Projekt «Berufsbilder Operating» beim Personenverkehr SBB
«Schritt 2 vor Schritt 1»
Im Bereich Zugbereitstellung (ZBS) bereitet die Umsetzung der neuen Berufsbilder Frust und viele Probleme. «Man hat die effektiv vorhandenen und künftig benötigten Tätigkeiten nicht gut genug analysiert», sagt Christoph Geissbühler, Mitglied der Personalkommission Fläche ZBS und Vizezentralpräsident des SEV-Unterverbands TS. «Korrekturen sind unvermeidlich.»
kontakt.sev: Konnte die Peko bei der Erarbeitung der Berufsbilder mitreden?
Christoph Geissbühler: Man legte uns eine fixfertige Grobbeschreibung der Berufsbilder vor, zu der wir unsere Änderungen und Inputs eingaben. Zwei Monate später erklärte man uns bei einem Treffen, wieso man auf viele Forderungen nicht einging. Eine Ausnahme war unsere Forderung, Informatikkenntnisse in die Stellenbeschriebe der Instandhaltung aufzunehmen. Obwohl heute jeder Level-1-Mitarbeiter mit dem Tablet arbeiten muss, waren diese zu Beginn nicht aufgeführt. Zu den ignorierten Inputs gehören auch jene nach Berücksichtigung der Sprachanforderungen und der vielfältigen Spezialfunktionen.
Was sind das für Funktionen?
Das sind etwa Ausbildungstätigkeiten. Oder in der Serviceanlage Oberwinterthur die Bereitstellung des Materials für die Mechaniker durch Materialsupporter wie auch weitere Aufgaben zur Unterstützung der Mechaniker bei ihrer Kernaufgabe. Man hat einfach mal die Berufsbilder gemacht und schaut jetzt im Nachhinein, wie man ihnen die effektiv vorhandenen Tätigkeiten zuordnen kann. Man hat Schritt 2 vor Schritt 1 gemacht.
Wie hätte man richtig vorgehen müssen?
Man hätte zuerst genau schauen müssen, welche Tätigkeiten es gibt und künftig brauchen wird, und dann, welche Berufsleute man benötigt, um diese Tätigkeiten abzudecken. Beides ist heute noch nicht klar. Man weiss nicht, wie die Teams neu zusammengestellt werden sollen und wie sich das Ganze auf die Betriebsorganisation und Tourenpläne auswirkt. Es ist nun Aufgabe jedes einzelnen Standorts, dies bis zum Fahrplanwechsel im Dezember herauszufinden.
Wird man die neuen Berufsbilder abändern oder ergänzen müssen, weil sie den reellen Tätigkeiten nicht entsprechen werden?
Ja, bestimmt, Korrekturen sind unvermeidlich. Insbesondere sind eben die Spezialtätigkeiten nirgends berücksichtigt, in der Instandhaltung z.B. auch der Betriebsmittelunterhalt.
Konnte die Peko mitreden bei der Umsetzung der Berufsbilder, also bei der Einreihung der Funktionen in Anforderungsniveaus sowie der Zuordnung der Mitarbeitenden zu den Funktionen?
Nein. Es gab zwar den Begleitausschuss, doch wurde das Meiste, was wir dort sagten, ignoriert. Und die Verantwortlichen hielten nicht immer ein, was sie dort versprachen. Zum Beispiel wurden unbequeme Teamleiter mit dem neuen Stellenbeschrieb abgestraft und erhielten den neuen Arbeitsvertrag mit einer fünftägigen Frist zum Unterschreiben.
Was erwartest du von den Verantwortlichen nun?
Sie sollen die offenen Fragen gegenüber den Mitarbeitenden schnell klären und zumindest jene Funktionszuordnungen, die zu Rückstufungen geführt haben, nochmals neu vornehmen. Dass es Weiterentwicklungsschritte braucht, bestreitet niemand, doch hätte man die Umsetzung auch sozialverträglich gestalten, bestehende Mitarbeitende in ihren Anforderungsniveaus lassen und die neuen Berufsbilder nur bei neuen Mitarbeitenden anwenden können.
Markus Fischer
ZBS prüft Korrekturen
Zu den Problemen des Projekts «Berufsbilder Operating» fand am 20. September ein Treffen von SEV- und Peko-Vertretern mit Claudio Pellettieri, Leiter Zugbereitstellung (P-OP-ZBS) statt. Zur Sprache kamen ins- besondere folgende Themen: Der Leiter ZBS sagte zu, da- für zu sorgen, dass die Vorgesetzten den Mitarbeitenden den neuen und den bisherigen Stel- lenbeschrieb geben und ihnen die Unterschiede in den Funkti- onen erklären müssen, wo dies noch nicht geschehen ist.
ZBS prüft die Streichung des Satzes «Erledigt Aufgaben im Auftrag des Linienvorgesetzten» aus allen Stellenbeschrieben.
Weil viele Funktionszuordnungen weiterhin nicht nachvollziehbar sind, sagte der Leiter ZBS zu,im Dezember zusammen mit dem SEV die Dienstorganisation mit den Zuordnungen zu prüfen.
Da einzelne Mitarbeitende den Anspruch auf eine Frühpensionierung mit «Valida» verlieren sollen, will der SEV das weitere Vorgehen diesbezüglich regeln.