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Branchentagung der VPT-Pensionierten vom 20. März in Olten

«Altersvorsorge 2020» braucht Korrekturen

Hauptthema der Tagung war die vom Bundesrat vorgeschlagene Reform der 1. und 2. Säule.

Mit fast 90 Teilnehmenden aus allen Landesteilen war die Tagung wiederum sehr gut besucht.

Doris Bianchi, die beim SGB als Zentralsekretärin für die Sozialversicherungen zuständig ist, zeigte auf, wie der Bundesrat die Altersvorsorge reformieren will:

Bei der AHV ist wegen der Babyboomerjahrgänge (1950 bis 1965) und der steigenden Lebenserwartung bis 2030
Leistungen einerseits um 1,4 Milliarden Kasse unter 70 % der jährlichen Ausgaben sinken sollte: Dann würden die Renten nicht mehr an Teuerung und Lohnentwicklung angepasst, und die Lohnabzüge für die AHV würden erhöht.

Bei der beruflichen Vorsorge will der Bundesrat den Mindestumwandlungssatz von 6,8 auf 6 % senken. Damit die Renten dennoch nicht sinken, sind höhere Beitragssätze für Arbeitnehmende und Arbeitgeber, ein tieferer Koordinationsabzug (bzw. ein höherer versi- cherter Lohn, was auch auf höhere Beiträge hinausläuft) und Zustüpfe an die Versicherten aus dem Sicherheitsfonds der beruflichen Vorsorge geplant.

AHV stärken statt noch mehr Geld in die 2. Säule stecken!

Dass der Bundesrat die Rentenverschlechterungen kompensieren will, unterscheide diese Rentenreform von früheren reinen Abbauvorlagen, anerkannte Doris Bianchi.

Doch sie warnte, dass die höheren Pensionskassenbeiträge die tiefen und mittleren Einkommen sehr teuer zu stehen kämen. Für diese Einkommensschichten wäre eine Erhöhung der AHV-Renten um 10 %, wie sie die SGB-Initiative «AHVplus» fordert, viel preisgünstiger, betonte Bianchi.

Eine Stärkung der AHV würde zudem vermeiden, dass viele zusätzliche Milliarden in die zweite Säule investiert und damit an den unsicheren Finanzmärkten angelegt werden müssten.

Die Verschlechterungen bei der AHV, insbesondere die «Schuldenbremse», sind für Bianchi inakzeptabel, da heute schon viele Pensionierte von ihren allzu tiefen Renten nicht oder kaum leben können. «Das heutige Dreisäulenmodell ist ein Minderheitenmodell», unterstrich Bianchi: Nur knapp 30 % der Versicherten hätten eine 3. Säule und über 60 % der Frauen nur die AHV. Daher sei diese so wichtig.

In der Diskussion wurde u. a. die Mehrwertsteuererhöhung als unsozial kritisiert und ein spezieller Steuersatz für Luxusprodukte vorgeschlagen.