VPT Bus-Tagung
Leben am Steuer: Fahren fordert
Die VPT-Branche Bus ist ein sehr dynamischer Sektor. Dies zeigt sich auch an der konstant grossen und lebhaften Teilnehmerschaft an ihrer Tagung jeweils Anfang Jahr. Zu sagen haben die Busfahrer/innen vieles, insbesondere über Arbeitsbedingungen und ihre Gesundheit. Der Beruf ist anspruchsvoll, und gegen Ende der Karriere kann er auch sehr belastend werden.
Männer und Frauen am Steuer von Bussen: Seriöse und aufmerksame Fachleute, die zum Erfolg des öffentlichen Verkehrs beitragen. Eine Branche, der in Zukunft immer grössere Bedeutung zukommen wird, weil die jungen Menschen, die für das Klima kämpfen, von uns allen zurecht verlangen, unsere Gewohnheiten zu ändern. Weniger Privatverkehr auf den Strassen, dafür effizienter und flächendeckender öffentlicher Verkehr. «Das öV-Personal und der SEV sind aufgerufen, den Klimastreik am 15. Mai sichtbar zu unterstützen», sagte SEV-Präsident Giorgio Tuti. «Denn der öffentliche Verkehr ist Teil der Lösung. Und dafür stehen wir ein. Das Schicksal des Planeten geht uns alle an.»
Sich im Namen des öffentlichen Dienstes hinter das Steuer eines Busses setzen: Dieser Beruf, der von unseren Mitgliedern mit Leidenschaft ausgeübt wird, kostet Kraft: Tag- und Nachtschichten, Forderungen nach erhöhter Produktivität der Unternehmen, zunehmende Aggressivität der öV-Kund/innen, Vielfalt der Verkehrsteilnehmenden – Fussgänger/innen, Radfahrer/innen, Automobilist/innen, Motorradfahrer/innen – dies alles macht den Beruf immer anspruchsvoller. Man kann sagen, das sei das tägliche Brot derer, die sich für diesen Beruf entschieden haben. Aber ihre Arbeitsbedingungen sind nicht einfach Schicksal. Es liegt an den Gewerkschaften, menschenwürdige Arbeitsbedingungen auszuhandeln, die die Gesundheit der Beschäftigten schützen. Wie die an der Tagung in Olten verteilte Broschüre zeigt, sind die gesundheitlichen Folgen dieses Berufes beträchtlich: Rückenschmerzen, Stressprobleme, Verdauungsprobleme. Dazu gehört auch das grosse Thema der Vereinbarkeit von Schichtarbeit und Familienleben. «Deshalb», betont Vizepräsident Christian Fankhauser, «verliert der Beruf an Attraktivität, die Fahrer werden älter und die Unternehmen kämpfen um eine Verjüngung ihres Personals. Eines unserer nächsten Ziele ist die Einführung von Vorruhestandsmodellen bei den KTU». Diese Forderung wurde von den Teilnehmenden lautstark unterstützt.
Vor seiner Einführung ins Thema Fahrvergünstigungen für das Personal (FVP) wandte sich der Vizepräsident auf Italienisch an den «capo dei capi» Peter Bernet: «Ich kann kaum glauben, dass ich dich heute zum letzten Mal an einer Bustagung sehe.» Peter widmete einen grossen Teil seines Lebens dem SEV, was von den Anwesenden mit einem sehr langen Applaus honoriert wurde. Eine solche Energie wird auch notwendig sein, um den FVP zu verteidigen: «Er ist euer Recht, kein Privileg. Deshalb müssen wir dafür kämpfen und uns mobilisieren», erklärte Fankhauser und erinnerte an die laufende Petition zu diesem Thema (Formulare können unter www.sev-online.ch heruntergeladen werden). Mobilisierung war auch das Schlüsselwort für SEV-Präsident Giorgio Tuti und VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro, die den Startschuss gaben für die nationale SGB-Demo vom 19. September: «Um uns Gehör zu verschaffen», sagten die Gewerkschaftsführer, «müssen wir viele sein.» Damit ist unweigerlich auch die grösste Herausforderung angesprochen: die Rekrutierung. Die vom VPT-Werbeverantwortlichen René Schnegg vorgelegten Daten zeigten, «dass wir in die Offensive gehen müssen, denn nur ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad gibt uns die notwendige Verhandlungsmacht, um gute Arbeitsbedingungen auszuhandeln und unsere Forderungen durchzusetzen», betonte Christian Fankhauser. «Wenn wir viele Arbeitnehmende vertreten, wird unsere Stimme lauter und klarer sein.»
So wie bei «Via Sicura»: «Dank einer von der VPT-Sektion Sottoceneri lancierten Petition haben wir eine Welle ausgelöst, die durch unsere Gewerkschaftssekretärin und Nationalrätin Edith Graf-Litscher ins Bundeshaus getragen wurde», erinnerte sich Bernet stolz. «Ist euch klar, dass es uns gelungen ist, mit der Abschaffung der doppelten Strafe für Berufsfahrer/innen ein Gesetz zu ändern? Dieser gewerkschaftliche Erfolg ist ein sehr gutes Argument für die Rekrutierung!» Ein Erfolg, der von der Basis ausging, von Fachleuten ausgearbeitet (mit dem Rechtsgutachten von Vizepräsidentin Barbara Spalinger) und von der Politik zum Abschluss gebracht wurde. Eine Teamwork, das zeigt, zu welchen Taten der SEV fähig ist.
Françoise Gehring / Übersetzung: Jörg Matter