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Zukunft von SBB Cargo

Leise Hoffnung auf ein Ende der Reorganisationen

© SBB/CFF/FFS

In einer Podiumsdiskussion zu den Folgen der privaten Beteiligung bei SBB Cargo gaben sich die SBB-Leute zwangsläufig optimistisch, während die SEV-Vertretung noch nicht so recht glauben wollte, dass nun wirklich das Ende der seit 20 Jahren andauernden Reorganisationen gekommen ist.

Der Unterverband AS hatte nach Olten zu einer Diskussion mit dem Titel «SBB Cargo AG – Bahn brechend» eingeladen. Unter der Leitung von Manfred Joss, Chefredaktor von Radio 32, diskutierten von Seiten SBB Cargo Eveline Mürner, Personalchefin, und Markus Streckeisen, Leiter Vertrieb, mit SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger und Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn, verantwortlich für Cargo.

Auslöser für den Anlass war die Beteiligung der Swiss Combi AG an SBB Cargo. Die vier Transportunternehmen Planzer, Swiss Camion, Bertschi und Galliker sind in Zukunft zu 35 Prozent an der SBB-Güterbahn beteiligt. Gleich zu Beginn wies Eveline Mürner darauf hin, dass der Handel noch bei der Wettbewerbskommission hängig ist, weshalb die Zusammenarbeit noch gar nicht aufgenommen werden konnte.

«Eine Kapitulation»

Philipp Hadorn, der nicht nur als Gewerkschaftssekretär sondern auch als Nationalrat in den letzten Jahren intensiv mit dem Schienengüterverkehr beschäftigt war, hielt fest, dass er den Schritt in der jetzigen Situation unterstütze. Man habe versucht, mit dem Gütertransportgesetz einige Grundlagen für den Güterverkehr auf der Schiene zu verbessern. Er fügte aber sofort an, dass es einer Kapitulation gleich komme, dass sich Cargo innerhalb des SBB-Konzerns nicht habe etablieren können.

Barbara Spalinger ergänzte: «Es muss sich zeigen, dass dieser Schritt SBB Cargo am Leben erhält und die Stellen bestehen bleiben.» Wobei allen klar war, dass in der zurzeit laufenden Reorganisation nochmals ein Stellenabbau um 800 Personen enthalten ist, auf noch 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2023. Markus Streckeisen zeigte sich zuversichtlich: «Wir mussten den Interessenten wirklich jedes Detail offenlegen, und wenn sie nun bereit sind, beträchtliche Summen zu investieren, zeigt dies auch, dass sie eine positive Zukunft sehen.» Er wies weiter darauf hin, dass die gleichen Transporteure seinerzeit auch Cargo Domizil übernommen und zum Erfolg geführt hatten. «Für uns ergeben sich ganz neue Perspektiven: Bisher war unsere kleinste Einheit der Güterwagen, neu ist es das einzelne Paket.»

Druck auf Arbeitsbedingungen

Barbara Spalinger warnte davor, dass die privaten Partner trotz Minderheitsbeteiligung in Zukunft das Sagen haben; das habe man schon bei SBB Cargo International erlebt. Hier liegt denn auch ihre Befürchtung fürs Personal: Der SEV musste sich bei den letzten GAV-Verhandlungen verpflichten, nach einer Dritt- Beteiligung wieder Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen bei Cargo aufzunehmen. «Die neuen Aktionäre werden kaum Unterschiede zwischen ihrem eigenen und dem SBB-Personal akzeptieren.»

Markus Streckeisen zeigte sich optimistisch, was das Ende der Reorganisationen angeht. Die Partner seien Familienunternehmen, die immer schon stark auf Kontinuität ausgerichtet gewesen seien. Sie hätten sich zudem verpflichtet, die aktuelle Strategie von SBB Cargo zu unterstützen, die darauf ausgerichtet ist, dass die Güterbahn ab 2023 ihre Investitionen selbst finanzieren kann. Barbara Spalinger schloss an diese Aussage an: «Meine Hoffnung ist, dass SBB Cargo nun endlich wieder schaut, was an der Basis geschieht, das hat sie jahrelang verschlafen.»

Streckeisen berichtete von ersten Erfolgen: Es sei gelungen, mit gewissen Kunden höhere Preise zu vereinbaren, da diese unbedingt auf der Schiene bleiben wollten. Somit könnten wohl Zustellpunkte beibehalten werden, die zur Schliessung vorgesehen waren.

Eveline Mürner, Personalchefin SBB Cargo, Markus Streckeisen, Leiter Vertrieb SBB Cargo, Manfred Joss, Diskussionsleiter, Barbara Spalinger, Vizepräsidentin SEV, Philipp Hadorn, Gewerkschaftssekretär SEV
 

Personal will stolz sein können

In der Diskussion zeigte sich, dass im Personal nach wie vor Skepsis herrscht. Mehrere Redner kritisierten, dass mit der andauernden Reorganisation bei SBB Cargo das Vertrauen des Personals ins Unternehmen verloren gegangen sei. Ihre Erwartung ist klar: «Wir wollen eine Perspektive, wir wollen stolz sein und an unser Unternehmen glauben können!»

Peter Moor