Auf den Spuren von...
Nicola Sacco, Facility Manager
Er arbeitet bei Facility Management (FM), ist grosszügig, immer hilfsbereit, aufmerksam im Umgang: Der Respekt ist der Kompass, der ihn durch sein Berufs-, Sozial- und Gewerkschaftsleben steuert.
Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti. Wer kennt diese beiden italienischen Anarchisten nicht, die zu Unrecht zum Tod verurteilt wurden, als Anhänger der Arbeiterbewegung in den Anfängen des letzten Jahrhunderts. Beide wurden am 23. August 1927 in Charlestown, Massachusetts, auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Genau 50 Jahre nach ihrem Tod gestand Michael Dukakis, Gouverneur von Massachusetts, offiziell die Fehler im Prozess ein und rehabilitierte Sacco und Vanzetti nachträglich.
Nicola Sacco ist Präsident der Sektion TS Tessin und arbeitet bei Facility Management. Ist es nicht eine Last, einen solchen Namen zu tragen? Er schmunzelt und sagt: «Sicher wiegt der Name schwer! Aber eigentlich habe ich einfach den Namen meines Grossvaters erhalten, wie das in italienischen Familien häufig der Fall ist.» Gemeinsam ist ihnen sicher der Gerechtigkeitssinn. «Die Gerechtigkeit, wie auch die Unparteilichkeit und die Solidarität, sind hohe Werte. Es sind Werte, die ein Teil meiner Geschichte sind und die zweifellos mein gewerkschaftliches Engagement prägen», hält Sacco fest.
Er ist 1987 zur Bahn gekommen und in die Gewerkschaft SEV eingetreten, weil er sofort erkannt hat, dass es dank einer gut organisierten gewerkschaftlichen Struktur einfacher ist, den Problemen entgegenzutreten und konkrete Lösungen zu finden. «Der SEV ist die Gewerkschaft des Verkehrspersonals und er ist am besten aufgestellt, um das Personal dieser Sparte zu vertreten», sagt Sacco und ergänzt: «Das habe ich als einfaches Mitglied erlebt, und ich sehe es auch als Sektionspräsident. Sicher, es braucht einen ständigen, täglichen Einsatz. Denn nur so lässt sich eine enge Beziehung mit den Kollegen aufbauen. Nur so ist man fähig, deren Anliegen zu hören.»
Ein stolzer Eisenbahner
Nicola Sacco ist stolz darauf, Eisenbahner zu sein, und übt seine Arbeit mit grösster Sorgfalt aus. «Als Berufsleute haben wir klare Aufgaben. Unser Bereich, der sich vor allem darum kümmert, die Bahnhöfe sauber zu halten, ist die Visitenkarte der SBB: Saubere Bahnhöfe sind der Inbegriff der Gastfreundschaft.» Dank der neuen Organisation (Tessin und Luzern in einer einzigen operativen Einheit) habe sich die Arbeit deutlich verbessert. Das ist sicher ein positiver Aspekt, denn die Reinigung ist nicht immer eine einfache Sache. Weil immer mehr Menschen eine gute Erziehung vermissen lassen, gibt es mehr zu tun, und immer wieder müssen auch ekelhafte Arbeiten erledigt werden. In Spitzenzeiten wie der Fasnacht gibt es Verstärkung, um das Einzugsgebiet abdecken und die Aufgaben einwandfrei erledigen zu können.
Die Kraft des Respekts
«Wir üben unsere Arbeit mit grosser Bescheidenheit aus. Wir wissen, dass wir Verpflichtungen gegenüber dem Unternehmen und ebenso gegenüber den Kunden haben», hält Sacco fest. «Wir haben aber auch unsere Rechte, die wir geltend machen, wenn nötig mit Entschlossenheit und Kraft.» Was nie fehlen dürfe, hält der Sektionspräsident fest, sei der Respekt in jeglicher Situation des Berufs- und Privatlebens. Der Respekt als Lebenskompass: «Respekt ist kostenlos. Manchmal fordert man ihn ein, aber tut sich schwer, ihn zu geben. Respekt sollte Teil jeder menschlichen Beziehung sein, sei es Freundschaft, die Liebe oder die Arbeit. Sie sollte der Antrieb jedes Denkens sein. Meinen Kindern rufe ich immer eine Aussage von Albert Einstein in Erinnerung: ‹Ich behandle alle gleich, ob den Strassenkehrer oder den Universitätsrektor›.» Nicola Sacco ist sehr genau und gewissenhaft, sowohl bei der Arbeit als auch im SEV: «Ich habe Freude, wenn etwas gut gemacht wird. Auch da geht es um Respekt gegenüber den andern.»
Der Präsident TS Tessin hat sich bei den Verhandlungen zum SBB-GAV stark engagiert, indem er die Informationen zu den Kollegen getragen und ihnen erklärt hat, was Sache ist. «Heutzutage einen guten Gesamtarbeitsvertrag zu haben, ist sehr wichtig, um angemessene Arbeitsbedingungen zu garantieren, erst recht in einem so heiklen Bereich wie unserem.» Ohne die Stärke und das Sachwissen einer Gewerkschaft wie dem SEV wäre es schwierig gewesen, annehmbare Lösungen zu erreichen, findet Sacco. Ebenso wichtig findet er jedoch die Geschlossenheit des Personals, das zur Mobilisierung bereit war, als es nötig wurde. Das sei auch die Stärke der Solidarität: einer für alle, alle für einen. Jedes Problem eines einzelnen sei auch das Problem aller. Auf die Frage, was er in seiner Freizeit mache, antwortet er mit einem entwaffnenden Lächeln: «Sie gehört meiner Familie und der Freundschaft. Ohne stabile familiäre und zwischenmenschliche Beziehungen ist es schwierig, durchs Leben zu kommen.»
Françoise Gehring/Übersetzung: pmo