Postauto-Affäre
Postauto-Affäre: der ganze Service public leidet
In den letzten beiden Wochen haben wir ein veritables Erdbeben bezüglich der Postautos erlebt und zwar eins, das weit über die Post als Unternehmung herausgeht. Die ganze öV-Branche ist von diesem Skandal direkt betroffen. Umso mehr, als dass die Diskussionen über den Service public nicht nur auf der ökonomischen Ebene stattfinden. Offen ist dabei, ob – bei der heutigen Zusammensetzung des Parlaments – eine für die Bevölkerung gute Lösung herauskommen wird.
Im öffentlichen Verkehr muss die Qualität der Leistung im Vordergrund stehen. Wo Leistungen keinerlei Aussichten auf Rendite haben, ist kaum Platz für eine Rentabilitätslogik. Aber leider zeichnet sich ab, dass bei einer möglichen Lösungsfindung die Liberalisierungsturbos den Takt angeben werden.
Wohlverstanden: Es geht nicht darum, die Post-Tricksereien zu rechtfertigen. Es geht aber darum, dass das Bundesamt für Verkehr seit längerer Zeit mit einer Marktlogik von Kostendämpfung und Produktivitätssteigerung operiert, welche nur durch Konkurrenz verbessert werde. Dass in dieser Logik auch Boni zum Thema geworden sind, darf nicht erstaunen. Auch wenn dies im subventionierten Verkehr grundfalsch ist.
Für den SEV geht es dabei nicht darum, Passagiere gegen Mitarbeitende auszuspielen, denn ohne anständige Arbeitsbedingungen gibt es keine Qualität im Service public. Es ist irritierend, dass nun Stimmen laut werden, die Bedingungen der Postautochauffeure seien zu gut. Wer denkt, mit einer Privatisierung und damit einer Profitlogik auf Kosten der Arbeitnehmenden sei dem öV gedient, hat nichts begriffen.
Deshalb setzen wir uns weiter für das Personal ein, wie beispielsweise im Jura, indem wir mit neuen oder verbesserten Gesamtarbeitsverträgen sicherstellen, dass Ausschreibungen nicht auf Kosten der Arbeitsbedingungen gewonnen werden können.
Giorgio Tuti