Personal privater Transportunternehmen der Region Ostschweiz traf sich in Rebstein
Gegen Konkurrenz auf Kosten des Personals
«Konkurrenz – wozu?» war die Kernfrage der Ostschweizer VPT-Tagung, zu der sich heute gegen 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bahn-, Bus- und weiteren Transportunternehmen in Rebstein SG trafen. Eines war klar: Wenn schon Konkurrenz im öffentlichen Verkehr, dann darf diese nicht auf dem Buckel des Personals ausgetragen werden.
Für die aus allen Teilen der Ostschweiz angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von Zürich bis Graubünden, ist die VPT-Tagung sowohl ein Treffen mit Gleichgesinnten als auch ein politischer Akt. VPT-Präsident und SEV-Geschäftsleitungsmitglied Kurt Nussbaumer machte in seiner einleitenden Rede darauf aufmerksam, dass der Einsatz der Gewerkschaft bei den konzessionierten Transportunternehmungen heute so wichtig ist wie nie zuvor. Angesichts der sich abzeichnenden Liberalisierung, die die europäische Union dem öffentlichen Verkehr verordnet, muss das Personal geschlossen für seine Arbeitsbedingungen einstehen.
SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil, noch jurassischer Ständerat bis Ende November, widmete sich seinerseits drei Punkten, die die Transportgewerkschaft zurzeit stark beschäftigen. Der Sozialpartnerschaft in den Transportunternehmen, der Konkurrenzentwicklung im Verkehrsbereich und der Situation der Pensionskassen SBB und Ascoop, die viele KTU versichert. Er warnte insbesondere die Unternehmen vor der falschen Annahme, ohne Sozialpartnerschaft, insbesondere ohne Gesamtarbeitsverträge, gehe es einfacher: «Die Sozialpartnerschaft hat zwar ihren Preis, aber das Fehlen der Sozialpartnerschaft ist viel teurer und gefährdet letztlich die Zukunft der Branche.» Er forderte die Unternehmen zudem auf, zusammen mit dem SEV und dem Verband des öffentlichen Verkehrs gemeinsam für eine Sanierung der Pensionskasse Ascoop einzustehen: «Hier vertreten wir gegenüber dem Bund alle zusammen das identische Anliegen», betonte Gentil.
Die Konkurrenzsituation war schliesslich Hauptthema einer Podiumsdiskussion, an der der St. Galler Volkswirtschaftsdirektor Josef Keller, der Geschäftsleiter der Rheintal Bus AG Walter Dierauer, der Bündner SP-Nationalrat und Verkehrspolitiker Andrea Hämmerle sowie SEV-Vizepräsident Giorgio Tuti teilnahmen. Ausgehend von der Ausschreibung der Busse im Sarganserland vor Jahresfrist entwickelte sich eine lebhafte Diskussion um den Nutzen und die Grenzen des Wettbewerbs. Regierungsrat Keller bestätigte, dass ein Lernprozess stattgefunden habe. Er sei nach wie vor vom Nutzen von Ausschreibungen überzeugt, aber lediglich dann, wenn es darum gehe, gravierende Mängel bei bestehenden Angeboten zu beheben oder völlig neue Produkte aufzubauen. Keinesfalls dürfe eine Ausschreibung dazu dienen, die Anstellungsbedingungen oder Löhne des Personals zu drücken. Damit holte er sich viel Beifall bei den Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern im Saal. Giorgio Tuti bestätigte, dass er damit genau jene Grenzen genannt habe, die auch die Gewerkschaften ziehen. Er wandte sich gegen einen Ausschreibungszwang und wies darauf hin, dass die Kantone erfreulicherweise zurzeit vermehrt auf Leistungsvereinbarungen mit den bestehenden Anbietern setzen als auf Ausschreibungen.
Der Verband des Personal privater Transportunternehmen VPT ist einer der zehn Unterverbände der Transportgewerkschaft SEV und zählt über 10 000 Mitglieder bei Bahnen, Bus-, Seilbahn-, und Schifffahrtsunternehmen.