VPT-Tagung Ostschweiz
Solidarität und Optimismus in schwierigen Zeiten
Nach der Corona-bedingten Absage der letztjährigen VPT-Tagung Ostschweiz durfte man sich dieses Jahr wieder treffen. Über hundert SEV-Mitglieder strömten am 23. Oktober ins Churer Restaurant Marsöl. Neben unterschiedlichen Referaten freuten sich die Gewerkschaftsmitglieder der privaten Ostschweizer Transportunternehmen darüber, endlich wieder einmal zusammenzusein.
Mit grosser Freude begrüsste Gastgeber Arnold Caviezel von der VPT-Sektion Rhätische Bahn die zahlreich erschienenen Gäste. Dank Zertifikat durfte man sich endlich wieder treffen, gemeinsam ein Kaffee oder Bier trinken und über die Erlebnisse in den bewegten letzten anderthalb Jahren diskutieren. Als erster Redner stand der freisinnige Churer Stadtpräsident Urs Marti auf der Bühne. Er betonte, dass er sich als bürgerlicher Politiker auch an einer Gewerkschaftsversammlung wohl fühle. «Manchmal müssen Rot und Blau zusammenspannen, um etwas zu erreichen», sagte er und erklärte, dass er ein starker Befürworter von Gesamtarbeitsverträgen im öffentlichen Dienst sei. Neben Applaus gab es Bier. Alle Redner erhielten ein Paket mit Domleschger Bier, das unter anderem von VPT-Mitgliedern in Feldis gebraut wird.
Mit vielen Bildern illustrierte RhB-Direktor Renato Fasciati seinen Vortrag. Er strahlte viel Optimismus aus. Auf einer Grafik zeigte er, dass es mit den Passagierzahlen bei der Rhätischen Bahn nach dem Tiefpunkt im Shutdown von 2020 wieder bergauf geht. Allerdings ist man immer noch um gut 20 % vom Höchststand von 2019 entfernt. Fasciati versprach, ins Wachstum zu investieren, sowohl im Personenverkehr als auch beim Gütertransport und Autoverlad. Mit der Bahn als Tourismusmagnet erhoffe sich die RhB zusätzliche Gäste. Besondere Angebote sollen Menschen aus aller Welt nach Graubünden locken. Geplant ist zum Beispiel eine Bahn-Kreuzfahrt mit Übernachtungen in den verschiedensten Bündner Regionen. Ausserdem beteiligt sich die RhB am Projekt «Landwasserwelt», welches die Region um das berühmte Landwasserviadukt besser touristisch erschliessen will. Ambitioniert ist das Projekt, den Halbstundentakt auf einem grossen Teil des Netzes der Rhätischen Bahn einzuführen. Für gewisse Projekte braucht es Subventionen, insbesondere auch deshalb, weil die Auswirkungen der Corona-Pandemie den Betrieb noch länger beschäftigen werden.
Für den SEV ist klar, die Wachstumspläne der RhB stossen auf offene Ohren, vorausgesetzt, es wird dabei auch ans Wohl des Personals gedacht. SEV-Vizepräsident Christian Fankhauser äusserte sich als dritter Redner denn auch kämpferisch. Mit Charme und Humor erklärte er, dass gute Arbeitsbedingungen bei den privaten Ostschweizer Transportunternehmen für das Funktionieren des Betriebes unerlässlich sind: «Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein gut funktionierender Service public ist.» Man werde beispielsweise mit voller Kraft die laufenden Angriffe auf die FVP abwehren. Eine hohe Priorität habe auch der Umgang mit der Digitalisierung. Die Unternehmen sollen Mitarbeitende laufend weiterbilden und wenn nötig umschulen. Ebenso Mitarbeitende, die aus gesundheitlichen Gründen den bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können, damit sie im Betrieb weiterarbeiten können.
René Schnegg, Vizepräsident des VPT-Zentralausschusses, erklärte im letzten Referat des Tages, warum eine SEV-Mitgliedschaft auch für Pensionierte weiterhin attraktiv ist. Fünf Hauptgründe nannte er: Rechtsberatung (z. B. bei AHV, IV, Pensionskasse, Ergänzungsleistungen), Multi-Rechtsschutz (günstiger Tarif), Leistungen (z. B. Beratungsangebote, Fahrvergünstigungen, Schulungen), Betreuung (Aktivitäten, Beziehungspflege) und Solidarität. Und genau diese Solidarität spürte man nach der Rede von Schnegg beim gemeinsamen Apéro und Mittagessen.
Michael Spahr