Gesundheit und Arbeitsmarktfähigkeit
Der Runde Tisch ergab nichts Halbes und nichts Ganzes
Am 5. November hat der SEV die grössten Verkehrsunternehmen des Landes sowie einige weitere mittelgrosse Betriebe zu einem Runden Tisch eingeladen. Auch die in der Branche tätigen SGB-Gewerkschaften VPOD und Syndicom waren vor Ort. Der Titel formulierte ein klares Ziel: «Runder Tisch für eine Lösung für die öV-Branche». Ziel war es, mit den Teilnehmenden tragfähige Lösungen zu Themen wie Demografie und Digitalisierung, aber auch der negativen Entwicklung psychosozialer Belastungen bei öV-Beschäftigten zu entwickeln.
Welches Fazit zieht SEV-Vizepräsident Christian Fankhauser (Foto) aus diesem Runden Tisch? «Es hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse unserer arbeitsmedizinischen Befragung unbestritten sind und Schlafstörungen sowie Stress bei Busfahrerinnen und Busfahrern tatsächlich gestiegen sind. Auch mit den Herausforderungen der Digitalisierung und der Überalterung in der Branche haben alle Beteiligten zu kämpfen.»
Für diese gemeinsamen Probleme wurden zunächst unternehmensspezifische Lösungen präsentiert – und dann die Idee einer gemeinsamen Lösung für die ganze Branche. Diese wurde kühl aufgenommen. «Der SEV ist überzeugt, dass dies der beste Weg ist, sich diesen Herausforderungen zu stellen, mit denen die ganze Branche zu kämpfen hat. Aus finanzieller Sicht wäre das sicher interessant. Auch andere Branchen haben ähnliche Probleme gemeinsam erfolgreich angepackt. Für uns ist jedoch das Wichtigste, eine gute Lösung für die Mitarbeitenden zu finden. Eine Branchenlösung hätte solidarischen Charakter, weil Kleinstunternehmen oft nicht die Möglichkeit haben, arbeitsfähigen Menschen, die ihren Fahrberuf nicht mehr ausüben können, einen anderen Arbeitsplatz anzubieten», hält Christian Fankhauser fest. «Beim Runden Tisch konnten wir die verschiedenen Lösungen der einzelnen Unternehmen studieren: Sie betreffen zum Beispiel Ausbildung, Unfallverhütung, die Qualität der Dienste oder Möglichkeiten zur Frühpensionierung. Wir mussten aber feststellen, dass die Idee einer Branchenlösung noch nicht als absolute Notwendigkeit und auch nicht als beste Lösung wahrgenommen wird.»
Wie geht es nach dem Runden Tisch weiter? Der Verband öffentlicher Verkehr wünscht eine gründlichere Analyse der Situation und eine Klärung der nächsten Schritte, bevor seine Kommission für Human Resources die Vertreter/innen für eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Gewerkschaften und Arbeitgebern wählt.
Der SEV ist bereit, das Projekt zu tragen, und wird daher den Kontakt mit dem VöV wieder aufnehmen, um den eingeleiteten Prozess im nächsten Frühling fortzusetzen.
Vivian Bologna / Übersetzung Karin Taglang