In hartnäckiger Arbeit konnte ein Erfolg erreicht werden

Im Laufschritt um die Züge

Sicherheit ist – gerade bei der Bahn – ein hohes Gut. Ohne genügend Zeit ist Sicherheit aber nicht zu erreichen – auch wenn das etwas kostet.

TS-Vizepräsident Gjon Kqira an seinem Arbeitsplatz im Rangierbahnhof Limmattal (RBL).

Güterwagen werden täglich auf ihren technischen Zustand geprüft. Nachdem ein Wagen
bewegt (also beispielsweise rangiert) wurde, muss ein Mitarbeiter optisch nachkontrollieren, ob der Wagen und seine Ladung immer noch in ordnungsgemässem Zustand sind.
Dies nennt SBB Cargo «risikoorientierte Inspektion des Zuges» (RIZ). Vor einem Jahr wurde sie eingeführt.

Es geht um 3,5 Sekunden

Für eine umfassende Kontrolle waren bisher 30 Sekunden pro 5 Meter eingerechnet. Die Einführung von RIZ sollte auch eine Reduktion der für die Kontrolle nötigen Zeit bewirken. SBB Cargo setzte eigenmächtig und ohne Konsultation der Sozialpartner Richtzeiten für die Inspektion ein: Gerade noch 18 Sekunden pro 5 Zugsmeter sollten für die RIZ zur Verfügung stehen. Entsprechend knapp wurde die Zeit kalkuliert, die für die RIZ zur Verfügung stand. Für die Kon-trolleure bedeutete dies, dass sie entweder die Kontrollen nicht sauber durchführen konnten oder praktisch im Laufschritt um die Wagen hasten mussten, bevor sich das zur Verfügung stehende Zeitfenster wieder schloss.

TS holt Unterstützung

Die Betroffenen des SEV-Unterverbandes Technisches Servicepersonal (TS) meldeten sich beim Cargo-Verantwortlichen im Zentralsekretariat. «Es ist unmöglich, mit dieser Zeitvorgabe die Kontrollen auftragskonform durchzuführen», war die unmissverständliche Botschaft des SEV-TS-Vizepräsidenten Gjon Kqira, der selbst in diesem Bereich arbeitet.

SBB Cargo stellt sich quer

Nach einigem Hin und Her einigten sich SEV und SBB Car-go, paritätisch Zeitmessungen vorzunehmen und anschliessend das Resultat als Basis für die Toureneinteilung zu akzeptieren. Die Messungen brachten den Nachweis: Es braucht 21,5 Sekunden pro 5 Meter. Doch SBB Cargo widersetzte sich vorerst der vereinbarungsgemässen Umsetzung.

Hartnäckigkeit zahlt sich aus

«Erst nach mehreren Interventionen des SEV konnte nun eine tragfähige Umsetzung sichergestellt werden», hält der für Cargo zuständige Gewerkschaftssekretär Philipp Ha-dorn fest. Per Fahrplanwechsel im Dezember 2014 wird jetzt die gemessene Zeit eingeplant, und rund 75 Betroffenen wird mit dem Novemberlohn noch eine «Prämie» von 100 Franken als «Entschädigung für den entstandenen Stress» ausbezahlt.

Sicherheit für alle

Mit diesem Vorgehen ist gesichert, dass RIZ-Beauftragte ihre Aufgabe korrekt ausführen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Sicherheit des Güterverkehrs beitragen kön-nen. «Nur dank guter Zusammenarbeit zwischen SEV und SEV-TS und hartnäckigen Interventionen gegenüber SBB Cargo konnte diese lösungsorientierte Einigung erzielt werden», zieht Hadorn Fazit und ergänzt: «Eine ‹Triple-Win- Situation› für Mitarbeitende, die Unternehmung und die gesetzliche Aufsichtsstelle.»

pan.