Auf den Spuren von …
Damiano Laloli, nicht nur Lokführer
Lokomotivführer und Zugchef. Damiano Laloli arbeitet bei der Fart und kennt die Centovallina in- und auswendig, die liebenswerte Linie zwischen der Schweiz und Italien. Als Präsident der Personalkommission hat er klare Vorstellungen.
Bunte Herbstfarben ziehen den Blick auf sich, und man kann alle vier Jahreszeiten erahnen. Das sind die Bilder, die man als Lokführer oder Zugchef der Centovalli-Bahn erlebt. Im blauen Schmalspurzug, der langsam zwischen Bergen und Tälern von Locarno nach Domodossola fährt, lässt das Spektakel niemanden kalt. Die Linie windet sich durch eine Landschaft, die in jeder Jahreszeit ein prachtvolles Naturschauspiel von Licht und Farben bietet. Damiano Laloli arbeitet seit 27 Jahren bei der Fart, aber er ist eher zufällig in die öV-Branche gekommen. Auf Arbeitssuche landete er bei der Fart, und sein Berufsleben nahm eine neue Wendung.
«So hat mein Abenteuer bei dieser Firma begonnen, bei der ich mich sehr wohl fühle», erzählt Damiano Laloli. «Damals war es eine echte Herausforderung, heute, mit der langjährigen Erfahrung, bin ich es, der die Neuen eng begleitet.» Hat es in den vielen Jahren Veränderungen gegeben? «Sicher, aber es gibt auch Sachen, die bleiben: Mein Beruf verlangt Aufmerksamkeit, Präzision und Pünktlichkeit. Und auch viel Wohlwollen. Der touristische Ruf der Centovallina bedingt, dass man auskunftsfreudig ist. Aber arbeiten mit einem Lächeln auf den Lippen macht vieles einfacher, auch wenn man auf Probleme stösst.»
Damiano Laloli ist dem SEV 2008 beigetreten. Und noch bevor er erklärt, weshalb er sich dafür entschieden hat, betont er: «Ich schätze Angelo Stroppini sehr. Wir haben nicht nur dieselben Ideen, sondern wir reden viel miteinander und begegnen uns mit Offenheit und Respekt.» Als er vor zehn Jahren die Hilfe der Gewerkschaft brauchte, weil es einiges zu regeln gab, wandte sich Damiano Laloli an Angelo Stroppini. In ihm hat er einen wertvollen und aufmerksamen Gesprächspartner gefunden. «In den zehn Jahren Mitgliedschaft habe ich die Gewerkschaft mit ihrer klaren Struktur schätzen gelernt, sie ist in der Welt des öffentlichen Verkehrs auf allen Ebenen kompetent. Die Zusammenarbeit war immer ausgezeichnet, auch weil die Beziehung von grossem Respekt geprägt ist», ergänzt der Lokführer. «Wir haben Angelo immer vertraut und sind dafür reichlich belohnt worden.» Damiano Laloli, der in Bern auch die Arbeit des Zentralsekretariats kennengelernt hat, ist von der Notwendigkeit der Gewerkschaft überzeugt. «Die Gewerkschaft ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt und eine Hilfe für Arbeitnehmende», hält Laloli fest. «Es gibt viele Probleme, die nicht der Personalkommission übergeben werden können. Diese muss sich mehr um die Detailfragen kümmern.» Als Präsident der Personalkommission weiss er genau, wovon er spricht. In dieser Funktion hat er auch an den Verhandlungen zur Einführung eines Gesamtarbeitsvertrags teilgenommen. Dieser tritt auf Anfang 2020 in Kraft (siehe SEV-Zeitung Nr. 16). «Für mich war es eine intensive und sehr lehrreiche Erfahrung. Ich bin der Gewerkschaft wie auch der Direktion dankbar für diese Gelegenheit.»
Damiano Laloli erinnert sich: «In den langen Monaten der Verhandlungen haben wir hart gearbeitet, geprägt durch gegenseitiges Zuhören, Offenheit und Respekt. Es geht nicht darum, wer gewinnt und wer verliert, sondern immer den Blick aufs Resultat auszurichten, das zwischen den Forderungen der Gewerkschaft und des Unternehmens ausgewogen sein muss, im Gleichgewicht aller Interessen. Dank dieser Erfahrung kann ich heute meinen Kollegen die grosse Arbeit beschreiben, die in solchen Verhandlungen steckt. Viele denken, man müsse nur mit den Fingern schnippen, um ein Problem zu lösen, aber so ist es nicht. Dafür braucht es die Gewerkschaft: Ein Haus baut man Stein um Stein, mit Geduld und Hartnäckigkeit, um ein stabiles Resultat zu bekommen. Ich erachte meinen monatlichen Beitrag an die Gewerkschaft als Investition, die mir im Gegenzug gute Arbeitsbedingungen bringt.»
Sicher gibt es innerhalb des Betriebs Diskussionen und Auseinandersetzungen. Aber dank der Gewerkschaft ist auch eine Gruppe mit Zusammenhalt entstanden, beobachtet der Peko-Präsident. Als er von der Gruppe spricht, blinken Emotionen in Damianos Augen auf. «Ich muss es sagen: Mir fehlt Andrea Sabetti. Am Anfang wollte er nichts von Gewerkschaften hören. Schliesslich wurde er zu einem richtigen Anführer und hat viel zur Gründung der SEV-Sektion beigetragen. Mir fehlt seine fröhliche Schlagfertigkeit.» Kurz darauf weicht die Melancholie wieder einem Lächeln. Damiano, der auch Familienvater ist, lädt seine Batterien in den Bergen auf. Dort kann er sich wiederfinden. Sachlich und pragmatisch begegnet er den Herausforderungen Schritt für Schritt. Denn so kommt er sicher ans Ziel, welches auch immer es sei.
Françoise Gehring/Übersetzung: Peter Moor