Stiftungsratswahl bei der Pensionskasse SBB
«Diesmal haben wir etwas unternommen»
Bei der Gesamterneuerungswahl der Arbeitnehmervertretung im Stiftungsrat der Pensionskasse SBB hat der SEV seine vier Sitze verteidigt, der VSLF und der KVöV ihre Sitze ebenso. Damit gehen alle sechs Sitze an die GAV-Sozialpartner der SBB. SEV-Vizepräsident Manuel Avallone, zuständig für die SBB, ist froh über diesen Wahlausgang.
Manuel Avallone, die Sozialpartner der SBB behalten ihre Sitze im Stiftungsrat der Pensionskasse SBB. Bist du darüber erleichtert?
Ja, sehr, denn diese Wahlen waren äusserst wichtig. Zurzeit haben ja alle Pensionskassen Mühe, das Rentenniveau halten zu können. Die tiefen Kapitalzinsen von fast 0 Prozent und die Altersstruktur der aktiven Versicherten sind für die Pensionskasse SBB eine grosse Herausforderung. Deshalb ist es wichtig, dass das Personal im Stiftungsrat durch kompetente Personen vertreten wird, die sich für die Gesamtheit des Personals einsetzen. Ich bin froh, dass die gemeinsame Liste der Sozialpartner überzeugt hat. Nachdem wir beim ersten Anlauf im Herbst zwei Sitze verloren hatten, war dies nicht selbstverständlich.
Nach dieser ersten Wahl legte der SEV Rekurs ein, weil mit internen Mails auf unzulässige Weise für eine andere Kandidatenliste geworben wurde, worauf der Stiftungsrat dem SEV recht gab und die Wahl wiederholen liess. Damit stand der SEV unter Druck: Er durfte nicht nochmals verlieren …
Hätten wir unsere Sitze nicht halten können, wäre dies für uns tatsächlich ein grosser Misserfolg gewesen. Wir hätten uns dann ernsthaft fragen müssen, ob der SEV und seine Unterverbände noch richtig funktionieren und ob wir unfähig geworden sind, unsere Basis davon zu überzeugen, an einer Wahl teilzunehmen, die für ihre Renten äusserst wichtig ist.
Das ist aber offensichtlich doch gelungen. Stimmt dich dies ein Jahr vor den nächsten GAV-Verhandlungen zuversichtlich?
Es wäre falsch, uns nun in Siegerpose zu werfen und herumzuprahlen, dass wir die Stärksten seien, weil wir unsere Sitze im Stiftungsrat der Pensionskasse SBB gehalten haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir bei der ersten Wahl zwei Sitze verloren haben: nicht nur wegen der Unregelmässigkeiten, sondern auch, weil wir nicht stark genug mobilisiert haben! Diesen Fehler haben wir diesmal nicht wiederholt, sondern kommunikativ etwas unternommen, um unsere Mitglieder dazu einzuladen, an dieser Wahl teilzunehmen. Und wir gingen mit den Kandidat/innen vor Ort, um sie den Mitarbeitenden – egal, ob in der Gewerkschaft oder nicht – vorzustellen. Deshalb war die Wahlbeteiligung diesmal 5% höher als die mageren 15,6% bei der ersten Wahl. 20,4% sind zwar auch nicht berauschend. Doch dieser Unterschied war entscheidend.
Welche Lehren ziehst du daraus im Hinblick auf die GAV-Verhandlungen 2018?
Diese Wahl zeigt vor allem, dass sich es sich immer noch lohnt, vor Ort bei den Mitgliedern Überzeugungsarbeit zu leisten, auch wenn unsere Botschaften nur schwierig zu vermitteln sind wie bei der Pensionskasse. Beim GAV geht es um konkrete, den Alltag betreffende Dinge. Im Juni starten wir eine Umfrage bei unseren Mitgliedern, um ihre Anliegen zu erfahren. Auf dieser Grundlage formuliert dann die GAV-Konferenz unsere Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Personals von SBB und SBB Cargo. Diese Arbeit mit unserer Basis ist wichtig und Teil der Mobilisierung.
Vivian Bologna/Fi
Die sechs Gewählten
Franziska Schneider, SEV, neu, 4200 Stimmen; Aroldo Cambi, SEV, bisher, 4173 Stimmen; Daniel Ruf, VSLF, bisher, 3954 Stimmen; Markus Rüegsegger, SEV, bisher, 3820 Stimmen; René Knubel, KVöV, neu, 3727 Stimmen; Andreas Menet, SEV, bisher, 3627 Stimmen.
Die Stimmbeteiligung betrug 20,36% – gegenüber 15,58% bei der ersten Wahl im Herbst.