkeiten es innerhalb und ausserhalb des Unternehmens gibt, sich zu beschweren und Hilfe zu bekommen.
Ein weiterer Anhang legt fest, dass VMCV allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – dauerhaft – die Fahrvergünstigungen fürs Personal (FVP) offeriert. Eine bezahlte Minimaldauer von 360 Minuten für eine Dienstschicht ist ebenfalls im GAV enthalten. Für die Verträge mit 6-Tage-Woche wurde eine Garantie von 40 Ausgleichstagen pro Jahr festgelegt.
Einige Enttäuschungen
Neben den zahlreichen Verbesserungen, die die Verhandlungen insgesamt gebracht haben, erwähnt Patricia Alcaraz auch einige Unstimmigkeiten. Dazu gehört, dass das Unternehmen nicht auf einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub (statt der gesetzlich vorgeschriebenen zwei Wochen) eingehen wollte. Das wäre ein Gewinn für diesen schönen Beruf gewesen, der eben auch anstrengend und schwer mit einem aktiven Sozialleben vereinbar ist.
Nach dem GAV, der am 1. September in Kraft tritt und bis 31. Dezember 2026 gültig ist, werden SEV und VMCV bald zusammensitzen, um das Personalreglement zu verhandeln. Dieses regelt so wichtige Elemente wie das Punktesystem der Ferien und die Uniformen, die bisher im GAV geregelt waren.
Yves Sancey / Übersetzung: Peter Moor