SBB Cargo präsentiert Abbau bei den Bürostellen
«Railfit» konkret: jede fünfte Stelle weg
Was harmlos «Projekt Strukturkosten» heisst, ist ein Stellenabbau in neuen Dimensionen. SBB Cargo kündigt die Streichung jeder fünften Bürostelle an. Ein Vorgeschmack auf «Railfit».
Immer mehr zeigt sich, dass die Divisionen der SBB den Sanierungsprofi McKinsey gar nicht gebraucht hätten. In vorauseilendem Gehorsam haben sie längst eigene Abbauprogramme aufgegleist. Nach Infrastruktur, die schon länger die Streichung von 500 Stellen angekündigt hat, präsentiert nun auch Cargo ihre Strategie. Hinter dem harmlosen Titel «Strukturkosten» verbirgt sich ein Abbauprogramm, das in absoluten Zahlen die Reduktion um 145 Stellen bis 2020 vorsieht.
Das volle Ausmass zeigt sich aber erst, wenn klar wird, dass die Basis für diesen Abbau der heutige Bestand von 650 Stellen ist. Anders ausgedrückt: Jede fünfte Bürostelle bei SBB Cargo soll verschwinden.
Tiefer als das Minimum?
«SBB Cargo hat uns schon früher gesagt, sie hätten die Verwaltung mit der Halbierung des Bestandes in den vergangenen Jahren bereits aufs Minimum reduziert – nun gehen sie offenbar darunter», stellt Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn fest, der beim SEV für Cargo zuständig und als Nationalrat auch Mitglied der Verkehrskommission ist. «Anscheinend soll die Zitrone doch noch weiter ausgepresst werden.» Er weist darauf hin, dass die Stellen nicht alle in der Zentrale in Olten angesiedelt sind: «Vom Abbau werden auch administrative Funktionen in der Fläche betroffen sein.» Noch hat SBB Cargo erst in groben Zügen informiert, weshalb der SEV vorerst auf ein Konsultationsverfahren verzichtet. «Wenn wir genauer wissen, welche Bereiche betroffen sind, werden wir neu beurteilen, ob wir eine Konsultation verlangen», erläutert Hadorn.
Im Konsultationsverfahren kann der SEV eigene Vorschläge einbringen, um den Stellenabbau zu verhindern oder zumindest abzuschwächen. SBB Cargo ihrerseits verweist im Moment auf ein allfälliges Angebot zu Pensionierungen ab 60 Jahren, setzt ihre Hoffnungen aber vor allem auf die mehrmonatige Präventionsphase, die einer Stellenaufhebung vorausgeht. Während dieser soll für die Betroffenen nach neuen Lösungen gesucht werden.
McKinsey überflüssig …
Philipp Hadorn fragt sich zudem, wozu eigentlich das millionenschwere Engagement von McKinsey nötig sein soll: «Offensichtlich versuchen die Divisionen selbstständig den Tatbeweis zu erbringen, dass sie auch vor radikalen Reorganisationen nicht zurückschrecken. Besser würde sich SBB Cargo auf die Verlagerung und deren öffentliche Finanzierung konzentrieren, als sich mit anhaltenden Restrukturierungen zu Tode zu sparen.» Dass ausgerechnet die kleinste Division, Cargo, so massiv Stellen abbaut, lässt für die noch ausstehenden Unternehmensteile – Personenverkehr, Immobilien und Konzernzentrale – das Schlimmste befürchten.
Peter Moor